ws oder allgemeine botanische Zeitung,
herausgegeben
von \
der königl. bayer. botanischen Gesellschaft zu Regensburg.
Neue Reihe. xva. Jahrzang,
2 „oder
döi ganzen Reihe XLI. Jahrgang. N‘0. 1-48, - Steintafel I--Vl. Beilage }.
.
Mit Original-Beiträgen von
Aınold, Bamberger, Böckeler, Caspary, Fiseher-Ooster,Th, M. Fries, W. Gümbel, Haustein, Hasskari.;.W. Hofmeister, v.Janka,irmisch,v.Krempelhuber, Lagger, Landerer, Leh- mann, Lönnroth, Lorenz, Müller, Münch, Nylander, Panucie, Radikofer, keinsch, Sauter, Schacht, Schramm, F. Schultz, Sendtner, v. Solms-Laubach, v. Thümen-Gräfendorf, Vul- Pius und Winneberger.
Dr IE a
Redigirt von
Dr. A.E. Fürnrohr,
k Prof. am Lyceum und Director der k. botan, Gesellschaft zır Regensburg, der kais Leopold, Carol. Akademie der Naturforscher u. m, a. gel. Vereine Mitglied,
Regensburg, 1858. Verlag der Redaction.
Haupt-Commissionäre: Fr. Hofmeister sen. in Leipzig. — 6.J. Manz nd Fr. Puntet in Regensburg, — Riegel et Wiessner in Nürnberg. -— €. Schaumburg et Comp. in Wien,
Mo. Bet. Grrden.
a
eo
was
RLORA.
N 1.
Bfegenshurg. 7. Januar. 1858.
EInkhnald: OoRIGINAL-ABHANDLUNG.: Hofmeister, über das Steigen des Saftes der Pflanzeu. — zireratur. Olof Hammar, "Monogranhia gene-. ris Fumariarum. L. Ritter v. Heufler, Instructionen für die Naturforscher der Expedition der k. k, Fregatte Novara in Beziehung auf Kryptogamen. — ANZRIGR. Pringshbeim, Jahrbücher der wissenschaftlichen Botanik. Tbie- nemann, arktische Cry plogamen- Sammlung.
Ueber das Steigen des Saftes der Pflanzen, von W. Hof- meister,
Seit Hales vor 130 Jahren durch seine Untersuchungen den Weg zur Ergründung der beim Bluten des Weinstecks thätigen Kräfte zeigte; ist unsere Kenntniss dieses Gegenstandes hauptsäch- lich durch Brücke erweitert worden*) Er stellte fest, dass die Kraft, mit welcher der Saft aus angeschnittenen Reben hervorquillt, beim Enden des Blutens nicht auf einmal erlischt, sondern dass die (bereits von Hales entdeckte) tägliche Schwankung der Spannung des in den Gefässen enthaltenen Saftes vom Aufbrechen der Knospen an, unter dem Einflusse der stetig sich steigernden Verdunstung durch die neu entfalteien beblätterten Sprossen von Tag zu Tag grösser wird, bis endlich die Vegetation soviel Saft in Anspruch nimmt, und den Tag über soviel Saft verdunstet, dass der Verlust des Holzkörpers an Flüssigkeit die Aufnahme derselben aus dem Boden ganz und gar überwiegt, bis endlich zu keiner Tageszeit mehr aus den gekappten Aesten Saft hervortritt. — Brücke fand ferner, dass Steigröhren, Aesten eines und desselben Rebstocks in verschiedener Höhe aufgesetzt, eine Differenz des Saftdruckes ange- ben, welche in der Regel dem Drucke einer Suftsäule von der Höbe des verticalen Abstandes der beiden Schnittflächen entspricht. Er - schloss aus diesen Versuchen, dass die Zweige desselben Rebstecken in Bezug auf die Spannung des in ilnen enthaltenen Saftes wie communieirende Röhren sich verbalten; dass ein sehr beträchtlicher
—
*, Brücke, über das Bluten des Rebstockes, Pogg. Aun, 63 (1844): Flora 1858, 1
2
Theil der an tief angesetzten Röhren beobachteten bedeutenden Druckhöhen auf Rechnung des hydrostatischen Druckes der in den Sprossen der Rebe oberhalb des Ansatzpunktes der Röhre enthalte- nen Flüssigkeitsmasse zu setzen sei, und ist nicht abgeneigt anzu- nehmen, dass die Anfüllung der früher lufthaltigen Gefässe mit Flüs- sigkeit nur von den an löslichen Stoffen reichen Zellen der. Mark- strahlen und der Markscheide des Stammes und der Aeste ausgehe, „welche sich vermittelst dieser löslichen und in Wasser aufquellenden Substanzen zuerst strotzend mit Wasser anfüllen, und dann, indem sie immer noch mehr Wasser anziehen, das was sie in ihrer Höble nicht beherbergen können, mit einem Theile der gelös- ten Substanz als Saft in die benachbarten Spiralröhren hinein drän- gen.“ Es sei möglich, dass der Saft zunächst in den oberen Enden der Zweige in die Gefässe hinein ausgeschieden werde, und nur dem Gesetz der Schwere folgend abwärts sich senke, was zur. Genüge die Thbatsache erklären würde, dass die unteren Theile der Rebstöcke “ im Allgemeinen früher bluten als die oberen. Es sei endlich wahr- scheinlich, dass der Saft gerade zu der Zeit des jährlichen und täg- lichen Maximum seiner Spannung in den Spiralröhren abwärts, nicht aufwärts steige.
Die letzteren Folgerungen beruhen auf der Nichtbekanntschaft mit einem der wesentlichsten Züge der Erscheinung, über weichen die Untersuchungen Anfschluss bieten, deren Ergebnisse ich in Fol- gendem mittheile, Veröffentlichung der Einzelheiten bis nach weiterer Ausdehnung: der Versuche, namentlich auf andere Gewächse als den Weinstock, mir versparend.
Nicht nur die Gefässe, auch die Holzzellen der Rebe (wie auch des Aborns, der Birke, der Pappel, vieler anderer Lauhbhölzer und die HolzzeHen der Nadelbäume) enthalten während des Winters (bei der Rebe noch Mitte März) Luft in Form von Blasen innerhalb einer Flüssigkeit, die in den Gefässen durchweges eine dünne, die Wände überziehende Schicht darstellt, in den Holzzeilen, reichlicher vorhan- den, die verjüngten Enden der Zellen völlig ausfüllt und in der wei- teren Mittelgegend die langgestreckte Luftblase umschliesst. Gegen den Eintritt des Blutens hin nimmt die Menge dieser Luft in den Holzzellen rasch ab. Aus den Gefässen aber verschwindet sie selbst zur Zeit der grössten Saftfülle keinesweges vollständig; — bei mi’ kroskopischer Untersuchung nicht zu dünner Längsschnitte unter Oel sieht man in sehr vielen, engeren und weiteren Gefässen langgezo- gene Luftblasen. Es liegt auf der Hand, und ist auf dem Wege
des Versuchs leicht zurAnschaung zu bringen, dass die Anwesenheit
einer selbst siemlich grossen Luftblase in einem, von gleichartiger permeabler Membran umschlossenen Raume den Ein- und Austritt von Flüssigkeit in und aus demselben bei Druck von aussen oder von innen nicht hindert, \
Bei Messung der Spannung des Rebsaftes durch Aufsetzen von Manometern auf in verschiedener Höhe abgeschnittene Zweige der nämlichen Rebe zeigt sich unter allen Umständen ein höheres Stei- gen der Quecksilbersäule in den tiefer stehenden Röhren. Das Stei- gen erfolgt in diesen rascher als in den höher angefügten Röhren. In einer 0,15 Meter über dem Boden angesetrten Steigröhre ward Ende Aprils zum Beispiel das Maximum der Druckhöhe (im vorlie. genden Falle731 M. M.) schon nach einer Stunde durch den Stand des Quecksilbers angegeben; in einer 2066 M. über dem Erdboden gleichzeitig aufgesetzten Röhre stieg das Quecksilber stetig 72 Stun- den lang, bis auch bier die, schen von Hales entdeckte, tägliche Schwankung des Druckes in dem Stande des Quecksilbers sich aus- prägte. Accidentelle Veränderungen des Drucks, durch Zufluss reich- licher Feuchtigkeit, oder eintretende Trockenheit, durch rasches Steigen oder Sinken der Temperatur bewirkt, werden früher und in stärkerem Maasse an den tiefer stehenden Röhren sichtbar. Auch die tägliche Variation des Druckes ist ungleich grösser in den tiefer als in den höher stehenden Röhren. Dieser weitere Spielraum der täglichen Schwankung in tiefen Manometern tritt besonders dann mit grösserer Schärfe hervor, wenn, wie Ende Mai und Anfang Juni, die tägliche Variation unter dem Einflusse der gesteigerten Verdun- stang der entfalteten Blätter, ’/ı bis !/, Meter beträgt. So maassen z. B. die Quecksilbersäulen in Röhren, deren eine einem 12; 13 M. M. Durchmesser haltenden Sprosse 1,210 M. über dem Boden, die andere einem ebenfalls zweijährigen Sprosse von 11: 10 M. M. Durchmesser derselben Rebe um 445 M. M. höher aufgesetzt war:
’ a b am 1, Joni 7 Uhr 360 M M. 273 M.M. 12 E2 —14 2) 68 2) 2!/ı ” v ” 4 ” am 2. Juni 8 „ 2381 „ 278 2 2-9 5050 3 23 — 30 KR} 9 „ und in ähnlichem Falle, wo c 1.112 M. über dem Boden, d 418 M. M. über c aufgesetzt war:
c d am 4. Jani 7 Uhr 217M.M. 182 M.M. ı 5) Fa 7 a € Esser, 3. 4, m2 „ , Ia » —6 „ 42 ” am 5. Juni 9 „früh 68 „ 92 -
Nicht selten stimmt die Differenz der Quecksilberstände zweier der nämlichen Rebe in verschiedener Höhe angepasster Manometer in überraschender Schärfe überein mit der Druckhöhe einer Säule von Rebensaft von der Höhe der verticalen Distanz der Ansatzpunkte beider Röhren. Ungleich häufiger aber findet sich die wirkliche Differenz des Quecksilberstandes kleiner, wenn der Druck in der Rebe überhaupt im Steigen , oder grösser, wenn er im Sinken ist.
Das Aufrichten oder Niederlegen der Theile der Rebe oberhalb des Ansatzpunktes eines Manometers ist von nur sehr beschränktem Einfluss auf die Spannung des Saftes., Ein Beispiel: die Steigröhre war 0,15 M. über dem Boden etnem Aste eines niedergelegten 4,92 M. in grösster Länge messenden Rebstocks aufgesetzt. Dreh Auf- richten der Rebe stieg das Quecksilber um 93 M. M. (von 602 auf 696) in 4 Stunden. Nach dem Wiederniederiegen der Rebe sank das Quecksilber um 128 M. M. (auf 468) in 2’, Stunden und begann dann wieder rasch zu steigen. Andere ähnliche Versuche ergaben noch weit geringere Aenderungen des Quecksilberstandes, statt der nach Brücke’s Ansicht geforderten von hier ca 360 M.M.
Alle diese Erscheinungen deuten darauf hin, dass die Ursache der Spannung des Saftes ausserhalb der überirdischen Theile der Rebe selbst liegt; dass die Wirkung der treibenden Kraft in den weiter vom Boden entfernten Tbeilen der Rebe nicht allein um die kast der vertical gehobenen Saftmasse, sondern auch durch den Wi- derstand der zahlreichen Membranen gehindert ist, durch welche der Saft seinen Weg nehmen musste. Diese Vermuthung wird durch einen einfachen Versuch sofort zur Gewissheit erhoben.
Wird eine Wurzel, nahe am Stamme blos gelegt, durchschnitten, ein Steigrohr der Schnittfläche des in der Erde verlaufenden Theiles der Wurzel, ein anderes dem mit dem Rebstocke im Zusammenbange stehenden Stumpfe der Wurzel aufgesetzt, so zeigt sich stets eine sehr bedeutende Differenz des Quecksilberstandes, in beiden Röhren za Ungunsten derjenigen, die an dem mit dem Stamme zusammen- hängenden Stumpfe der Wurzel sitzt. Die Differenz steigt rasch mit dem Vorrücken der Jahreszeit. Anfang Juni 150 bis 250 M. M, war sie Blitte Juni 400 bis 506, Ende Juni (wo zu allen Tageszeiten die
y
nn. m
5
mit dem Stamme in Verbindung stehende Röhre nur negativen Stand des Quecksitbers zeigte) 600 bis 700 M.M. Mit Sicherheit geht hier- aus hervor, dass die treibende Kraft ihren Sitz in den Wurzeln hat *)-
Aber nicht in den Wurzelnspitzen und den jüngeren Theilen der Wurzeln. Einjährige Adventivwurzeln von bis zu 110 M. M. Länge und 3 M.M, Dorchmesser auf angemessene Weise an Manometer ge- ringen Kalibers befestigt und in Wasser getaucht, bringen kein, oder dech nur ein sehr geringes Steigen (bis 5 M. M.) des Quecksilbers zuwege. Das Bluten des Rebstocks ist eben so wenig, wie die gleiche Erscheinung bei anderen Gewächsen, auf die Frühlingsmonate be- schränkt. Zwar die oberirdischen Theile lassen bald nach Entfaltung der ersten Blätter zu keiner Tageszeit mehr Saft ausfliessen. Durch- sehnittene Wurzeln aber bluten den ganzen Sommer bindurcb. Die Kraft, mit welcher der Saft hervordringt, steht auch in den Sommer- monaten derjenigen des Frühlings nicht nach und nimmt selbst gegen den Herbst nur langsam ab, wie sie denn z. B. am 21. Juni einer Quecksilbersäule von 699 M. M., am 3. Juli einer von 618 M. M., am 8 Juli einer von 748 M. M., am I. August noch einer von 515 M. M., am 1. September einer von 335 M. M. das Gleichgewicht hielt. Die Menge des innerhalb gegebener Zeit ausfliessenden Saf- tes dagegen ist in der vorgerückten Jahreszeit weit geringer als im Frühjahr (während 24 Stunden am 23. April 20, 131 Grammen per Stunde; am 9, Juli in gleicher Zeit, aus einer Wurzel von eben- falls 11 MM. M. Durchmesser 1,219 Grammen per Stunde). Damit hängt zusammen, dass im Frühling das Quecksilber seinen früheren Stand wieder erreicht, wenn nach mehrstündiger Eutfernung des Steigrohrs und freiem Auslaufen des Saftes das Rohr wieder aufge- setzt wird, als im Hochsemmer: am 8, Mai in 3, am 19, Juli in 31 Stunden. Als vom 22, bis 25. Juli das Steigrohr ven einer ange. schnittenen Wurzel entferut gewesen war, dauerte es nach Wieder- aufsetzen des Rohres 48 Stunden, bis die frühere Höhe der Queck- silbersäule wieder erreicht war. Man sieht, um wie Vieles lang- samer im Sommer die Verluste der Rebe an Saft ersetzt werden, als im Frühling.
#) Der ähnliche Ausspruch Dutrochet’s („la force motrice a son siege dan» les spongioles“; (Memoires edit.. Bruxelles) p. 201) ruht auf ungenügendem Grunde: blvus auf der Beobachtung, dass die obere Schnitt- äche auch sehr dünner Wurzeln noch blutet, wenn nur die Wurzelspitze unverletzt bleibt. Mit welcher Kraft, und wie lange der Saft hervor‘ tritt, bat Dutrochet nicht ermittelt. ”
Aeussere Einflüsse, die entscheidende Wirkung auf den Grad der Spannung des Saftes äussern, sind die Temperatur umd die Feuch- tigkeit des Bodens wie der Luft. Der Einfluss der Temperatur über- wiegt hei Weitem im zeitigen Frühjahre, wenn der Boden noch voll- ständig durchfeuchtet ist, Das Steigen des Saftes, welches am 24. April das Maximum dieses Jahres erreicht hatte, liess bis zum Ver- schwinden nach, in Folge der ungewöhnlichen Erniedrigung der Tem- peratur vom 22, bis 30. April (Mitfeltemperatur dieser Tage, aus dem Maximum und Minimum jeden Tages berechnet, nur + 5,7° R. für die ganze Frist, + 2,5° für die vom 23. bis 27., + 3,37° für die vom 23 bis 30 April), Dieselbe Rebe, welche am 24. April durch ausquellenden Saft die Quecksilbersäule auf 804 M. M. hob, trieh sie am 29. nar noch auf 8, am 30, Abends nur noch auf 6 M. M.
„Erst am 5. Mai-stieg die Spannung wieder auf 522 M. M, Von der.
Zeit an, wo die Mittelwärme jeden Tages über} 12°R. betrug, trat die Einwirkung der Temperatur zurück, der Einfluss der Feuchtigkeit bie zur Ausschliesslichkeit hervor. Während der anhaltenden Trocken- heit Mitte Mai konnte die Quecksilbersäule durch seichliches Begies- sen der Rebe von Abends 7 Uhr bis Morgens 8 von 262 auf 355 M. M. getrieben werden, während das Quecksi'ber in der, einer be- nachbarten nicht begossenen Rebe angesetzten Röhre stetig sank. Noch auffälliger war der Einfluss des Begiessens Mitte Juni; er trieb das Quecksilber in 24 Stunden von 403 auf 603 M. M.
Ausser diesen grossen zufälligen Schwankungen des Saftdruckes findet, in den von den oberirdischen nicht isolirten Theilen der Rebe, eine tägliche (schon von Hales entdeckte) Varietät statt, welche erst von dem Zeitpunkte des Aufbrechens der Knospen an hervor- tretend, deutlich und nach dem Urtheile aller Beobachter als von der Verdunstung durch die Blätter abhängig sich zu erkennen gibt. Die Grösse der Schwankung, je nach dem Feachtigkeitsgrade der Loft an den einzelnen Tagen überaus verschieden, steigt im Allge- meinen stetig mit der-Entfaltung der Sprossen. Ende April bei tro- ckener Luft im Maximum 23 M. M. wird sie Anfaug Mai 40, im zweiten Drittel desselben Monats 100, Ende Mai schon 400 M. M. und darüber, bis endlich die Verdunstung unter Tages den Saftge- halt der Rebe so erschöpft, dass auch während der Nacht die Wur zeln den Saftdrack in den tiefsten Theilen der Rebe Anfang Juni nicht mehr über 200 M. M., Mitte Juli nicht über 33 M.M, zu trei- ben vermögen, Die Zeit des täglichen Maximum fand ich, überein- stimmend mit früheren Angaben, einige Stunden nach Sonnenaufgang; das Minimum trat in der Regel erst bei Sonnenuntergang ein.
>
So
|
an
” rung: Er “
7
Höchst "auffällig ist die rasche Aenderung des Saftdrucks durch plötzliche Aenderung des Feuchtigkeitsgrades der Luft. Die Queck- silbersäule eines Manometers war am 24. Mai 12 Uhr Mitt. bei hei- terem Himmel und trocknem Ostwind 59 M. M. hoch, 121/, sprang ein feuchter Westwind auf; trotz des brennenden Sonnenscheins bei heiterem Himmel und der um 3° R. gestiegenen Temperatur war der Stand des Quecksilbers 1’/, 81 M.M.; Abends 8 (bei inzwischen leicht bewölktem Himmel) 268 M. M.
Tiefgehende Wurzeln lassen keine, der der oberirdischen Spros- sungen vergleichbare tägliche Schwankung erkennen, Däs Steigen und Fallen der Quecksilbersäule ihnen aufgesetzter Druckmesser er- folgt stetig, dem Grade der Bodenfeuchtigkeit entsprechend. Anders in flach, in etwa 0,5 M, Tiefe horizontal verlaufenden Wurzeln, bei denen die Wasseraufnahme aus dem Boden unter Tages durch die austrocknende Wirkang der Sonnenstrahlen erbeblich beeinträchtigt werden kann. Hier zeigt sich eine, gegen Abend das Minimum er- reichende tägliche Schwankung von bis zu 70, unter Umständen bis 100 M. M.
Schon Brücke hat hervorgehoben, dass längere Zeit fortge- setzte Beobachtungen an der nämlichen Schnittfläche einer Rebe endlich trügerische Resultate geben. (Meine Angaben sind sümmt- lich aus Beobachtungen an höchstens 5 Tage lang derselben Schnitt” fläche aufgesetzten Steigröhren gefolgert.) — Zwei Erscheinungen an länger gebrauchten Steigröhren verdienen besondere Erwähnung. Schon am dritten oder vierten Tage wird die tägliche Schwankung in weit geringerem Grade angezeigt, als durch der nämlichen Rebe an andern Zweigen frisch aufgesetzte Röhren. Die durch den Schnitt blosgelegten Mündungen der Gefässe des dem Experiment unterwor- fenen Astes sind zu dieser Zeit noch keineswegs verstopft. Die mindere Durchlässigkeit ihrer Wandungen und derjenigen der be- nachbarten Zellen kann nur auf einer, durcb das Mikroskop nicht erkennbaren, Veränderung der Membranen derselben beruhen. — Die zweite ist, dass bei den Versuchen an sehr tief stehenden schwa- chen Seitenästen starker Reben diese vach wenigen Tagen geradesu abgetödtet werden: das Quecksilber sinkt in etwa 2 bis 3 Tagen bis auf oder unter Null, um nicht wieder zu steigen. Das Hole, . dann untersucht, ist trocken und todt.
Das kräftige Emportreiben des Saftes durch die Wurzel ist eben-
‚sowenig auf die geringe Zahl von Holzpflanzen beschränkt, von denen
bis jetzt das Bluten bekannt war, als auf einige Wochen des Früh- lings; vielmehr eine ganz allgemeine und dauernde Erscheinung, die
‘8
manchen krautartigen Pflanzen in weit höherem Grade zukommt, als vielen Holzgewächsen. Als Beispiele seien einige an eingewurzel- . ten, dicht über dem Boden abgeschnittenen Pflanzen beobachtete Maxima des Saftdruckes genannt:
Atriplen hortensis . . . . 65 M. M. Onecksilber Chrysanthemum coronarium . 14 » » Digitalis media 7) , . 461 » Papaver somniferum . . . 212 „ ”» Morus alba Den 12 Pr IE
denen sich einige an möglichst unverletzt ausgehobenen, in Wasser gesetsten Wurzeln gefundene anschliessen mögen:
Digitalis media . . . . . 30 M. M, Quecksilber Sonchus oleraceus . . .. 4 ” Chenopodium album . . . 16 „ » "Paopaover somniferum . . . N. 9 Petunia nyelaginiflora . .- IT nn Pisum sativum, Keimpfl. . 31—25 »
In allen diesen Fällen erfolgte das Steigen des Quecksilbers mit “ gleichförmiger Stetigkeit,
Eine der Hauptschwierigkeiten der Erklärung des Saftaufsteigens, das anscheinend ausnahmsweise Vorkommen an wenigen Gewächsen während einer beschränkten Zeit des Jahres, wird durch die Allge- meisbeit der Erscheinung beseitigt. Nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse kann der Erklärungsversuch nur dem von Brücke angedeuteten (s. oben S. 2.) aber nicht eingeschlagenen Wege fol- gen. Es lässt keine andere wahrscheinliche Ursache der treibenden Kraft sich finden, als das endosmotische Verhalten der in bestimmten Zeilgrappen der Wurzel eingeschlossenen löslichen Stoffe zum Was- ser des Erdbodens. .
Selcher Stoffe finden sich vor Beginn des Blutens fast nur in den Markstrabienzellen: Zucker in minderem, die nächsten Umsetzungs. producte des Amylum: Dextrin und Verwandte in vorwiegendem Maasse. Die letzteren, als deren Repräsentant das arabische Gummi mit Fag gelten mag, werden zunächst die Erklärung zu beschäftigen haben. " .
In seinem endosmotischen Verhalten unterscheidet sich das ara- bische Gummi sehr auffällig von den Substanzen, die wie Glauber- salz, Kochsalz, Zucker u. A. den Physiker und Physielogen bisher fast ausschliesslish zum Prüfstein bei Ermittlung der endosmotischen
*) Pflanze von 953 M. M. Höhe, Durchmesser der Schnittfläche 10 M. M.
er
wu mn me
niet wert
9
Erscheinungen dienten. Gummilösung , von reinem Wasser. darch eine permenable Membran, gleichviel ob thierischen oder pflanzlichen Ursprungs getrennt, nimmt nur Wasser auf, ohne ah das Wasser Gummi in Austausch abzugeben , vorausgesetzt, dass der Iydrostati- sche Druck der inneren wie der äusseren Flüssigkeit durch häufige Regelung des Standes beider sorgfältig beseitigt wird. Leicht ist es, den Versuch mit überzeugender Schärfe in der Art anzustellen, dass eine Gummilösung als äussere, destillirtes -Wasser als innere Flüssigkeit angewendet wird. Nachdem in einem solchen Falle 98.128 Gr. Wasser zu einer Gummilösung von 13,32°/, ausgetreten waren, liess der Rest der inneren Flüssigkeit noch 30,872 Gr., nach dem Verdampfen nur 0,008 Gr. festen Rückstand, eine so geringe Menge, dass sie der zufälligen Verunreinigung des Wassers zuge- schrieben werden muss. Der Strom ging also einseitig vom Wasser zum Gummi; das „endosmotische Aequivalent“ des Gummi ist un- begrenzt,
Wird Gummilösung unter Druck durch vegetabilische Membranen (Reispapier, dünne Querschnitte von Tannenbh. !z) filtrirt, so ist das Filtrat von beträchtlich geringerer Concentration als die ursprüng- liche Flüssigkeit *) Die Dichtigkeit der Filtrate von Lösungen glei- cher Concentration steigt mit der Höhe des angewendeten Drucks- Das Filtrat bleibt in seiner Dichtigkeit um so weiter hinter der fil- trirten Flüssigkeit zurück, je concentrirter diese war.
Die Menge der Flüssigkeit, welche eine Zelle mit der Eudos- mose fähigen Inhalte aussondert, nachdem sie bis zum Strotzen Was- ser einzog, wird von drei Faetoren bestimmt: der endosmotischen Kraft des Inhalts, der Permeabilität der Membran für das von die. sem Inhalte angezogene Wasser, und durch die Durchlässigkeit der Membran für die Filtration eines Theiles des in Folge endosmoti- scher Wasseraufnahme unter steigendem Drucke stehenden Inhalts. Bei allen bekannten Membranen steit die letztere dieser Eigen- schaften beträchtlich hinter der ersteren zurück, ein Umstand, auf welchen eben d.s Anschwellen der Wasser aufnehmenden Zellen beruht, das unter Umständen bis zum Bersten der Zellwand geht. Soll die Ausscheidung von Flüssigkeit aus der Zelle bemerklich und messbar sein, so Jdarf selbstverständlich nur ein Theil der Zelle mit dem üusseren Wasser in Berührung treten, und es muss eine Vor- ehrung bestehen, durch welche die aus den nicht von Wasser be-
*) Wie Wilib, Schmidt bereits für die Filtration durch thierische Henn branen fand: Pogg. Ann. Bd, 99. S. 37.
10
rührten Theilen der Zelle ausgesehwitzte Flüssigkeit gesammelt wird. Es muss zur Vermehrung der Menge der Ausschwitzung gereichen, wenn die saugende und die aussondernde Fläche zu einander im umgekehrten Verhältniss der Fähigkeit der Membran für Endosmose und für Filtration stehen, wenn also der aussenderosde Theil der Zellwand einen grösseren Raum einnimmt, als der einsaugende. Noch mehr aber muss die Ausschwitzung aus den nicht saugenden Tbeilen der Zellhaut sich steigern, wenn der Filtration durch die einsaugende Fläche besondere Hindernisse (grössere Dicke oder durch eigentbümliche chemiscl.e Constitution bewirkte geringere Durchläs- sigkeit dieser Theile der Zeilhaut, mehr noch das Vorliegen von Zellschichten) im Wege sind. Diese Bedingungen alle finden sich in der Wurzel im vollsten Maasse erfülit.
Die an Stärkmehl und an löslichen Stoffen reichen Zellen der Markstrahlen und der inneren Wurzelrinde sind von dem im Erdboden vertheilten Wasser getrennt durch die wenigen, fünf bis acht, Zell- schichten der äusseren Wurzelrinde, deren Inhalt in seinem Verhal- ten zu Reagentien als eine schwache Lösung organischer Substanzen sich zu erkennen gibt. Mit Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass die Membranen dieser Zellen, in der Umwandlung in’ Korksubstanz begriffen, namentlich an den etwas älteren Tbeilen der Wurzel nur schwer Flüssigkeit des Innern der Pflanze nach aussen ‘durchäiltriren lassen ®), Der Gehalt der Rebe an löslichen und aufquellenden Stoffen ist sehr beträchtlich, Aus feingeraspeltem , bei 40° C. bis zum Aufhören der Gewichtsabnahme getrocknetem Holze der Wurze] lassen sich mit kaltem Wasser Anfang Februar über S° ,, Mitte März 5,69 bis 5,88°/,, Mitte Juni noch 3,7°/, fester Substanz auslaugen. Der bei gelinder Wärme eingetrocknete Rückstand des Extracts ist stark goldgelb; aus im Frühjahr geschnittenen Zweigen oder Wurzeln von rein und stark süssem Geschmack, eine Eigenschaft, die er, im Jnni gewonnen, nicht mehr besitzt. Zum kleineren Theile ist er in Wasser löslich, zum grösseren nur aufquellend. Von Stickstoffgehalt zeigt er nur schwache Spuren, Die durch Auslaugen des Holzes oberirdischer Theile der Rebe erhaltenen Mengen Hlöslicher Stofle bleiben etwas hinter den aus gleichzeitig geschnittenen Wurzeln er- langten zurück.
*) Die Filtration gebt auch bei höherem, eine halbe Atmosphäre erreichen- dem Drucke durch vegetabilische Gewebe, dafern sie genügende Wider- standskraft gegen das Zeriissenwerden besitzen, langsamer vor sich als die Endosmosse einer mässig concentrirten Gummilösung (von 8 bis 13°/,) Diese Eigenschaft tritt an einer Platte aus Kork besonders acharf hervor.
mE nun
were meer ana werner Bene Tree nn nun
ti
Die Spannung, welche die aus einer strotzend angefüllten Zelle in einem angrenzenden geschlossenen Raum ausgeschiedene Flüssig- keit innerhalb dieses Raumes binnen einer gegebenen Zeit erhält, hängt ab (unter übrigens gleichen Umstäuden) vom Verhältuiss des die Flüssigkeit aufnehmendeu Raumes zur Ausdehnung der secerni- renden Fläche, Auch in dieser Beziehung bietet die Rebe günstigere Verhältnisse als sie künstlich sich irgend herstellen lassen. Der Quersebnitt einer zweijährigen Rebenwurzei zeigt 50—60 Markstrah- len; in einem Wurselstück von 10 M,M. Länge und 5 M. M, Halb- messer sondert also eine Fläche von beiläufig 6000 Quadrat-Milli- meter Flüssigkeit. aus in Räume hinein, deren gesammter Inbalt nicht mehr als höchstens 300 Cubik-Millimeter beträgt, Der von den sau- genden Theilen der Wurzeln aufwärts getriebene Saft trifft überall im Holze auf Gewebe (die Markstrablen), denen ähnlich, welche sein Aufsteigen einleiteten, und deren Berührung mittelbar eine Spannung steigern muss.
In Apparaten verschiedener Construction suchte ich Verhältnisse herzustellen, die den in der Pflanze vorkommenden insofern an- nähernd ähnlich waren, als in geschlossenen Räumen (eylindrischen Glasröhren, deren Oefinungen mit pflanzlichen Membranen geschlos- sen wurden) der Endosmose fähige. Stoffe einerseits mit Wasser, anderseits mit offenen oder durch Querksilber gesperrten Räumen in Verbindung gesetzt wurden, in welch letztere hinein die künst- liche Zelle einen Theil der nicht im Innern za bergenden Flüssigkeit ausschwitzen konnte. Es wurde dafür gesorgt, dass auf letz- terem Wege die aus der Zelle hervorgepresste Flüssigkeit weniger Hindernisse zu überwinden hatte, als beim Durchgang durch die Membranen, mittelst welcher der Apparat mit dem Wasser in Ver- bindung stand. Jenes Ende war nur mit einfacher Membran, dieses dagegen mit mehrfacher verbunden, oder es waren letzterem eine oder mehrere, mit reinem Wasser gefüllte und durch Membranen gleicher Art geschlossenene kurze ceylindrische Röhren luftdicht an- gepasst. Andere derartige Apparate waren so construirt, dass der endosmotisch wirksame Stoff in einem kleinen Beutel aus einem kreis- runden Stücke Reispapier fest eingebunden und die so hergestellte Zelle auf die eine Glasröhre verschiiessende und in Wasser eintau- chende Membran gelegt wurde.
Die saugenden wie die ausschwitzenden Flächen maassen in die- sen Fällen nur 42 Quadratmillimeter. Es wird nicht überraschen, dass unter solchen Umständen die Menge der ausgeschiedenen Flüs- sigkeit, verglichen mit der von den Wurzeln lebender Pflanzen inner-
12
halb gleicher Zeit ausgeschiedenen, nur gering war. Bei Füllung der wirksamen Zelle des Apparats mit concentrirten Lösungen von (100/° und darüber) arabischen Gummis warden durchschnittlich 0,1 6Gr., bei Anwendung schwächerer Lösungen (2 bis 3°.) ungefähr 0,05,Gr. Flüssigkeit während einer Stunde ausgeschwitzt. Die durchgeschwitzte Flüssigkeit blieb in ihrer Concentration in den ersteren Fällen um 2 bis 3°%;,, in den zweiten um 0,5 bis 1,5°/. hinter der durchschwit- senden zurück, Bei Anfügung von Manomelern an derartige Appa- rate stieg das Quecksilber langsam aber stetig. Der höchste bisher erreichte Stand der Quecksilbersäule war 92 M. M. In der Nähe ‚dieses Punktes musste stets der Versuch abgebrochen werden, weil die den Apparat vom äusseren Wasser abschliessenden Membranen sich zu -zersetzen begannen und undicht wurden.
Diese Versuche sind unzureichend, die Erscheinung des Blutens der Gewächse zu erklären. Nicht wegen der geringen Höhe des empor getriebenen @Quecksilbers, denn diese würde unzweifelhaft einen weit höheren Stand erreicht haben, wäre es möglich gewesen, die Membranen länger als einige Tage, zu conserviren, Sondern weil die ausgeschwitzte Flüssigkeit eine Gummilösung von viel zu be- trächtlicher Concentration war, als dass sie mit dem aus durchge- schnittenen Pflanzentheilen bervorquellenden Safte irgend verglichen werden könnte *), .
Ganz anders gestaltet sich der Erfolg bei Erfüllung des Appa- rats mit nur aufquellenden, nicht sich auflösenden Stoffen: mit Pectin oder Tragantbgummi. Wird Pectin möglichst rein angewendet, so ist die Wirkung nur langsam. Sie wird aber sehr beschleunigt durch geringen Gummizusatz. Die ausgeschwitzte Flüssigkeit kommt dena an Menge der von concentrirten Gummilösungen ausgesonderten gleich, und treibt die Quecksilbersäule mit derselben Energie empor. Das Gleiche zeigt sich bei Traganthgummi. Die secernirte Flüssigkeit ist eine höchst verdünnte Lösung von Pflauzenstoffen; sie lässt beim Eintrocknen nur 0,3 bis 0,2°,, ihres Gewichts fester Bestandtheile.
So ist der Nachweis geführt, dass ein Stoff in seinen physika- lischen Eigenschaften, insbesondere in seinem Verhalten zum Was- ser und zu homogenen Membranen völlig übereinstimmend mit einer in der Rebenwurzel reichlich vertretenen Substanz (Seite 10), unter Verhältnissen, die denen nicht entsprechen, in welchen er in der lebenden Wurzel vorkommt, Wirkungen hervorbringt, die in allen wesentlichen Punkten dem Saftsteigen gleichen.
*) Den Gehalt des Rebsaftes au festen Stoffen fand ich Anfang Aprils 0,07 bis 0,08°/,, Mitte Juli 0,16°%, seines Gewiehts, -
18
Literatur.
Olof Hammar, Monographia generis Fumariarum. Upsal, 1857. (Aus den Acten der kgl. wissenschafil. Gesellsch., Ser. IH. Vol II, Pars I) 4. 50 S. und 6 Tafeln.
Der Verf., Lehrer der Botanik an der Universität Lund, liefert hier eine sehr fleissige, auf sorgsames Studium gegründete Arbeit, die er um so viel näthiger achtete, weil die Beschreibungen der mei- sten Arten von Fumaria theils nicht genau und sorgfältig genug ab- gefasst, theils in den verachiedensten, oft schwierig zu erlangenden Zeitschriften zerstreut sind, Bei dieser Arbeit fand der Verf, dass die Synonymie noch sehr schwankend und zweifelhaft sei; dass die Mo- nographie dieser Gattung von Parlatore (1842) sehr häufig nicht mit seinen (des Verf.) Ansichten übereinstimme, zudem sehr mangel- haft erscheine, da seit der Herausgabe manche neue Arten bekannt geworden seien. Der Verf. hat sich daher die Mühe genommen, die neuen Arten genau nach den Exemplaren selbst zu vergleichen und auf diese Weise die Synerymie zu berichtigen, wobei ihn die Bo- taniker Fries, Klotzsch, Liebmann, Agardh,Heuffel, Son- der und Lange sowohl durch Sammlungen als Bücher unterstütz- ten, Nach einem kurzen, diagnostischen Gattungscharakter folgt eine sehr ausführliche Beschreibung dieser zarten Pflanzengattung, bei welcher der Verf. in der Erklärung der Bluthendecken wesentlich von Bernhardi’s und auch von Krause’s Ansicht über die Entwick- lung der Fumarienblütle abweicht, wie solebe in der Linnaea 1838 p. 401 und in der Flora dargelegt sind. Er stimmt mit denjenigen Botanikern überein, welche die Blüthe aus zwei Keichblättehen, zwei äusseren und zwei inneren Blumenblättern bestehend betrachten; jedem dieser Blumenblätter stehen zwei Staubgefässe gegenüber, wovon die beiden inneren in zwei Theile getheilt sind, so dass sie als vier mit einfächrigen Antheren versehene Staubgefässe erscheinen, welche mit den beiden mit zweifächerigen Antheren versehenen, den äusseren Blumenblättern gegenüber stehenden Staubgefässen zusam- men gewachsen sind. In seiner Beschreibung gibt er daher auch 6 in zwei Phalangen zusammengewachsene Staubgefässe an, deren oberer dem oberen Blumenblatt anhängt. Nach dieser ausführlichen Gattungsbeschreibung folgt eine Gescbichte der Gattung von Dios- eorides bis auf unsere Zeiten, aus welcher unter andern hervor- geht, dass Linne nur zwei Arten dieser Gattung, in seine Werke aufgenommen , obgleich damalg. schon sechs ‚Arten bekannt waren...
14
Die Monographie des Verfs. zählt 24 Arten auf, von denen drei als neue begrüsst werden müssen. Die Ausbreitung dieser Gattung be- treffend, so werden als Centrum derselben .die Mittelineer - Länder betrachtet, in welchen alle Arten aufgefunden werden, obgleich einige auch andere Weltgegenuden bewohnen; die dritte Abtheilung der Gat- tungen bewohnt ausschliesslich nur die wärmsten Striche.des genann- ten Gebietes. Der Verf, iheilt die Fumaria- Arten nämlich in drei Abtheilungen:
1. Fum. officinales: Petalum et inferius et syperius apice gibbum formant, qui marginibus latis, palulis summum: apicem attin- gentibus eingitur; interiora lata, parum curvata. Diese Abtheilung unterscheidet sich noch durch kleinere Blüthen und kleine wenig höckerige Früchte. Hiezu zählt der Verf,: 1. F. officinalis L., 2. F. Cenwiflora Er., 3. F, Vailantü Lois., 4. F. prrviflora Lam.; 5. F. abyssinica n. sp., 6. ff, rostellata Knaf., 7. F. micrantha Lag,8 E. Kraliki Jord, »
I. Fum. capreolatae: Vetalum inferius apice inferne gib- bum format, qui margines angustissimos erecios summum apicem non ättingentes habet; superius apice superne gibbum efhcit, cujus margines reflexi summum apicem non attingunt; interiora angusta a medio ad apicem plus minnsve sursum curvata; exteriora acuta et plerumque arete cohaerentia. Sie unterscheiden sich noch durch grosse, schmale Blüthen,, glatte Früchte , die mitanter ein wenig höckerig sind. Hieher: 9, F. capreolala L., 10. F. sepium Boiss,, 11. F. media Lois., 12. F. apiculata n. sp., 13. F, Petteri Rehb, F. Heldreichii Boiss., 14. F\ Gussoni Beiss,, 15, F, Reuteri Boiss., 16... F. macrosepala Boiss.
II. Fum. agrariae: Petalum inferius lineare carinatum, ca- rina apice magis prominens inferne gibbum efheit, qui marginibus latiuseulis planis, summum apicem attingentibus eingitur; superius apice superne gibbum habet, qui marginibus latis,, patenti- reflexis summum apicem attingentibus cingitur; interiora a medio ad apicem sursum curvafa; exteriora obtusa et flore explicato ab interioribus apice distautia. Diese Abtheilung zeichnet sich auch noch durch grössere Früchte aus, die mehr höckerig und zusammengedrückt sind, Hierher gehören: 17. F, agraria Leg., 18. F. affinis n.sp., 19. F. rupestris Boiss., 20. F, flubellata Gasp., 21. F. corymbosa Dsf., 22. F. alexandrina Ehrenb,, 23. F. macrocarpa Parlat., 24. F. vagans Jord.
Gern möchten wir hier noch die Diagnosen der neuen Arten und die höchst interessante Synonymik in gedrängter Uebersicht hinsu-
15
fügen, allein der etwas beschränkte Raum lässt diess nicht zu und ist auch die ganze Monographie so interessant, dass sie wohl am besten im ganzen Zusaminenhange studirt zu werden verdient. Wir fügen desshalb nur noch hinzu, dass auf den 6 Tafeln 21 Arten und 3 Varietäten der F'. media in ihren wesentlichen Unterscheidungskenn- - zeichen dargestellt sind, nümlich eine Blüthe, ein Früchtchen mit Fruchtstiel und ein Abschnit der Blätter, während von F. officinalis noch die einzelnen Blüthentheile, die Fracht mit einem Durchsehnitte derselben und eine schematische Darstellung der Stellung der Blüthen- theile beigefügt ist. . Jar
L. Ritter v. Heufler, Instructionen für die Naturforscher der Expedition der k. k, Fregatte Novara in Beziehung auf Kryptogamen. (Aus den Mittheil. der k. k geograph. Gesellschaft. I, Jahrg. 1857. 1, Heft.) gr. 8. 12. S.
Der Verf. hat sich zur Beantwortung der fünf folgenden Fragen an Mettenius für die Farne, an K. Müller für die Laubmoose, an E. Hampe für die Lebermoose, an A. Massalongo für die Fiechten, an Kützing für die Algen uud an Fries für die Pilze gewendet und theilt nun die hierauf erfolgten Antworten in wört- lichen Auszügen aus den eingelaufenen Briefen mit, indem er den- selben zum Schlusse noch einige Worte beifügt, namentlich aus Rabenhorst’s Werke über die Bacillarien. Die gestellten Fragen waren folgende: 1) Welche der zu berülhrenden Punkte sind noch unbekannt in Rücksicht der anzustellenden Forschungen? 2) Wo ist ein besonderer Reichthum zu erwarten ? 3) Welche Punkte sind be- reits genügend bekannt und durch wen? 4) Auf welche Familien, Gattungen und Arten wäre die besondere Aufmerksamkeit zu rich- ten? 5) Welche andere besondere Wünsche wären anzubringen? — So interessant es ist, in der Beantwortung dieser Fragen von Spe- ejalitäten-Kennern die Desiderate der Wissenschaft kennen zu lernen, so wird es den Naturforschern der Novara doch kaum möglich sein, auch nur einen geringen Theil der hier geäusserten Wünsche zu er- füllen, da des Beobachtungswerthen und zu Sammelnden nur all- zuviel sich anbieten wird Mit Recht sagt daher Kützing in sei- ner Antwort (p. 9): „Ich weiss es aus Erfahrung, dass Reisende sich unterwegs nicht viel um literarische Mittel bekümmern können; sie thun am besten, überall Alles mitzunehmen, was ihnen unter die Hand kommt, Nichts zu verschmähen , mag es auch noch se gemein erscheinen, denn sehr oft zeigt es sich, dass man Seltenerer
16
mitträgt, als es Anfangs beim Sammeln den Anschein hatte. Der Reisende selbst muss Jie Gelegenheit wahrnehmen, wo sie sich ihm darbietet. Man kann ihm nicht aufgeben, das oder jenes zu beob- achten, weil solehe Aufgaben von seiner wissenschaftlichen Befähi- gung abhängen. — Auch kann man sich dazu nicht in 1—2 Monaten vorbereiten!" — Auch Hampe sagt (p. 5) sehr ireffend: „Eine spe- cielle Anweisung für einen nieht specie!len Kenser ist erfolglos. Die Hauptsache ist, Alles u sammeln, was vorkönemt.“
Wir schliessen diese kurze Mitthe!tnng mit dem Wunsche, dass dia hier gegebenen Instructionen dei in entfernten Gegenden woh- nenden oder reisenlen Botänikern stets mi Gedüchtniss sein mögen, denn sie sind besser im Stande, jeder in seinem verkälinissirässig kleineren Kreise, als die Naturforscher einer solehen Expedition, grössere Austrenguugen zu machen, un die daselbst bestehenden Lücken ausfullen zu helten. N-
Anzeigen
sei August Hirschwald in Berlin ist soeben erschienen und dureh alle soliden Buchlauslangen zu hezielen: Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. Hayauswewreben von Br 8. Priugsbeim, Privat Docenten an der Universität zu Berlin, Erster Baäüd. Zweites Heft. Mit 14 theils color. Tafeln. Lex. 8. geh. Preis: 2 Thir. 38 Sgr.
Inhalt: Pringsheim, Beher das Austreten der Sporen von Sphaeria Seirpi aus ihren Schläueben: Schacht, Ueber Pflanzen- befruchtung; Hanstein, Ueber den Zusammenhang der Blattsteilung mit dem Ban des dicotylen Holzringes; Pringsheim. Beiträge zur Morpholezie und Systematik der Algen: Il. Die Saproleznieen; Braun, Ueber den Blüihenbau von Delpbinium; Cienkowsky, Die Pseudagonidien.
Das erste Heft mit 10 meist color. Tafeln enthält: Pringsheim, Beiträge zur Morphologie und Systematik der Algen: I. Morphologie der Oedogonien; Hofmeister, Neuere Beobachtungen über Eınbryo- bildung der Phanerogamen.
Dr. Ludwig Thienemann (Verfasser der Reisen im Norden Europa’s vorzüglich in Island und der Fortpflanzungsgeschichte der gesammten Vögel) beabsichtigt seine besonders arktische Crypie- gamen - Sammlung zu verkaufen. Näheres bei ihm selbst: Dres- den. Trachenberge.
Redacteur und Verleger: Dr, Fürnrohr. Druck von F, Neubauer.
FLORA
— N 2. Regensburg. 14. Januar. 1858.
Inhalt: orIsINnAL- ABHANDLUNGEN, H. Hanstein, über die Auf- nahme des Stickstoffs durch die Pflanzen vermittelst der Säuren des Humus. Böckeler, eine neue ausgezeichnete Cyperaceen-Gattung, Choricarpha, — LiterAtun, Payer, Elements de Botanique. Gümbel, Mittheilungen über die neue Färberflechte Lecanora ventosa. — BOTANISCHER NOTIZEN, Gelungene Acelimatisations-Versuche einiger ausländ. Arzneipflanzen auf Java, Museat- nuss-Ernte auf Banda. Waldhaar aus der Rasenschwiele. — ANZBIGBNM. Hohenacker, verkäufliche Pflanzensammlungen, Beiträge zu den Sammlun-
gen der kgl. botanischen Gesellschaft, — BrıLace, Subscriptions- Anzeige auf Alberti Magni de Vegetabilibus libri septem,
Ueber die Aufnahme des Stickstoffes durch die Pflanzen ver- mittelst der Säuren des Humus, von Heinrich Hanistein.
Malder behauptet (physiologische Chemie), dass bei der Dehr- zahl der Pflanzen, insbesondere aber bei den Cultarpflauzen, die Aufnahme des Stickstoffes bedingt set durch die Säuren, welche der Humus erzeugt, indem diese mit dem Ammoniak Verbindungen bil- deten, welche allein zur Aufnahme für die Wurzeln der Pflanzen geeignet seien, Zur Begründung dieser Ansicht, welche noch heute von ausgezeichneten Botanikern, wie von H. Schacht (Lehrbuch der Anatomie und Physiologie der Gewächse), angenoinmen ist, stellt Mulder den fruchtbaren Marschboden neben den Flagsand: ein Vergleich, im höchsten Grade unpassend, indem der Marschboden reich ist an den mineralischen Nährstoffen der Pilanzen und eine ausgezeichnete physikalische Beschaffenheit besitzt, was Alles dem Fiugsande abgeht,
Auf den Vorbergen der Bergstrasse und des vorderen Oden- waldes ist eine sehr mächtige Schicht sandigen Lehmes, gemeinhin Löss genannt, abgelagert, aus feinem granitischem Sande, etwas Thon und einem’ grossen Gehalte, oft bis zu einem Drittel, an koh- lensaurem Kalk bestehend. Der Löss scheint aus den zertrümmerten Theilen einer granitischen und Kalkigen Gebirgsart gemengt zu sein und es sind die Mineralstoffe, von welchen das Wachstham der Pflan- zen abhängt, reichlich darin enthalten,
Die Alkalien und Silicate des Granites, der kohlensaure und
neben diesem der phosphorsaure Kalk, welcher ein steter Begleiter Flora 1858. 2. 2
a
18
des ersteren in fast allen Sedimentgesteinen zu sein scheint, wo. durch der alte Satz: ‚omnis calx ex vivo‘' eine gewisse Bedeutung erlangt, bezeichnen den Löss als eine für das Pflanzenwachsthum sehr geeignete Bodenart; dagegen ist seine physikalische Beschaf- fenheit eine ungünstige, indem der Löss das Wasser leicht dureh- sickern und das zurückgehaltene rasch verdunsten lässt.
An Humusarmuth kommt der Löss dem Flugsande gleich; selbst wenn sich Humus gebildet hätte, würde er an diesen dürren Halden rasch zerstört oder abgeschwemmt; selbst seinen Namen verdankt der Löss seiner leichten Fortführbarkeit durch das Wasser. In Löss- boden gedeihen alle Culturgewächse: Weizen, Roggen, Gerste, Klee, Esparsette, Luzerne, Linsen, Erbsen und Kartoffeln, häufig ohne alle, immer aber mit spärlicher Düngung; und man gibt den darin ge- wachsenen Kartoffeln z. B. sogar einen Vorzug. Nur in ganz regen- armen Jahren ist die Vegetation kümmerlich. Weinreben, Kirsch- und Walinussbäume gedeihen vortrefflich.
Oft ist der Löss mit Kies gemengt, dann sind die feinerdigen Theile ausgewaschen, der koblensaure Kalk, gelöst durch das koblen- säurehaltige Regenwasser, ist fortgeführt und findet sich in weissen Schichten in geringer Tiefe wieder abgelagert. Auf diesem Kiese gibt es nur wenige und dürftige Pflanzen: der Boden wird tief ge- rodet und junge Rebstöcke eingesetzt, welche in dem humusleeren Boden weit ihre Wurzeln verbreiten und gut gedeihen,
Ebenso dringen die Wurzeln der Kirsch- und Wallnussbäume in eine humusleere Bodenschicht. Bedarf es einer weiteren Aus- einandersetzung! Das Gedeihen der Culturpflanzen im humusleeren Lössboden ist ein Beweis im Grossen, dass die Pflanzen den Stick- stoff, dessen sie bedürfen, nicht durch die Humussäuren zugeführt erhalten; und nur diess ist es, was hier erörtert werden sollte.
Es ist eine andere und dem Wesen nach landwirthschaftliche Frage: ob durch Zuführung humusbildender oder humöser Stoffe, wie durch Gründüngung etc., der Ertrag nicht erhöht werde, und es ist bekannt, dass diess in der That der Fall ist. Eine ähnliche, landwirtbschaftliche Frage ist auch die der Zuführung assimilirbaren Stickstoffes. Freilich dürfen dann die landwirthschaftlichen Schrift- steller nicht eine neue Ordnung in die Natur bringen wollen, wie E. Kolatschek (Lehrbuch der Botanik für Landwirthe und Forst- männer 1856), welcher offeubar über den reichen Stickstoffgehalt der kleeartigen Pflanzen in Verlegenheit, die Pflanzen eintheilt in solche, welche ihren Stickstoff aus der Luft und solche, welche ihn aus dem Boden beziehen müssen. Zu letzteren aber rechnet der-
19
selbe die Gräser, indem er sagt: „als solche Pflanzen müssen aber nach allen Erfahrungen und Beobachtungen die Gräser und nament- lich die Getreidegräser betrachtet werden‘,
Ohne einen Augenblick sich rücksichtlich der Wiesen zu beden- ken! Und dennoch „ist der Ertrag an Stickstoff einer Wiese, wel- che keinen stickstoffhaltigen Dünger empfängt, weit grösser, als de, eines Weizenfeldes, welches gedüngt wurde (v. Liebig)“.
Sollte ein Zweifel in die 'Richtigkeit des Schlusses, welchen ich aus dem Verhalten der Cnlturpflanzen zum Lässboden gezogen habe, zu erbeben sein, so würde man zum Beweise im Kleinen schreiten müssen, und die Frage wäre einfach dadurch zu entschei- den, dass Löss oder eine Bodenart von ähnlicher Zusammensetzung, so weit, als zur Zerstörung des Humus nöthig, erhitzt und dann die verschiedenen Calturpflanzen in der humusfreien Bodenart erzogen wür- den. Ganz abgesehen von der Höhe des Ertrages, würde die voll- kommene Entwickelung dieser Pflanzen zur Blüthe und Fracht den von Mulder aufgestellten Satz einfach widerlegen.
Eine neue, ausgezeichnete Cyperaceen-Gattung, Ohoricarpha, von Böckeler.
Choricarpha nn. g&.
Spica e squamis multifariam (sp'raliter) imbricatis conıposita, squamis paucis minoribus inveluerata. Flores hermaphroditi rhacheos erassae eonico- pyramidatae spongiosae foveolis impositi, calloque subtriangulari carnosulo suflulti. Germen sessile, complanatum, py- riforme, e medio sensim in stylum attennatum, superne in margine atque in sinubus puberulum. Stamina 6 (an omnia antherifera) hypogyna, perigonii glumis contraria et glumis calyeinis inclusa; antherae biloculares, lineares, apice obtusae, basi emarginatae; fila- menta plana, glumis coroll. similia, inferne curvata, in germinis angulis opposite approximata. Glumae perig. 6, hypogynae, distine- tae, sese oppositae, Iatere anteriore et posteriore germinis versatae, elongatae, lineatae, planäe, apice acutiusculae, basi aequilatae, binae inferiores panlo latiores et obtusiores, summae chartaceae hyalinae (fusco-aureae), et germen et caryopsin maturam longe superantes, Glumae ealyc. duae laterales lineato-oblongae, compresso.carinatae, inearvatae, in nervo tenuissimo dorsali ciliatae, cum staminibus in- volatis angulos fractus amplectentes, Caryopsis magna late- ovata (interdam suborbiculata) compressa, interne plane-convexa, externe emmvexo. obtusangala, anguste subcalloso - marginata; pericarplum
2 ®
20
goriaceum semine non repletum, nervis 4 tenuissimis parallelo-linea- tum. Stylus longe exserfus, compressus, basi dilatatus, profunde bifidus, coriaceus, superve fragilis, persistens.
Ch, aphylla;, culmis densis elatis (3—4-pedal.) firmis, teretibus, septis transversis approximatis distinetis, tenuissime striatis, basi bivaginatis; vaginis coriaceis aphyllis, apice obtusatis mucrone mi- nuto atrofusco terminatis; spica unieca culmi prolongatione, basi anguste biaurita, suffulta, ovato-turbinata v. oblongo-ovata basi api- ceque attenuata; squama enervi brevi oblonga obtusissima, valde convexä, chartacea, basi plicato-cerispula, apice demum erosa (inferne saepius lacera) dorso aureo-fusca lateribus aurea hyalina,
In penins. Malacca Irg. Griffith,
Unter mehreren recht ansgezeichneten Cyperaceen, welche Griffith in verschiedenen Gegenden Indiens sammelte, ist dieje- nige, welche der vorstehend beschriebenen neuen Gattung zu Grunde liegt, wohl die merkwürdigste. .
Sechs unterständige, epponirte Perigonblätter, die, je drei vor den beiden Breitseiten der Caryopse stehend, unten ziemlich genau sich decken, nach oben neben einander liegen, fast die ganze Seite der Fracht bedeeken und diese auch im reifen Zustande ziemlich weit überragen, alterniren mit den vor den Rinde stehenden, in legaler Zahl vorhandenen Staubblättern, die ihnen bis auf eine min- dere Breite und die zur Aufnahme der Anthere mehr geeignete Spitze ganz ähnlich sind, Wie oben in der diagnostischen Beschreibung bemerkt, sind die opponirten Filamente von den beiden Hüllspelzen eingeschlossen und decken mit diesen den Fruchtrand bis etwas über die Hälfte der Frucht, wesshalb denn auch beide Theile mehr oder weniger sichelförmig gekrümmt sind. — Perigon- und Staubblätter bilden mithin in der legalen Vierzahl drei Kreise, und diese Erschei. nung ist es vornehmlich, die diese Gattung auszeichnet, da man solche, meines Wissens, noch bei keiner anderen Gattung der Cype- raceen beobachtet hat,
Habituell an einige Scirpeen, namentlich an gewisse Isolepis- und Heleocharis-Arten erinnernd, theilt Choricarpka mit den Ficinien die spongiose Aehrenspindel. Insofern nähert sich diese Gattung am meisten der von Aublet begründeten Gattung Mapania, als bei dieser ein ähnlicher Blüthenapparat offenbar vorhanden ist. Durch vollständigere Entwickelung eines dritten Fruchtblattes bei letztge- nannter Gattung ist eine höhere Ausbildung für dieselbe ausgespro- chen, Dagegen werden die folgenden Kreise, die der Staub- und Perigonblätter, allem Anscheine nach aus der normalen Zahl, aus
at dreien, gebildet. — Leider ist die diagnostische Darstellung des Genus Mapania (bei Kunth) der Art, dass man daraus über Stel- lung und Zahl der Blüthentheile eine klare Vorstellung schwerlich erlangen kann.
Hat man den Muth, sämmtliche Gattungen der Cyperaceen, bei welchen blattartige Blüthentheile mehr oder weniger entwickelt sind, unter einer und derselben Inschrift zu vereinigen, unbekümmert um die Beschaffenheit anderer Theile und um das äussere Gepräge der hetreffenden Genera, wie das von den beiden Monographen der Fa- milie geschehen ist, -- se würde man allerdings sowohl Aublet's Gattung (die beiläufig Kunth nur fragweise zu der Tribus Hypoly- treae stellte), wie auch Choricarpka den Hypolytreen einverleiben können, welches aber nicht geschehen würde, ohne Verstösse gegen Verwandtschaftsverhältnisse zu machen,
Literatun
Elements de Botanique par J.B.Payer, Membre de P’Insti- tut, Professeur de Botanique ä la faculte des sciences de Paris et ä& lecole normale superieure. Premicre partie. Organographie, avec 664 figures inlercales dans le lexle. Al. ei 276 pag. 12. Paris, 1857.
Herr Payer, wahrscheinlieh von dem Satze ausgehend, dass man die Vorreden gewöhnlich doch nicht liest, gibt uns sein Hand- buch ohne über Entstehung und Zweck desselben uns zn belehren. Bei der grossen Zahl Schriften dieser Art, die wir besitzen, sollte es Manchem etwas Leichtes scheinen, ein neues zusammen zu schrei- ben. Beim Durchlesen des Buches jedoch stiessen uns so viele Irr- thümer auf, dass wir glaubten, etwas länger uns bei demselben aufhalten zu müssen, um zu zeigen, dass andere Schriften dieser Art durch die vorliegende nicht leicht können ersetzt werden.
Sehr hinkend scheint uns gleich in den ersten Zeilen der Aus- druck, die Botanik babe man ehemals res herbaria genannt, 80- wie man die Regierung res publica nannte. Er theilt diese Wis- senschaft in zehn Abtheilungen: Organographie vegetule, Anatemie vegetale, Urganogenie vegetale, Physiologie vegetale, Teratologie vegetale, Pathologie vegetale, Phytographie, Geographie botanigne, Botanique appliguee und Botanique fossile. Es leuchtet dem Ref. hieht ein, warum der Verf., der einmal am Zeraplittern war, nicht
22
eine Anzahl grösserer Abtheilungen vorgeschlegen hat, da die ein- zelnen Disciplinen so enge mit einander verbunden sind, dass nicht leicht eine ohne die andere bestehen kann. Das einzige Resultat dieser Zersplitterang der Wissenschaft scheint uns eine Entwerthung derselben zu sein. Ohne weiter in die Definitionen der zehn Abthei- lungen einzugehen, die der Verf, von seiner res botanica gibt, bemer- ken wir blos, dass, einer traurigen Gewohnheit früherer Zeiten hul- digend, er seinen Landsleuten einen viel wichtigeren Antheil zuschreibt, als billig ist. Haben denn blos De Candolle, St. Hilaire und Mirbel die Organographie und Organogenie gegründet? Die Phy- siologie scheint uns einen wichtigen Einfluss auf die Thierphysiolo- gie geübt zu haben, in Rücksicht besonders auf die Bildung der Gewebe und die Befruchtung, wenn schon Hr. Payer die Pflanzen- physiologie als noch im Zustande der Kindheit sich befindend be- trachtet, Aber wir wollen uns nicht weiter bei der Untersuchung der den Verf. leitenden Principien aufhalten und zur Beleuchtung der einzelnen Abschnitte selbst übergehen.
Zuerst die Bemerkung, dass der Verf, fortwährend von den Botanikern spricht, gleich als ob er sich nicht als solchen bekenne; dass das Buch zugleich zur Belehrung der Agronomen, der Forstieute und der Gärtner scheint geschrieben zu sein und dass so die ange- . wandte Botanik fortwährend mit der allein bis‘ jetzt veröffentlichten Organographie verschmolzen ist. Diejenigen Lehrer tadelnd, die, wie gewöhnlich mit den Elementar-Bestandtheilen der Pflanzen he- ginnen, fängt er sein Buch mit dem Capitel über die Wurzelr an. Dieses Capitel, das ein Halbdutzend Seiten einnimmt, belehrt uns (p. 10), dass der Klee eine Pfahlwurzel besitzt, wie die Luzerne und die Runkelrübe; dass die Eiche, sowie die andern Bäume, die Pfahlwurzeln haben, hios diese letzteren aufweisen (p. 11), dass es aber dem Gärtner ein Leichtes ist, Haarwurzeln za produciren, in- dem er die Eicheln auf einen unterhalb gepflasterten Boden säet oder indem er durch eine unterirsche Operation die verwünschte Pfahlwurzel sbhackt.e Warum schneiden desshalb unsere Gärtner nicht die Pfahblwurzel des Birnbaumes ab, um ihn im Boden mit schlechtem Untergrande gedeihen zu machen? Jetzt, wo sie durch den Pariser Akademiker belehrt sind, werden sie gewiss in jedem Boden schöne Birnbäume zu ziehen im Stande sein! — Zuccarini und Andere scheinen dem Verf, eine ganz überflüssige Arbeit unter- nommen zu haben, indem sie die Forstleute lehren wollten, im Winter die Holzgewächse am Holze selbst kennen zu lernen; in Zukunft wer- den dieselben weiter nichts zu tbun haben, als die Knospen der Bäume
23
zu studiren, sonst möchten sie Gefahr laufen, eine Eiche statt einer Buche, eine Esche statt einem Ruster zu fällen. Wenn unsere Ba- dener und Würtemberger Auswanderer es vorziehen, in Nordamerica eber als in Algerien eine neue Heimath zu suchen, weil die Schwie- rigkeiten bei Urbarmachung des africanischen Bodens durch das Vor- handensein von Chamaerops humilis sie abschrecken, so belehrt sie unser Verf. eines Bessern auf p. 10 und 16: die Zwergpalme wachse nämlich blos im Sande am Meeresufer, ihre Wurzeln verlaufen ganz oberflächlich und der geringste Wind entwurzelt den Baum, daher es ihm überhaupt gefährlich scheint, andere Bäume als solche mit Pfahlwurzeln in die Nähe der Häuser zu setzen. Was speciell die Zwergpalme betrifft, so weiss jeder, der Nordafrica gesehen hat, dass dieselbe nie im Meeresande vorkommt, sondern in sehr festem Bo- den des inneren Landes; solches zu wissen kann man aber von einem Pariser Professor nicht verlangen.
Der Verf. wird sich bei allen trägen Gärtnern in hohe Gunst seizen, denn er beweist ihnen p. 75, dass es ganz unnöthig ist, die Wege und andere Orte, wo Unkräuter wuchern, mit dem Rechen zu reinigen. Durch diese Operation nämlich reissen sie blos die Spitzen der Pflanzen ab und ans den wunden Stellen kommen nach- her zahlreiche Adventivknospen hervor, so dass man die Unkräufer vermehrt hat anstatt sie zu vermindern, Finen andern Beweis, wie gefährlich es ist, von Sachen zu sprechen, die man nicht kennt, liefert uns der Verf. p. 11, wo er sagt, dass die Gärtner beim Um- pflanzen die Spitzen der Wurzeln abschneiden, um eine grössere Menge von Wurzeln zu produciren. Das Capitel über die Wurzeln bringt uns überbaupt viel Neues und Ueberraschendes: z. B. dass die Vanille in den Tropenwäldern Asiens und America's vorkömmt, dass die Dahlieuknollen ‚sont remplis de fecule“‘ und dass über- haupt unter Knollen (tubercutes) alle Organe zu verstehen sind, die Stärkmehl enthalten; so würden also die Dioscorea, die Batate, die wir gewöhnlich als Wurzeln betrachten, Knollen hervorbringen, und Helianthus tuberosus wäre eine Wurzel, weil er kein Stärkmehl enthält und wir haben ihn also künftighin, weil es Hr. Payer so will, neben die Scorzoneren einzureihen,
Gehen wir von den Wurzeln zu dem Stamme über, so werden wir abermals eine ebenso glückliche Vereinigung der Praxis mit — baarer Unwissenheit vorfinden, denn Wissenschaft können wir doch nicht leicht sagen. Wir lernen z.B. p. 63 ein Mittel kennen, um einen Apfelbaum gleich im 2ten Jahre seines Lebeus Früchte bringen zu machen: man braucht blos im ersten Jahre die Spitze
en
2
des Bäpmchens abzuschneiden. Es ist somit alle Hoffnung vorban- den, wenn einmal Hrn. Payer’s Theorien allgemeinen Eingang ge- fanden haben, dass wir überall Felder mit fruchttragenden Apfel- bänmchen sehen werden, es müssten denn die Obstzüchter ganz blind und einer verderblichen Routine ergehen sein. Doch wir haben p. 69 noch etwas Köstlicheres gefunden: wenn man nämlich die Zweige der Spalirbäume abschneidet, so entwickeln sich, wohl aus einer Art Sympathie, die entsprechenden Wurzeln nicht mehr und nehmen nach und nach die Gestalt an, welche das Baummesser den Zweigen gibt. Wenn man also in unsern alten Gärten dem Eibenbaum die verschie- densten Thiergestalten gab, so produeirte man an den Wurzeln Hunde, Bären und andere Thierfiguren. Wir möchten dem Verf. den Rath geben, für seine Erfindung ia China ein Patent zu nehmen: es müsste ihm Tonnen Goldes einbringen.
Die Agronomen wissen wohl nicht, was sie p. 81 lesen können, dasg sie dadurch, dass sie die Felder mit der Walze überfahren, den Boden lockerer machen.
Etwas verspätet, wie es uns dünkt, geschieht durch unseren Verf. die Annahme von Gaudichaud’s Theorie über die Stamm- bildung. Die Zweige seien Secundarstümme, die sich auf den Haupt- stamm pfropfen (p. 62); darin findet er die Erklärung des Ausdrucks „Stammbaum“, wenn man die Abstammung einer Familie verfolgen will, Auch bier möchten wir dem Verf. das „omnis comparatio elaudicat‘‘ in Erinnerung bringen, haben doch die Nebenäste oft eine nur sehr entfernte Verwandtschaft mit dem Hauptstamme und sind doch die Verschiedenheiten um so grösser, je mehr sie sich von ihrem Ausgangspunkte entfernen,
Wir wissen nicht, iu welcher algierischen Oasis Herr Payer Dattelpalmen von 120 Fuss (40 Metres) gesehen hat (p. 54); jeden- falle muss es für die Beduinen eine sehr halsbrechende Arbeit sein, solche Stämme zu erklimmen, um die herkömmliche Befruchtung mit den weiblichen Stämmen vorzunehmen. Man glaube jedoch nicht, dass viele solche „Böcke“ im Capitel über den Stamm vorkommen; zum Beweise des Gegentheils dienen folgende Citate: „die Aeste des Rosmarins sind vierkantig wie der Stamm; die Zweige der Tul- pen {p. 55) sind Zwiebela; die Bulbillen sind Zweige (p. 55), die aus den Blattachseln einer nicht zwiebeltragenden Pflanze entstehen, wie z.B. bei Lilium bulbiferum.‘‘ Der Verf, vergisst leider die be schreibenden Botaniker darüber zu belehren, in welche Classe von Pflanzen sie künftighin die Feuerlilie in Higsicht auf ihre Wurzeln «u versetzen haben, Bei andery Gelegenheiten nimmt es unser Verf,
25
selbst damit nicht so genau, mit sich selbst im Widerspruche zu sein: p.63 lehrt eruns, dass Cornus mas nur Eine Endblume hat, während er 2 Seiten weiter die Zweige derselben Pflanze sich in einen Bü- schel Blamen (bouquet) endigen lässt. Der Leser hat se die Auswahl.
Bis jetzt waren wir der Meinung, die Spargeln trügen, wie die Föhren, am Grunde ihrer häutigen Schuppen sehr kurze, mit nadel- fürmigen Blättern bedeckte Aeste, allein Hr. Payer belehrt unse, dass die Spargeln blos Schuppen haben; er scheint die Pflanze hanpt- sächlich auf seinem Tische studirt zu haben. Hoffentlich wird der gelehrte Professor diesen Irrthum in einer zweiten Ausgabe verbes- sern, wo er vielleicht auch dem Sauerdorn (Berberis) die Blätter wieder erstattet, die er ihm bisher abspricht (p. 37).
Wir sind nicht über 60 Seiten weit gekommen und, wenn man den durch die recht schön gefertigten Abbildungen eingenommenen Raum abziebt, so haben wir einen sehr kleinen Theil des Textes durchgenommen und, um die Geduld unserer Leser nicht allzusehr in Anspruch zu nehmen, wollen wir uns mit dem Reste kürzer fas- sen. :Die Phyliotaxis hat Hr. Payer ganz bei Schimper entlehnt. Ueber die Inflorescenzen liesse sich Manches bemerken, wir wollen aber blos die allan argen Verstösse des Verf. anzeigen. Druckfehler mögen sich allerdings in dem aufs Genaueste revidirten Buche vor- findeu ; bier stossen sie uns aber allzu zahlreich auf und einer oder der andere hat wohl tieferen Grund; so eitiren wir die uns bei den Abbildungen aufgefallenen Fabiına africana statt F. imbricata,
“ Ribes Grossularia st. R. nigrum, Mühlenbergia st, Mühlenbeckia, Cereis Silisquasirum (mehrmals und immer so) st. C. Siligquastrum, Alnus glauca st. A. glulinosa, Ascieyias floribunda st. A. incarnata, Veronica Chamaedrys st. V. offivinalis etc. Bekanntlich halten es manche Botaniker unter ihrer Würde, die Pflanzen nach Namen zu kennen.
Das Wenige, was wir bisher anführten, wird zur Genüge dar- than, weichen Werth das Payer'sche Buch hat. Ehe wir jedoch von demselben Abschied nehmen, sei es uns vergönnt, einige Zeilen aus der Einleitung anzuführen: ‚„Comme cet ouyrage deit £tre &le- mentaire, jai, tout en donnant l’ensembie de la Botanique, neglige tous les details de pure eusiosite seientifique . ... . Jai ecarte avec sein, dans l’expesitien des faits, toute idee theorique‘‘. Dann citirt Hr. Payer eine Stelle der Freundin Voltaire’s, der Marquise du Chätelet, werin es heisst: ‚Les gens & systeme sont de Aranda vaisseauı emportes par les courants. Ils font les plus bel- les manoeuvres du monde, mais le couraut les entraine“, Ungeachtet
26
dieser schönen Phrasen und der darin aufgestellten Grundsätze, möchten wir doch den Verf. fragen, ob er geschickt genug war, alle Klippen in dieser Hinsicht zu vermeiden, so z. B. bei der Theorie über das Pistill, die er Schleiden entlehnt hat, ob seine Figuren 464, 468, 471, 474, 476, 479, 481, 483, 484, 486, 491 und andere mehr nicht ebenso in diese Classe gehören, indem sie dem Ref. we- nigstens rein theoretisch scheinen, wenn sie nicht gar ganz natur- widrige Auffassung der Gegenstände zur Schau tragen.
Zuverlässig ist seit 40 Jahren kein so lückenhaftes und unvoll- ständiges Handbuch über Botanik erschienen. Erwarten wir den zweiten Theil, der die Pflanzen-Anatomie, Physiologie, Organogenie, Pathologie und Teratologie enthalten soll, sowie in dem dritten Theil wir’ die Phytographie, die angewandte Botanik und die Pflanzen- Geographie finden werden. Die 10. Abtheilung, die fossile Botanik, hält der Verf. für zu unwichtig, um sich damit zu befassen. Andere mögen anderer Meinung in dieser Hinsicht sein, doch diess ist Ge- schmackssache und wir wollen desshalb darüber nicht mit H. Pay'er rechten. — „Si jai reussi ä inspirer le goüt de la Botanique ä mes eleves, je puis dire avec Bacon, je le dois a ma methode . Cette marche, ce’st d’ailleurs celle qu’a snivie l’esprit humain depuis Theophraste‘. Ob diese so bescheidene Selbstwürdigung sich bewäh- ren wird, wollen wir abwarten. Dem Drucker, Martinet, sowie dem Verleger, V.Masson, gebührt alles Lob für die sorgfältige Aus- stattang des Buches. Bei demselben Verleger erschien früher ein ähnliches Buch von dem leider zu früh gestorbenen Adr. de Jus- sieu; letzteres ist in verschiedene Sprachen uud zweimal in un- serem Vaterlande übersetzt worden; wir befürchten sehr, dass eine solche Ehre dem Payer’schen Werke nicht werde za Theil werden.
2.
P
C. W. Gümbel, Mittheilungen über die neue Färberflechte, Lecanora ventosa Ach., nebst Beitrag zur Entwickelungs- geschichte der Flechten. Wien, 1856. Mit einer Tafel. 4. 18 Ss.
(Aus dem XI. Bd. der Denkschr. der mathem. natarw. Classe der k. Akad, der Wissensch.)
Diese schon am 8. Februar 1855 vorgelegte Abhandlung ist
reich an neuen Aufschlüssen über die Entwickelungsgesebichte der
Flechten und wichtig für die Technologie, insofern sie Anleitung
27.
geben mag zu einer fabrikmässigen Gewinnung der Lakmusfarbe, welche bis dahin hauptsächlich nur aus Holland bezogen warde und mit leichter Mühe aus dieser Flechte zu gewinnen ist. Der Verfasser beginnt mit der Beobachtung über die bestimmten Bezie- hungen, die zwischen den Pflanzen in der chemischen Beschaffenheit ihrer Unterlage sich finden; diess sei vorzüglich bei den Stein-bewoh- nenden Flechten der Fall und hat der Verf. gefunden, dass beinahe die grösste Zabl der bekannten Steinflechten in ihrem Vorkommen auf Felsarten beschränkt sei, welche kalktrei oder doch kalkarm und vorherrschend aus kieselerdehaltigen Mineralien zusammengesetzt sind, welche sich vorzagsweise in den Urgebirgsformationen finden. Der Verfasser zeichnet nun eine grosse Liste solcher Urgebirgsflech- ten auf, der er eine andere Liste von Kalksteinflechten, d. h. solcher Flechten beifügt, die ausschliesslich entweder ganz oder doch vor- herrsehend kohblensauren Kalk enthaltende Gesteine bewohnen. Nar klein ist die Zahl der indifferenten Steinflechten, die sich dann auch oft auf Rinden, Holz ete. finden, Auch hievon wird vom Verf. eine Liste mitgetheilt. Er kommt ferner zu dem Resultate, dass die Flech- ten , als Vorläufer der Vegetation, sich selbst ihren Boden auf dem unwirthlichsten Felsblocke bereiten, denselben urbar machen, um nach- kommenden Geschlechtern höher organisirter Pflanzen die Möglich- keit ihrer Ansiedlung dort zu gewähren, was nun an der Lrcanora ventosa Ach, ausführlich nachgewiesen wird, die auf Urgebirgsfels- arten and Sandstein beschräukt ist und nur höhere Gebirgstheile bewohnt. Bei der chemischen Untersuchung der Flechte und des Granits, auf dem sie gewachsen war, zeigte sich ein bedeutender Gehalt an Kalkerde und Kohlensäure in ersterer; diess seheint zu beweisen, dass der Granit ausser Ortlohlas auch Oligoklas enthalte und dass die Fiechte den Kalk zus dessen Zersetzungsproduct ge- wonnen, während sie die Kohlensäure aus der Luft bezogen haben musste. Bei näherer chemischer Untersuchung fand der Verf., dass die Apothecien bereits vorgebildet einen rothen Farbstoff enthalten, welcher unmittelbar beim Einwirken von Alkalien in ein blaues Salz umgewandelt wird und in dieser Forin denLakmus darstellt, welchen aus dem angeblichen Rohmateriale — Roccella tinctoria, Lecanora tar- tarea etc. — darzustellen, bis jetzt keinem Botaniker möglich war, was bei dieser Flechte aber auf die einfachste Weise gelingt, eine Eigen- schaft, die nur ihr allein zukommt und selbst keine der nächst ver- wandten Arten besitzt. Der Verf. machte nämlich den Versuch mit etwa 100 Arten verschiedener Flechten, indem er deren Apothecien „nd den Thallas mit Wasser befeuchtet auf weissem Papier mit einem
Spatel zerdrückte und dann mit Ammoniak befeuchtete, wobei die meisten eine braungelbe, geiblichgrüne oder schmutziggelbe Färbung zeigten, einige wenige schwärzlichbraun, andere hellgelb, andere orange und braun, andere orange, wieder andere carminroth bis violett wurden und nur Lecanora ventosa blaue Farben zeigte. Weitere chemische Versuche bewiesen dem Verf,, dass diese Flechte auch in sehr reichlicher Menge die Stenhouse’sche Orsellsäure ent- halte, so dess sich aus ihr ein dem Orcellin (Orcein) vollständig glei- cher: Stoff bilden lässt.
Die auffallenden und glänzenden Farbenerscheinungen dieser Flechte geben nun dem Verf. ein Mittei an die Hand, deren Orga- sation näher za erforschen und so denjenigen Theilen derselben anf die Spur zu kommen, welche durch Aikalien gelöst in Laknus um- geändert werden; es sind diess die braunen Farbkörperchen der äus- seren die Paraphysen umhüllenden Schicht. Die ganze innere Or- ganisation dieser Flechte ist, unterstützt durch sehr instructive, eolorirte Abbildangen, ausführlich beschrieben und genau dargestellt.
Am Schlusse der Abhandlung wird noch mit einigen Worten auf die sogenannten oxydirlen Formen derFlechten hingewiesen und gezeigt, dass die Rostfarbe durch nichts anderes als eine Verbindung des in ihnen enthaltenen Eisenoxyds mit einer Pflanzensäure bedingt sei, wel- ches Salz in Wasser unlöslich ist. Man sollte daher diese Flechten eher „rostig‘‘ als „oxydirt‘‘ nennen. Das Eisenoxyd haben diese Flechten ihrer Unterlage, den Urgehirgsarten, die häufig Schwefelkies, Mag- netneisenstein etc. eingesprengt enthalten, zu danken, während den
Kalkfleebten solche Formen aus Mangel an dem dazu nöthigen Eisen- oxyd fehlen. N:
Botanische Notizen.
*Veber gelungene Acelimatisations-Versuche eini- ger ausländischer Arzueipflanzen auf Java, theilt No. 285 des niederländischen Staatscourants, d. d. Gravenbage den 1. Dechr. 1857, folgende Notizen mit: Im Jahre 1850 wurden auf Befehl des damaligen Colouial-Ministers einige junge Pflanzen und Samen von Hura crepitans nach Indien gebracht, welche in Brasilien und eini- gen (anderen) Strichen Südamerica’s einheimisch ist, Durch die Sorgfalt des Directors der Culturen (auf Java) ist dieser Baum nun in Nielerländisch-Indien verbreitet und kann bereits auf vielen Stel- len des Archipels als Heilmittel angewendet werden, Sorgfältige Beobachtungen haben bewiesen, dass dasselbe eine specifische Heil-
29
kraft besitzt gegen die unter der inländischen Bevölkerung und na- mentlich unter den Kindern so stark herrschende Krankheit, welche unter dem Namen Frambosia bekanit ist. Die inländische Bevölke- rung stellt (bereits) grosses Vertrzuen in diess Heilmittel. — Die Chinacultur befindet sich in einem guten Zustande. Wieder sind 35 neue (zu Tjiniruan aus Stecklingen erzogene) Bäume auf dem Gar- ten Pahud in den frelen Grund gepflanzt. Zu Tjiboddas befinden sich gegenwärtig 36 Chinsabäume mit Blüthen und Knospen, von welchen 3 zur Calisaya gehören. Einer lieser Calisaya-Bäume; ist, der älteste, jetzt eine 16° hohe Pflanze und stammt aus dem Pflan- zengarten zu Paris ber und auch sie beginnt gegenwärtig Blütben- knospen zu zeigen. Diese zunehmende Anzahl blühender Bäume vergrössert auch die Hoffnung auf reiche Samen, da man doch nicht leicht annehmen kann, dass alle diese Blüthen oder Blüthenknospen, deren Zahl gegenwärtig auf wenigstens 43000 geschätzt wird, un- fruchtbar bleiben werden. Zufolge Mittkeilungen des bot. Gärtners am bot #arten zu Buitenzorg, welcher das Kistehen Früchte (durch Hasskarl aus Peru gesendet) in Händen gehabt, soll jede Frucht mehr als 100 Samenkörner enthalten, was mit der Beschreibung von Weddell übereinstimmt; demzufolge würden die gegenwärtig vor- handenen Blüthen, wenn sie alle reife Früchte hervorbrächten, — die Zahl der Samen zu 100 angenommen — etwa 4,300,000 Samen liefern. Aber selbst bei der Annahme, dass 99"/, der Blüthen un- fruchtbar blieben und desshalb nur 430 der gegenwärtig vorhandenen 43000 Blüthen reife Früchte tragen würden, würde man immer noch 43000 Samen erhalten. Uebrigens kommen noch fortwährend neue Blüthenstände auf neuen Zweigen und andern Bäumen hervor. (Zur näheren Verständaiss sei bemerkt, dass Tjiboddas, die erste China- pflanzung, am Fusse des Gedeh auf ca. 4!/, Tausend Fuss Höhe über dem Meere liegt; Tjiniruan ist die 2te durch Hasskarl angelegte Pilanzung am Abhange des Malabar-Berges auf ca. 4800 F. Höhe; Garten Pahud ist eine 11—1200 F. böhere, an demselben Abbange
von Jungbuhbn nach Hasskar}’s Abreise von Java gemachte Anlage, deren ausserdem noch 4 auf verschiedener Höhe bis zu 7200
F. Höhe dnrch ihn angelegt sind, um zu erkennen, welelksi Clima den Chinapflanzen am zuträglichsten ist.)
* Nach den neuesten officiellen Publieationen ist die Muskat- nAussernte auf Bunla im August und September 1857 folgender- Massen ausgefallen: 26,834,880 Nüsse, welche ungefähr 214,673 Pfand ausmachten. Auch hier jst auf den verschiedenen Pfiunzungen
30
die Hura crepitans mit sehr gutem Erfolg ausgesät worden: es be- finden sich daselbst schon Pflanuzungen von IF. Höhe und von eini- gen derselben wurde schon der Saft und die Rinde bei Leprosen mit Nutzen angewendet.
* Ueber die Bereituns des Waldhaares aus der Rasen- schmiele (Aira caespitosn) bat H. Hanstein in dem Gewerb- blatt für das Grossherzogthum Hessen (1857. No. 32.) beachtens- werthe Mittheilungen gemacht, nachdem er schon früher, gestützt auf die botanischen Kennzeichen dieses Grases, darauf aufmerksam gemacht hatte, dass ein grosser Theil des im Handel befindlichen Waldhaars von der Rasenschmiele atstamme, und die ursprünglich hiezu verwendete Carex brizoides nur noch in geringerer Menge einen Bestandtheil desselben bilde. Man erkennt die Rasenschmiele sehr leicht an den grossen, starken Büschen, mit starren, uufgerich- teten, dunkelgrünen Blättern, welche auf feuchten Waldstellen durch ganz Deutschland immer haufenweise zusammenstehen und daselbst von Anfang bis Mitte und gegen Ende Juni geschnitten werden kön- nen. Das geschnittene Gras wird an der Luft zu Heu getrocknet, wobei das Trocknen in der Sonne zu vermeiden ist, weil die Blät- ter dort brüchiger werden, dann zusammengeflochten, wozu das gleichmässige Auflegen beim Trocknen, wie diess bei dem Getreide geschieht, eine Erleichterung ist, und dann ‚so fest als möglich ge- dreht, so dass sich Knoten an Knoten legt und das Ganze möglichst gleichartig wird. Die geschlossenen Stränge werden 24 Stunden in Wasser gelegt und im Schatten getrocknet, in welchem Zustande sie nun ein vortreffliches Polstermaterial abgeben,
Anzeigen.
Verkäufliche Pflanzensammlungen.
Von dem Unterzeichneten können gegen frankirte Einsendung des Betrages folgende eben zur Abgabe bereit gewordene Sammlun- gen bezogen werden:
1) Plante Indie orientalis, Sect. VI, Pi. prov. Canara et territorii Coorg. Spec. 50—75. FI. 7. 0, — 10, 30 kr. rhein.; Thlr, 4—6 pr. Ct ; Fres. 15—22. 50 C ; Lb. 0. 12. 0. — 0.10. 1 St. le Sammlungen von wenigstens 60 Arten enthalten folgende Spe- cies: Oberonia iridifoliae affin. Satyrium albiflorum, nepalense var, Urostigma pisiferum, nilidum. Ühenopodium ambrosioides. Polygo- num chinense. Alseodaphne semecarpifolia. Cassytha flliformis. Elae-
sl
agnus latifolia. Sphaeranthus mollis. Conyza villosa, Anaphalis linearis, Launea sarmentosa. Lobelia nicolianaefolia. Hedyotis Au- ricularia. Ophelia corymbosa. Exacum bicolor. Anisochilus carno- sus. Clerodendron serratum. Solanum stramonifolium. Haplanthus tentuculatus. Nelsonia tomentnsa. Biynınia caudala. Mimusops Etengi. Diospyros Embryopteris. Loranthus loniceroides. Michelia Chambaca. Momordica dioica. Hibiscus Lampas, suratensis, vitifo- Hus. Grewia microcos major. Elacocarpus serralus. Polygala arü- lata, Glochidion canaranum var. Holiyarna racemosa. Connarus monocarpus. Toddalia mitis var. Ailanthus malabaricus. Gelunia floribunde. Lagerstroemia reginae. Memecylon ovalum, ramiflorum, Indigofera hirsuta. Desmodium recurvalum. Pongamia glabra. Dal. bergia lalifolia. Bauhinia tomentosa. Poinciana pulcherrima. Cassia florida.
2) Kappler pl. Surinamensium sect, VII. Spec. 15—20. Fi. 2, 24. — 3. 12 kr, rhein.; Thir. 1. 11. — 2. 6. Sgr. pr. Ct; Fres. 5. 15. — 6. 86, Ct.; Lb. 0.4. 2. -- 0. 5. 6. St.
3) Philippi pl. chilensium sect, Ill. e spec. 50 — 140 praesertim in prov. San Jago collectis constans. Fl. 7. 30. — 21. 0. kr. rhein.; Thir. 4. 8. — 12. 0. Sgr. pr. Ct.; Fres. 16. 8. — 45.0 C.; Lb. 0. 12. 11. — 1. 16. 1. St. Alle Sammlungen von wenigstens 100 Arten entbalten folgende Species: Lycopodium pani- culalum. Nassella ramosa Phil, Stipa amelhystins. Agrostis lepio- ltricha. Festuca tunicata. Carer Brrteroana, chilensis, vxcelsa. Seirpus riparius. Sagitlaria alsinaefolia Phil.* Trichopelalum stel- latum. Dioscorea bryonifolia, humifusa, linearis. Podocarpus chilena. Fagus obliqua. Urtica magellanica. Salier Humboldiiana.. Rumex sanguineus, Valeriana vaga. Erigeron (Conyza Spr.) chilensis Sch. B. Baccharis paniculata, Pingraea, tripterix. Eu.renia Miti- qui. Flourensia thurifera. Soliva (Hippia Brot.) stolonifera Sch. B. Senecio Bridgesii, denticulatus, glaber. Centaurea chilensis. Chaetanthera eiliata, moenchioides. Masscharia pinnatifida. Leuceria avanthoides. Galium suffruticosum. Astephanus geminiflorus. ;Teu- crium bicolor. Verbena Berterii. Erilrichum procumbens. Convol- Dulus disseclus. Lycium chilense. Alonsoa incisaefolia. Calceolaria Ylandulosa, nudicaulis, Paralis, purpurea. Mitraria coccinea. Sani- Cula erassicaulis, yraveolens. Eryngium paniculatum. Liyuslicum Pansil. Cissus striata var. (€. deficiens Hook.) Myzodendron line- arifolium. Bulliarda bonariensis. Caldclaria panieulata. Escallonia leucuntha, pulverulenia. Berberis valdiviana Phil.* Lepidium bi- Pinnatifidum. Azara microphylla, Malesherbia fascicutate, lineari-
1)
folis. Loasa acerifolia var., selareifolia, Iriloba, Calandrinia mille- grana Phil.* Balardia platensis. Lastarriaea chilensis. Sayina apetala. Stellaria cuspidala. Ercilla volubilis. Malva nicaeensis. Sphaeralrea obtusiloba var. Abutilon vitifolium var. Llagunoa glan- dulosa. Rhamnus (S:iadone) maytenoides Griseb. (Colletia? may- tenoides Gr. prius.) Colletia serratifolia. Trevoa quinquenervia, [rinervia. Colliyuaia odorifera, Lithraea caustica. Oxalis elandeslina Phil.*, earnosa. Tropaeolum speciosum, Lricolor, venosum Phil.* Epilobium denticulatum. (rodetia tenella. Pleurophora polyandra. Myrius Luma var. glabra Lumn baeckeoides, ovala. Kageneckia oblonga. Acacia Cavenia.
4) Algae marinae siccatae, Eine Sammlung europäischer und ausländischer Meeralgen in getrockneten Exemplaren. Mit einem kurzen Texte versehen von Prof. J. &. Agardh, G. v. Martens und Dr. L. Rabenhorst. Sect, VI. — Fi. 7.; Thir. 4. pr. Ct; Fres. 15.; Lb. 0. 12. 0. St.
Es ist dafür Sorge getragen, dass die Besitzer der früheren Lieferungen der eben genannten Sammlungen die Arten, die in den- selben euthalten sind, in den neuen nicht wieder erbalten,
Buchhandlungen, die Bestellangen vermitteln, werden höflich ersucht, sien ihre Kosten für Traasport und Geidzusendung sowie Provision von den Abnehmern vergüten zu lassen. Briefe und Geld- sendangen erbittet man sich frankirt.
Esslingen bei Stuttgart.
R. F, Hohenacker.
Anzeige der im Jahre 1857 für die Sammlungen der königl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Fortsetzung.)
194) Rabenhorst, die Flechten Eurspa’s. Fasc. X: et XI. Dresden, 1857.
195) Ders., die Algen Sachsens, resp. Mittel-Europa’s. Dec. LAUT. u. LAIV. LXV. u, LXVI. Dresden, 1857.
196) Derxn., Hedwigia. 1857. Nro. 20.
197) Verhandlungen des Vereins für Naturknnde in Pressburg. 1856. 1857.
198) Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. 4. Heft. Wiesbadeu 1854. j
189) Annual Report of the board of regents of the Smithsonian Institution for the year 1856. Washington, 1856.
200) Annval Tteport of the board of agriculture of the State of Ohio, for the year 1850. 1855 Columbus, 1852,56.
201) Jahresbericht der landwirthschaftlichen Behörde des Staates Ohio für das Jahr 1851, 1852, 1853, 1854.
202) The Trausactions of the Academy of sciesce of St. Louis, St. Louis, 1857.
203) Act of incorparation and by-laws of tbe Academy of Natural sciences of Philadelphia. Philadelphia, 1857.
Red und Verleger: Dr. Fürnurohr. Druck von F, Neubauer,
NKLORA,
— Bi ——
NM 3.
Regensburg. 21. Januar. 1858.
Inhalt: orIsınaAL- ABHANDLUNGEN, Irmisch, botanisehe Mitthei- theilungen. (1. Ueber Utrieularia miner. 2. Notiz über Crocus. 3. Keimung von Bunium ereticum. 4. Monströse Birnen, 5. Ungewöhnlich verzweigter Rog- gen-Halm,) — GETROCKNETE PFLANZENSAMMLUNGEN. Braun, Rabenhorst und Stizenberger, die Characeen FEuropa’s in getrockneten Fxemplaren, Fasc. I. Hohenacker, Alrae marinae siccatae, Sect. VL — PRRSONALNOTIZ. John Forbes Royle f. — BERICHTIGUNG einiger Druckfehler.
Botanische Mittheilungen. Von Thilo Irmisch. {Hiezu die Steintafel L.) 1) Veber Utricularia minor.
im Sommer 1856 hatte ich Gelegenheit, Utricularia minor in lebenden Exemplaren zu untersuchen, was mir insbesondere desshalh angenehm war, als mir das Verbältniss des Blüthenstengels zu der andern Achse nicht klar war. Der schwimmende, oder falls der Wasserstand niedrig ist, auch zwischen Moospolstern kriechende Hauptstengel ist bald ganz rund, bald erscheint er auf einem Quer- schnitte mehr elliptisch. An demselben stehen die Blätter — was besonders in dem letzten Falle. wo sie denn auch der schmalern Kante eingefügt sind, deutlich ist — alternirend hüben und drüben, und die zwischen ihnen befindlichen Internodien sind, wenn auch oft undentlich, ein wenig geknickt, so dass der Stengel keine ge- rade Linie bildet. Nur selten rücken die Blätter, meist nur an ein- zelnen Stellen des Stengels, einander gegenüber; ist das bei mehre- ren Paaren unmittelbar hinter einander der Fall, so liegen diese in einer Ebene, und sind nicht deeussirt, zum Beweise, dass sie auch in diesem Falle nicht bestimmt opponirt sind, Die Stengelspitze ist mit den jüngeren Blättern nach oben etwas einwärts gekrümmt.
Die Blätter legen sich mit ihrer zertheilten Fläche, indem sich die eine Seite etwas hebt, die andere etwas senkt, so, dass sie fast in eine horizontale Ebene mit dem Stengel zu liegen kommen. Die in dieser Lage nach der Stengelspitze zu gerichtete Hälfte der Blät- ter enthält meistens ausschliesslich die Schläuche und zwar an der von der Stengelspitze abgekebrten Seite der Blattzipfel; gewöhnlich sind nur 2—3 Schläuche vorhanden.
Wlora 1858. 3 3
34
Nicht in allen Blattachseln finden sich Zweige oder Knospen zu solchen; ja ziemlich selien stehen in zwei unmittelbar auf ein- ander folgenden Blattachseln Knospen oder Zweige, vielmehr fand ich zwischen zwei knospen- oder zweigbringenden Achseln regelmäs- sig eine Reihe knospen- oder zweigloser; ich zählte deren 6, 8, 9, 11, 13 und 14. Die jungen Zweige haben ein bleiches, weissliches Aussehen, färben sich aber bald. Da ich, wenn die Lanbaweige etwas angewachsen waren, deren regelmässig zwei in einer Blatt- achsel sab, so glaubte ich, es würde der eine ein accessorischer sein: allein eine genauere Untersuchung zeigte mir, dass der eine immer am Grunde des andern, aus diesem selbst, ganz tief unten entsprang. Derjenige, von dem der andere abstammt, ist immer länger, und er misst oft schen einige Zoll, während der andere kaum erst eine Linie misst und als ein kleines, von zarten Blütben gebildetes Knöpf- chen erscheint und desshalb auch leicht übersehen werden kann. Selten fehlte der zweite gänzlich, Der erste oder stärkere Zweig steht, wenn nicht ausnahmlos, so doch häufig, auf der gehobenen Seite des Blatter und, wenn er ausgewachsen ist, scheinbar fast neben dem Mutterblatte, doch immer etwas höher als dieses einge- fügt und mit der einen Seite noch vor demselben; in der Jugend wird er von diesem ganz bedeckt. Die Spitzen der Zweige sind eingerollt und zwar, was man in früheren Zuständen deutlich er- kennt, in der Weise, dass die Spitze des einen gegen die des an- dern gekrümmt ist. Die Blätter der Zweige, mindestens die ersten, sind unvollkommen und bestehen oft aus swei tief getrennten Thei- len, die mit nur einer, oder doch nur sehr wenigen pfriemlichen Spitzen und mit 1—2 Schläuchen, welche nur an den allerzartesten gänzlich fehlen, versehen sind. Die Schläuche sind an den Zweigen nicht, wie an den Blättern der Hauptachse, auf die eine Seite der Blätter und deren Theilungen beschränkt. Das erste Blatt des ersten Zweiges fand ich in früheren Zuständen seitwärts von dem Mutter- blatte des letzteren, später steht es meistens schief nach der Ab- stammungsachse zu. Die Stellung des ersten Blattes an dem zwei- ten Zwejge ist manchmal so, dass man es für das an ihm hinanf- gerückte” Matterblatt desselben, das eigentlich zu der Achse des ersten Zweiges gehörte, hätte halten können, aber es blieb mir diess Ver- hältniss unklar. Den Blüthenstengel oder den Schaft fand ich auch nur in der Achsel eines Blattes und zwar in allen untersuchten Fäl- len so, dass er aus dem Grunde des zweiten Laubzweiges ebenso, wie dieser aus-dem ersten, hervorging, mitkin, auf die liegende Haupt- achse bezogen, eine Achse vierter Orduung war. {Figur 4) Bio
35
Butterbiati, aus dessen Achsei er enisprungen wäre, fand ich nicht. In keinem Falle sah ich den Schaft direct aus einer Blattachsel hervorgehen, in keinem Falle nur einen Zweig ihm vorausgehen. Er stand immer auf der Seite des wweiten Laubzweiges, die dem ersien zugekehrt war. Oft fand ich ihn zwischen den beiden Laub- zweigen im Knospenzustande, und sehr häufig wächst er gar nicht aus; die Bracteen und die Blüthenanfänge in den Achseln verrathen ihn dann. War kein Blüthenstengel da, so fand ich nie mehr als „wei Zweige oder zwei Knospen zu solchen in einer Blattachsel, Anfangs erscheint der Blüthenstengel als ein zartes, dem Grunde des zweiten Laubzweiges aufsitzendes, kegelförmiges Zäpfchen, spä- ter nimmt er an Stärke zu und völlig ausgewachsen (Fig. 5) ist er etwas dicker nicht nur als die beiden ihm vorausgehenden Zweige, sondern bisweilen auch als die Hauptachse selbst. Man könnte dann geneigt sein zu glauben, der stielrunde Blüthenschaft sei eigentlich der Hauptapross einer Blattachsel und die beiden Laubzweige seien aus ihm hervorgegangen, was doch nach Obigem nicht der Fall sein kann. — Das, wie es scheint, wickelartige Sympodium, weiches die swei Laubzweige und der Blüthenschaft an ihrem Grunde bilden, blieb in allen untersuchten Fällen äusserst kurz, Wie bemerkt, sind die Blüthenstengel in der Anlage oft vorhanden, wachsen aber nicht aus; nicht selten findet man aber auch horizontale Hauptachsen, an denen, in längern oder kürzern Abständen, zwei oder drei Plüthen- stengel ausgewachsen sind. An einer horizontalen Achse, an der gar kein Blüthenstengel zar völligen Entwickelung gelangt war, fand ich Folgendes: Von dem ältesten Enle her zuerst acht sterile Blatt- achseln, dann eine mit einem Blüthenstengel, der erste Laubzweig, der ihm vorausging, war 4 Zoll lang, der zweite 2 Linien, er selbst nur 1 Linie laug; — wieder 9 sterile Blattachsela, dann eine mit einem Blüthenstengel, erster Laubzweig 3'/, Zoll, zweiter 1 Linie, Blüthenstengel 1,4 Linie lang; — wiederum 6 sterile Blattachseln, dann eine mit einem Blüthenstengel, erster Laubzweig 2 Zoll lang,
zweiter I Linie, Blüthenstengel 3—4 Linien; — 9 sterile Blattach- sein, eine mit einem Blüthenstengel, erster Lauhbzweig 3, Zeil, zweiter !/, Linie, Blüthenst. 1'/, Linie lang; — 11 sterile Blattach-
sein, eine mit einem Blütbenstengel , erster Lanbzweig °/, Linien,
zweiter Laubzweig und Blüthenstengel ';, Linie hoch; das Mutter-
blatt der leizteren gehörte schon der eingerollten Endknospe der
Hauptachse an. — In anderen Fällen hatte der zweite Hauptzweig
eine grössere Ausdehnung erhalten, und diess pflegt namentlich dann 3 ‘
E)
36
zu sein, wenn der Blüthenstengel völlig zur Entwickelung gelangt, wo ich jenen Zweig oft über zwei Zoll lang fand,
An dem Blüthenschafte stehen unterhalb der breiteiförmigen, mit rundlichen Lappen oder Oehrchen denselben halbumfassenden Bracteen erst einige (ungefähr A) eiförmige, am Grande bisweilen verschmälerte sterile Schuppenblätter. Die Unterlippe des Kelchs umfasst mit ihren Rändern die Oberlippe. Die Unterlippe der Krone umschliesst in der Knospenlage auch die Oberlippe, indem sich der eine Rand der Unterlippe zugleich über den andern legt. Die Vorderseite des Sporns ist aussen links und rechts von der Mittellinie mit klei- nen gestielien Drüsen und die Innenfläche desselben, vom Gaumen etwas abwärts, mit glänzenden Papillen besetzt. — Die beiden Staub- gefässe, deren Antheren ein einziges nach dem Blüthencentrum zu- gewendetes fruchtbares Fach haben, stehen unten ganz dicht neben einander, dem untersten Grunde der Blumenkrone eingefügt, und zwar an der Unterlippe, links und rechts neben deren Mittellinien.
Die untersten Blüthen hlühen zuerst anf, die zwei oder drei oberen Blüthen verkümmern nicht selten.
Von Utricularia vulgaris konnte ich leider nur Exemplare in frischem Zustande untersuchen, an denen sich weder ausgebildete, noch unausgebildete Blüthenstengel fanden. In den Blattachseln der horizontalen Achse, an deren Blättern die Schläuche nicht blos an der einen Hälfte auftreten, sah ich sehr häufig 2 gestielte Schläuche: ihre Stiele berührten sich am Grunde, und der eine war kleiner als der andere; seltener war nur ein Schlauch vorhanden, und bei ganz schwachen Stengeln fehlten die Schläuche in den Blattachseln gänzlich oder traten doch nur in einzelnen Achseln auf. Wenn in mehreren Blattachseln hinter einander die zwei Schläuche vorhanden waren, so stand, wenn der erste und grössere in einer Achsel rechts zum Mut- terblatte stand, der in der Achsel des folgenden Blattes links und so fort. In anderen Blattachseln hrachen Zweige hervor, dann fehl-
*) Bei Pingnicula treten häufig melrere Blüthenstiele, die am Grunde ver- bunden sind, beisammen auf; ich habe sie früher (Morphol, der monocotyl. Zw. und Kn. Gewächse) als axillär beschrieben, ihre Verbindung aber unriehtig als schraubelartig bezeichnet. Ich glanbte, es möchte die Ver- kettung der einzelnen Blüthentbeile bei Pinguicula eine ähnliche sein, wie die der beiden Laubzweige und des Blüthenschaftes bei Ofricularia ; aber nach Hra. Prof. Wydler’s neuesten Mittheilangen verhält sich Pingai- cula ganz auders. ‚(Flora 1857. No, 89,) Ich selbst habe in den letzten Jahren keine Gelegenheit gehabt, Pinguicula in lebenden Exemplaren zu untersuchen, .
37
ten die Schläuche, wie umgekehrt, wenn diese da waren, jeie fehlten Es scheinen also die Schläuche die ersten Anfänge eines Blattes eines unterdrückten Zweiges zu sein. Das erste Blatt eines solchen Zwei- ges, das deutlicher als bei Ur. minor gerade vor der Mitte seines Mutterblattes steht, stand links oder rechts vor letzterem, Am Grunde der Zweige sah ich öfters deutlich den Anfang zu einem zweiten Zweige, oder auch nur einen Schlauch, oder auch dieser fehlte. Nach trockenen Blüthenexemplaren von Viric. vulgaris, Bremü und intermedia finden sich auch in der Blaitachsel, der ein Blüthen- stengel angehört, zwei Laubzweige, aber das Sympodium, welches alle drei an ihrem Grunde bilden, erscheint hier öfters gestreckt. was ich bei Uiric. minor nicht fand.
r
2. Notiz über Crocus,
Hert Dr. Körnicke sagt in seinen sonst so gründlichen Bei- trägen zur Kenntniss der Gattung Urocus, dass, wenn mehrere Blü- then an einer Zwiebel vorhanden seien, diese einen gemeinschaft- lichen Schaft hätten, der aus der Zwiebel entspränge. Das ist nicht immer der Fail. Bei einer häufig eultivirten Art, die sich durch eine reiche Blüthenfülle auszeichnet und die ich für Crocus aureus Sibtb. halte, fand ich sehr häufıg, dass ausser dem mittelständigen Blüthenschafte sich auch in den Achseln der inneren Laubblätter, welche doch gewiss noch der Knolle angehören, je ein Biüthenschaft entwickelt hatte. Am Grunde dieser axillären Schäfte steht ein mit dem Mlutterblatte alternirendes, rühriges, zweikieliges Vorblatt, dann kommen, durch ein längeres Internodium getrennt, gerade wie an dem terminalen Blütbenschafte, die beiden Blätter der Spatha. Ein jeder Schaft hatte nur eine Blüthe. — Blos ganz kümmerliche Knol- len zeigten allein den mittel- oder endständigen Schaft. — Bei Cro- cus biflorus hat der endständige Blüthenschaft nahe über seinem Grunde ein dünnhäutiges Niederblatt, danu kommen, durch ein deut- liches Internodium getrennt, die beiden Spathablätter; aus der Achsel jenes Niederblattes bricht die zarte Blüte hervor, an derdn Achse am Grande ein lineallanzeitliches, oft zweispitziges Vorblatt steht, auf welches dann, durch ein Internodium getrennt, die Spathablätter folgen. Diese zweite Blüthe verkümmert oft. Blüthenschäfte in der Achsel der Laubblätter sah ich hier nicht. — Crocus vernur verhält sich, abgesehen von der einblättrigen Spatha, wie Er. biflo- rus, nur rückt das unter der Spatha stehende Niederblatt oft so weit hinab, dass es unentschieden ist, ob es zur Knolle oder zum Schafte #ehört, Aus der Achsel des Niederblattes bricht häufig eine zweite
38
Blütbe, deren Stiel am Grunde bald ein Vorblatt hat, bald nicht, Dolden, von denen Herr Körnicke redet, kommen wohl bei Cro- eus nicht vor,
‚3. Keimung von Bunium creticum Urv.
Wie ich bereits an einem anderen Orte beiläufig bemerkt habe. gehört die genannte Art zu der kleinen Zahl derjenigen Pflanzen. welche, obschon sie mit Recht zu der grossen Abtheilung der Dico- iylen gezäblt werden, doch nur mit einem einem einzigen Cotyledon keimen. Während bei Carum Bulbocastanum *) im ersten Jahre der Keimung kein Laubblatt auswächst — nur ausnahmsweise geschieht es, dass auf das Keimblatt sofort ein Laubblatt folgt — und die ersten Blätter nach dem Keimblatte niedrige Schuppen sind, ist es bei B. erelicum anders; denn hier wächst gleich nach dem Keim- blatte, aus dessen enger Scheide, ein mit getheilter Lamina versehe- nes Laubblatt aus. (Fig. 6 und 10.) Die Lamina des Keimblattes ist verkehrt-eiförmig und an der Spitze etwas gekerbt. (Fig. 7.) Der Stiel ist nahe unter der Lamina etwas zusammengedrückt in der Richtung von unten nach oben (Fig. 8), an der Basis rundet er sich mehr zu, lässt aber den Gegensatz von Öber- und Unterseite noch ganz deutlich erkennen (Fig. 9; er wird von den Gefässbündeln durchzogen. Aus dem Stiele des Keimblattes sah ich, was bei Ca- rum Builbocastanum keine Seltenheit ist, Nebenwurzeln nicht hervor- treten. Die Achse dicht unterhalb des Keimblattes verdickt sich rübenförmig und geht so in die Hauptwurzel über, ohne dass man später eine Grenze zwischen beiden angeben kann. — Bernhardi nahm an, dass die mit Knollen versehenen Arten ven Bunium kein Knöspchen (gemmula embryonalis) besässen und legte ihnen einen embryo aptilus bei. Er behauptete das auch von manchen Corydalis- Arten, die mit Knollen versehen sind; ich hätte bereits früher ange- geben, dass auch diese gleich ursprünglich ein Knöspehen (Fig. 12) besitzen, wenn es auch nur klein ist. Nach meinen bisherigen Er- fahrungen gibt es keine phanerogame Pflanze, der das bezeichnete Knöspehen oder das punctum vegetationis für die blättererzeugende
Achse gänzlich fehlt, 4. Monströse Birnen,
Im verwichenen Herbste erbielt ich mehrere, sehr eigenthümlich gestaltete Birnen, die alle von einem Baum stammten und zu einer im October essbaren Sorte gehörten, welche man hier zu Lande init
*} Maän vergl, Abhandi. der Naturf, Ger. zu Halle, 2, Band. ı, Quartal.
39
einem wahrscheinlich mundrecht gemachten Namen: Eisenbärte, nennt. Sie stellten längliche, fast walzliche, unten kreiselförmig zulaufende Körper dar (Fig. 1.). Ungefähr gegen das untere Drittel ihrer Höhe fanden sich an zwei Exemplaren 5, an einem andern 6 Schuppen oder unvollkommene, vertrocknete Blätter: sie waren in gleicher Höhe ringsherum eingefügt und standen auch in ziemlich gleichen Abständen seitwärts von einander, so dass es keinem Zweifel unter- worfen war, dass sie eigentiich die normalen Kelchblätter gewesen waren, Ueber diesen Blättern, die dicht angedrückt waren, erhob sich der Körper der Birne noch einmal und trug an verschiedenen Stellen wiederum dieselben unvollkommnen Blatigebilde. Letztere alternirten zum Theil mit den unteren Kelchblättern ziemlich regel- mässig, wenn sie auch von diesen eine Strecke in die Höhe gerückt waren, zum Theil waren sie aber unregelmässig gestellt, indem ihre Insertion nicht wagerecht. sondern senkrecht verlief; manche schie- nen auch zerspaiten, und die zerspaltenen Theile waren in einer schief aufsteigenden Linie, etwas von einander getrennt, inserirt. Ich bin geneigt, diese Theile für die eigenthümlich umgewandelten Rudimente der Kronblätter zu halten, die durch die starke Entwick- lung der Achse aus ihrer natürlichen Stellung herausgerückt waren.
Auf dem Gipfel der Birnen fanden sich, wie es auch sonst normal ist, die trocknen Reste des Keiches (die Kronblätter waren nicht mehr vorhanden}, so wie die trocunen Staubfäden und Griffel, und in ganz engen Höhlungen waren auch die verkümmerten, braun gewordenen Ovala noch zu erkennen (Fig. 5.).
Der ganze Körper der Birne war saftig und hatte einen guten Geschmack. Auf einem senkrechten Durchschnitt {Fig. 2) erkennt man, wie von dem Stiele aufwärts die hoizigen Gefässe durch die “ ganze Birne hindurch liefen: hin und wieder umschlossen sie in ibrer Mitte als eine schmale suftige Schicht eine Art von Mark und es zweigten sich von ihnen einzeine Bündel ab, um zu den peri- pberischen Blattiheilen zu verlaufen. An hi die steinigen Concretio- nen fehlten nicht. In dem unteren Thrite war keine Spur von Frucht- knotenhöble.
Es beweisen diese Fälle „aufs teue, dass die Birnen und die nächst- verwandten Fruchtformen Metamorpuusen der Achsen sind, in welche die Fruchtblätter eingesenkt sind. -- Mit den von Herrn Naudin (Annal. des scienc. nat. 4. ser. tom. IV.) abgebildeten und unter der Bezeichnung „bourse pyriferme et charnue d’uu poirier‘“ beschriebe- nen Bildungen, die keine Spur von Karpellen haben, ist die oben beschriebene Monstrosität nicht zusammen zu stellen: sie ist vielmehr
40
als eine wiederholte Gipfelsprossung zu betrachten. Wahrscheinlich sind schon von De Candolle (Organographie veget.) ähnliche oder dieselben Monstrositäten beschrieben worden, wie ich aus einigen Angaben in Bischoff's Botanik 3. Abth. p. 34 schliessen muss. —
Bei Aepfeln fand ich vorigen Herbst gar nicht selten, seitwärts an der Frucht, ein verkümmertes Blatt.
5. Ungewöhnlich verzweigter Roggen- Halm.
Roggenhalme mit zwei Aehren an ihrer Spitze sind zwar im- merhin als Seltenheit zu betrachten, und man kann viele Aecker, die mit Roggen bestanden s'nd, recht genau durchmustern, ohne dass wan einen dergleichen zu Gesichte bekommt; aber aufmerksame Schnitter finden doch dann und wann einen solchen Halm, dessen Doppelähre sie als einen glücklichen Fund mit nach Hause nehmen und in ihrer Stabe aufhängen. In manchem Jahre zeigt sich diese Abnormität häufiger, und vor einigen Jahren sah ich bei meinem Vater, dessen scharfes Jägerauge leicht derartige Bildungen erspäht, einen kleinen Strauss solcher Aehren: an einer Halmspitze waren drei, an einer andern sogar fünf allerdings nur kleine Aehren ver- einigt. So viel ich an dem ausgebilleten Zustande erkennen konnte, entspringen sie gemeinsam aus dem Ende des Halms und sind nicht die Achselsprosse verschiedener Internodien der sonst einfachen Aehbre*). Ich fand nicht, dass der Halm in seinem oberen Theile eine ungewöhnliche Stärke _besass.
Einen, wie mir scheint, ungleich seltneren Fall sah ich vergan- genen Sommer an einem Roggenhalme, den mir Herr Superintendent Thomas zu Badra, einem bei Sondershausen liegenden Dorfe, in dessen Flur der Halm gefunden wurde, zuzusenden die Güte hatte. An diesem Halme waren ausser der normal ausgebildeten endständigen Aehre noch drei seitliche vorhanden. Nur die oberste seitliche war sahe unter die endständige hinaufgerückt, die beiden andern standen abwärts am Halme in ungefähr spanneweiter Entfernung von einan- der. Eine genauere Untersuchung zeigte hald, dass die drei seitli- chen Aehren den Achseln der drei obersten, vollkommen ausgebilde- ten Stengelblätter angehörten. Statt jedoch tief unten über der Insertionslinie des Mutterblattes eingefügt zu sein, war eine jede dieser Aehren — was wohl für das längere Weiterwachsen der In-
*) Eine Missbildung mit äsliggewerdeuer Aehre beschreibt Vauche: ‚ist, pbys. des pl, d’Europe. t. IV.) unter dem Namen: Secale cereale com- positum.
a
iernodien an ihrer Basis nach der zur Hervorbringung der Achsel. sprosse nöthigen Theilung des Vegetationspunktes spricht — von jener Stelle weg an dem betreffenden Internodium weit hinauf ge- rückt und ging von diesem dicht unter dem Knoten des nächsten Blattes ab, was bekanntlich auch bei den Achselsprossen anderer Pflanzen vorkommt. Eine niedrige, abgerundete Leiste lief aber von der Abgangsstelle der Aehren abwärts an dem Internodium bis zur Insertion des Mutterblattes. Wären die Aehren nicht so weit hinaufgerückt, so hätten sie die ziemlich eng anliegende gerolite Scheide des Mutterblattes durchbrechen müssen, um nach aussen frei hervorzutreten. Die mittlere, dem vorletzten Stengelblatt angehörige Aehre war am vollkommensten; sie hatte einen schlanken, über einen Zoll langen Stiel, und der mit den Aehrchen besetzte Theil mass gegen zwei Zoll. Die Aehrchen, ein- und zweiblüthig, standen rechts und links an der Spindel oder vor der Mediane des Muatter- blattes, aus dessen Achsel die Aehre entsprungen war. Einzelne Blüthen hatten auch Körner angesetzt. Die untere Aehre war klei- ner, und die oberste seitliche war insofern verkümmert, als ihre sämmtlichen Blättertheile oder Spelzen zu schmalen, haarförmigen” Gebilden geworden waren. Leider war das untere Halmstück nahe unter dem dritten Blatte abgerissen und mir nicht mitgebracht wor- den, so dass ich nicht ermittein konnte, ob auch weiter abwärts axilläre Aehren vorhanden gewesen waren.
Sowohl in den früheren Jahren, als auch in dem letzten und vorletzten, die in s0 manchen Stücken einander ganz entgegengesetzt waren, beobachtete ich bei dem Roggen häufig dreiblüthige Aebr-. chen; oberhalb der dritten Blüthe, welche sehr oft ein ganz voll- kommen ausgebildetes Korn brachte, setzte sich die Achse als ein zartes fadenförmiges Stück fort, so dass man deutlieh erkennt, dass auch die dritte Blütbe lateral ist. Das Internodium (scheinbar der Stiel der dritten, die in Wirklichkeit ebenso sitzend ist, wie die untere) zwischen der Insertion der obern und der der beiden untern (scheinbar opponirten) Blüthen ist oft einen drittel Zoll lang. Be- reits Linne bemerkt: flos tertius pedunculatus saepe inter 2 majo- res sessiles. Man vergleiche auch die Werke des Herrn Geh. Hof- ratı Döll über die rheinische und badische Flora, sowie Herrn Dr. Buchenan’s Beobachtungen in der Flora 1857. p. 291. — Unter den aus einemKorn hervorgegangenen Halmen findet man oft einen und den andern, dessen Aebrchen durchweg zweiblüthig sind, wäh- rend ein anderer Halm auch dreiblüthige Aehrchen hat. Ich würde daher auf diese Bildung keine Varietät begründen.
en
42
Auffatlend spärlich fand ich im letsiverwiehenen Sommer, der sich durch Trockenheit so auffallend anszeichuete, das Mutterkorn, wogegen es im Sommer 1856 ungemein häufig war und sich selbst an der Gerste (Hordeum distichum) zeigte.
Erklärung der Ahbildungen. Yig. 1. Monströse Birn in nat. Gr.; Fig. 2 Durchschnitt; Fig. 3
‚vergrösserter Durchschnitt durch das Fruchtgehäuse.
Fig. 4. Utricularia minor. Ein kleines Stück der liegendeu Hauptachse A; m Insertion eines Blattes, a erster, schen ausge- wachsener Laubzweig, b zweiter, noch nicht ausgewachsener Laub- zweig, c junger Blüthenstengel, dessen erstes Schuppenblatt vor der Achse A lag. Vergr. — Fıg. 5. dessgleiehen zu einer Zeit, wo der Blütbenstengel bereits völlig ausgewachsen war und sich schon einige Blüthen geöffnet hatten; auch der zweite Laubzweig b war ausge- wachsen. Alle drei sind wie a in Fig. 4 abgeschnitten, so dass nur die Basis ohne Blätter stehen blieb.
Fig. 6. Keimpflanze von Bunium eretieum ia nat. Gr. h Boden- höhe. 7 Lamina des Keimtilattes vergr., Fig. 8. Durchschnitt oben, Fig. 9. Durchschnitt unteu durch den Stiel des Keimblattes. Fig. 10. Basis des Keimblattes a; das erste Laubblatt b tritt aus dessen Scheide hervor; die äusserste Rindenschicht der Knolle ist an der einen Stelle zerrissen. Fig. 11. Qwerdurchschnitt durch die Knollen.
Fig. 12. Corydalis cava zur Vergieichung mis Bun. creticum: vergr. senkrechter Durchschnitt durch die scheidige Basis des Keim- blattes, dessen Rückseite mit a, dessen Scheidenseite mit a’ bezeich- net ist, durch das Knöspehen x (es communieirt nach aussen durch den engen Scheidenspalt des Keimblattes); K Anfäng der Knolle, p. Saugfärchen. Die Details sind in der Zeichnung nicht beräck- sichtigt.
äh P-TERREEERS
Getrocknete Pflanzensammliangen.
Die Characeen Europa’s in getrockneien Exemplaren. Unter Mitwirkung mehrerer Freunde der Boianik gesammelt und herausgegeben von Dr. A, Braun in Berlin, Dr, L. Raben- horst in Dresden und Dr. E. Stizenberger in Constant. Fasc. I. Nro. 1—25. Dresden, 1857. fol.
Drei Männer, weiche den Botanikern längst als ebenso tüchtige Beobachter und Keuner, wie fleissige Sammler der Kryptogamen bekannt sind, haben sich hier vereinigt, um eine der intetessaniesten Algengattangen in authentischen Exemplaren zu verbreiten und dadurch das Stadium dieser sierlichen Wansorgewächse s8 erleichtern Ge
43
wiss ist dieses Unternehmen um so dankenswerther, uls gerade dis Einsammlang der Characeen weit mehr Schwierigkeiten, als die an- derer Kryptogamen darbietet und ausserdem der Reichthum der For- men einen geübten Kennerblick erfordert, um bei der Bestimmung der Arten und Abarten nicht auf Abwege zu geratlien. Von dem Wunsche geleitet, auch diesem Zweige der Kryptogamenkunde im- mer mebr Freunde zu gewinnen und die bisher noch ununtersucht gebliebenen Gewässer nutzbringenden Forschungen in dieser Bezie- hung zugänglicher zu machen, theilen die Herausgeber In dem Vor- worte beachtenswerthe Winke über das Einsammeln und Einlegen dieser Gewächse mit, woraus wir Folgendes entnehmen, Die Cha- raceen wachsen im Boden wurzelnd ausschliesslich im süssen oder brackischen Wasser, sowohl in Seen, Teichen, Weihern, als in Flüs- sen, Bächen und Gräblein. Fast nur in letzterem Falle können sie vom Botaniker trocknen Fusses (ohne Schiff) mit der Hand erreicht werden. In allen anderen Fällen erfordert ihre Eroberung wenig- stens Bewaffnuug mit einem (eisernen) Rechen, wenn nicht gar auch noch einer Schiff- oder Schwimmpartie. Beim Pflücken derselben hat man stets darauf zu achten, dass sich nicht der gefasste Rasen gänzlich verwirre und in Unordnung gerathe, Ist man an Untiefen oder in Wiesengräblein im Stande, sie mit der Hand zu pflücken, so fasse man möglichst tief, und ziehe sie möglichst wider die Strömung des Wassers an sich ins Trockene. Sonst bedient man sich eines eisernen Rechens und zwar für die Fälle, wo die Cha- ren höchstens 8° tief unter uns sind, eines Rechens mit einem starken hölzernen Stiel, für Charen, die auf dem Grunde tiefer Seen und Flüsse wachsen, eines eisernen Kechens, der an einem festen Seile angebunden, und ausserdem mit einem ein paar Pfund schwe- ren Senkloth versehen ist, wobei es rathsam ist, sich immer die Tiefe, in welcher die Charen vorkamen, genau za merken. Das Sammeln mit einem gestielten Rechen erfordert einige Kunstgriffe. Fährt man in einem Kahne, so hüte man sich, die Charen allzu tief zu fassen und zu grosse Mengen heraufziehen zu wollen. Im erste- ren Falle wirkt der Rechen wie ein Auker und zieht das Schiff von dem Orte, wo es stand weg und gerade über das Feld, wo wir ernten wollten; im zweiten Falle ist der im Wasser befindliche Theil des Recheus zu schwer belastet, der Rechen dreht sich und die Bente geht wieder verloren, oder der Rechenstiel bricht entzwei und die ganze Expedition wird zu Schanden. Man stosse eder drüchs den Rechen abwärts auf den Grund des Wassers, die Zähne des Rechens gegen sich gekehrt und ziehe denselben, wenn men Übaren
4
gefasst hat. gegen sich, doch so, dass man ihn, während des An- und Aufziehens derselben, noch unter dem Wasserspiegel dreht, »0 dass die Zähne sich vom Sammler ab- und aufwärts wenden. Hie- dureh wird man stets in den Besitz eines schönen und wohlgeord- neten Rasens kommen, den man noch einigemale neben dem Kahn hin und her zieht, um den anhaftenden Schlamm abzuwaschen. Die so gesammelten Charen werden wohlgeordnet entweder sogleich an Ort und Stelle eingelegt, oder in Schreib- und Packpapier eingewi- ckelt und können so ganz wohl 4—6 Stunden im Trockenen aus- halten, in einer Botanisirbüchse selbst einen Tag und länger. Beim Einlegen wird der gesammelte Bündel aus dem Papier in einen Kü- hei voll Wasser gebracht; hierauf werden passende kleine Büschel herausgenommen und in einem andern Wasserkübel unter dem Was- ser auf je ein Blatt weisses Papier ausgebreitet, dann mit einem Stück Leinenzeug bedeckt, zwischen Löschpapier gebracht und nur sehr mössig gepresst. Es ist gut, nach 6 Stunden das Löschpapier zu wechseln und die Leinwandiappen wegzulassen ; bei zarteren Arten ist es besser, auch die Leinwandlappen zu wechseln, und erst wenn die Charen ganz trocken sind, wegzulassen. Später kaon das Wechseln des Papiers alle 24 Stunden stattfinden.
Die Herausgeber haben für diese Sammlung das Folioformat ge- wäblt, da sich in demselben schönere Exemplare liefern lassen. Jeder Nummer ist ein Zettel beigeklebt, auf welchem nicht nur der Name, Fundort und Sammler, sondern auch zahlreiche Citate, Synonyme und zuweilen kritische Bemerkungen enthalten sind. Wir geben nachstehend das Verzeichniss der in diesem ersten Fascikel geliefer- ten und ausgezeichnet präparirten Arten:
1. Chara stelligera Bauer. Vom Parsteiner See bei Angermünde. Ist eine ächte Chara, keine Nitella. 2. Ch. hispida Linn. et auct. ex parte. Aus einem Waldteiche bei Hermsdorf in Sachsen. 3. Ch, hispida var. micracantha crassicaulis A. Braun. (Ch, equisetina Kütz) Aus der Todteniache bei Schleusingen. Eine durch ihren dicken Stengel ausgezeichnete Form, aber gewiss keine eigene Art. Sie ist entweder ganz steril oder nur mit spärlichen Antheridien verseben, während die Sporangien unentwickelt bleiben; diöeisch, wie Kützing angibt, ist sie nicht, Aehnliche Formen sah A. Braun von Wallroth als Ch. hispida pachydermatina und von Wallman als Ch. erassicaulis aus Schoonen. 4. Ch. hispida var. rudis A. Braun (Ch. subspinosa Rupr.) aus einem Teiche bei Constanz, Von klein- stacheligen Formen der Ch. hispida durch die stark vorragenden, secundären Rindenröbrchen unterschieden. 5. Ch. jubata A. Braun.
45
(Ch. Aliformis Hertzsch.) Diese merkwürdige Art, welche auf dem Grunde grösserer Seen in mähnen- oder pferdeschweifartig-fluthenden Rasen von 3—4’ Länge wächst, wurde von dem leider bald nachher verstorbenen Hertzsch im Parsteiner See entdeckt, später auch von Hrn. Sanio in mehreren Seen Ostpreussens, in der Umgegend von Lyck aufgefunden. Nach einer Zeichnung Gorski's wächst sie wahrscheinlich auch in Litthauen. 6. Ch. crinita Wallroth. Eine kleinere, kurzblättrige und kleinsamige Form aus einem Graben am salzigen See bei Wansleben. 7. Ch. foetida A. Braun. var. sub- inermis longibracteala elongata, Aus einem Tümpel bei Dresden. 8. Ch. ceratophylla Wallroth. forma plus minusve inerustata mi- croplila. Vom salzigen See bei Wansleben. 9. Ch. ceratophylla Wallroth. inerustola macroptila, Vom grossen Lubow hei der Co- lonie Brand bei Driesen. 10. Ch. coronata 2. Brauniü A. Braun. Von Oldeniko bei Vercelli. 13. Ch. aspera Dethard. Aus einem Graben auf den salzigen Wiesen zwischen Langenbogen und Wans- leben. 12. Ch. aspera Dethard. forma wmarina firmior. Aus der Ostsee bei Danzig. 13. Ch. fragilis Desv. Aus einem Graben bei Golsser in der Niederlausitz. 14. Ch. fragilis var. major longifolia A. Braun (Ch. Hedwigii Ag.) Ebendaher. 15. Ch. fragilis var. tenuifolia A, Braun, (Ch. capillacea Thaitl.) Aus dem Sternteiche bei Görlitz. 16. Ch, barbata Meyen. Aus eirem Sumpfe neben dem Parsteiner See. 17. Nitella glomerata Desv. Aus den salzigen Grä- ben zwischen Langenbogen und Wansleben. 18. N. intricata Roth. Aus einem Graben am mittleren Teiche bei Golssen in der Nieder- lausitz. 19. N. Iranslucens Ag. Von Vercelli. 20. N. mucronata var. heteromorpha A. Braun. Aus einem Teiche bei Elster im sächsischen Voigtlande, 21. N, kyalina DeCand. Aus der Sanjes bei Neen- wonden in Friesland. 22. N. flerilis Ag. Eine schwärzliche, noch sterile Form aus Gruben am Sternteiche bei Görlitz. 22.b, N. flezi- lis Ag. forma tennior et viridior. Aus einem Tümpel von Vercelli. 23. N, flewilis var. subcapitata A. Braun. Aus thonigen Tümpeln in Sachsen, 24. N. gracilis Ag. Ans einem Tümpel bei Hennersdorf bei Görlitz. 25. N. gracilis Ag. forma Buyellensis Rabenh. Aus einem Bache bei Vercelli.
Mit vielem Vergnügen haben wir geseheu, dass die fleissigen Herrn Herausgeber schon bei dieser ersten Lieferung an den Herrn Baolnheim, Cesati, Klinsmann, Lasch, Malinverni, Metsch, Peck, Schumann und Spree thätige Mitarbeiter gefunden haben. Möchten sich diesen noch recht viele andere beigesellen, um dieses treffliche Unternehmen in der begonnenen Weise zu Ende zu führen; der Dank der Wissenschaft wird Allen dafür sicher sein. F,
46
Algae marinae siccatae. Fine Sammlung europäischer und ausländischer Meeralgen in getrockneten Exemplaren, mit einem kurzen Texte versehen von Prof. Dr. F. G. Agardh. Dr. L. Rabenhorst und G. v. Martens. Sechste Lie- ferung. Herausgegeben vonR. F. Hohenacker, Esslingen bei Stuttgart, beim Herausgeber. 1857. fol.
Auch diese Sammlung. deren Einrichtung aus früheren Anzeigen bekannt ist, schreitet rüstig vorwärts und erfreut ihre Abnehmer jedes Jahr mit einer Reihe seltener und vortrefflich präparirter Ar- ten, zum Theil aus Gegenden des weiten Oceans, die bisher in die- ser Beziehung ganz unbekannt geblieben waren und wohin nur selten der Zufall einen Ertorscher dieser Gewächse führt. Wir erhalten in dieser Lieferung: 251. Schizonema clavatum J. Ag. William Stan- ley’s Hafen der ösllichen Falklands Inseln. 252. Lyngbya crispa J. Ag. var. San Carlos auf der Insel Chiloe. 253. Lychaele tortuosa 3. Ag. Will. Stanley’s Hafen. 254. L, aörea J. Ag. forma. S. Carlos. 255. L. intestinalis J. Ag. Felsen bei Suratkall in der ostindischen Provinz Canara. 256 Acrosiphonia pacifica J. Ag. Port Will. Stanley. 101.a. A. arcta J. Ag. Sandy Point in der Magellans Strasse, 257; Draparnaldia pusilia Hook. Port Will. Stanley. 258. Enteromorpha intestinalis Link. a. capillaris Rabenh. Brackwasser im Grossherzog- thum Oldenburg. 259. E. compressa Lk Suratkall in Canara, 55. & E. Linza J. Ag. Titicaca-See in Peru. 260. E. clathrata Grev. Cherbourg. 260. a. Eadem var. San Carlos auf der Insel Chiloe. 261. Uiva nematoidea Bory. Suratkall in Canara, 262. Porphyra laciniata Ag. var, Morro Gonzalez in Chile. 263. Bryopsis caespi losa Suhr. San Carlos, Chiloe, 264. B. Balbisiana Lamx. «. La mourougii d. Ag. Pegli bei Genua. 265. Ectocarpus litoralis Lyugb. y. compaclus 3. Ag. Cherbourg. 266. Sphacelaria plumvsa Lyngb. Pengance, England. 267. Asperococcus echinatus Grev. Cherhourg. 268. Macrocyslis ‚angustifolia Bory? Will. Stanley's Hafen. 269 Oystoseira ericgides Ag. Canal. 270. C. fibrosa Ag, Canal. 271. €.
yrica I. Ag. "Insel Karek im persischen Meerbpsen. 272. Calli- thamnion raseolum Ag. var. Uherbourg, 273. Cs spongiosum Harv. Canal. 274. Griffihsia corallina Ag. Cherhaurg. 2175. Geramium rubrum Ag. var. secundatum J. Ag. Ancona am Fusse des Monte Comaro. 276. C. rubrum Ag. var. proliferum J. Ag. Port William Stanley, 277. €. ‚Bebetigerim J. Ag. Cherbourg. 218. ‚€. acantho-
ne
47
230. Catenella Opuntia Grev. var. San Carlos, Chilee, 281. Callo- phyliis fastigiata T. Ag. forma pygmaea. Port Will. Stanley. 282. Du- montia fastigiata Bory. var. minor. Ebendaher. 283. Gelidium rartilagineum Grev, Cap Agulhos, Süd-Africa. 284. Gigartina Cha- missoi Ag. San Carlos, Chiloe. 285. Gigarlina Teedii Lamx. var. angusta. Brest. 286. Laurencia pinnatifida Hook. Sandy Point an der Magellans-Strasse. 287. Eupogonium rigidulum Kg. Pegli bei Genua. 288, Polysiphonia Wulfenii Ag. Adriat. Meer bei Brindisi, 289. P. Sullivanae Hook. Sandy Point an der Magellans-Strasse. 290. P. secunda J. Ag. Pegli bei Genua. 291. Bostrychia vaga Hook. Port Will, Stanley. 292. Rhodomela patula Hook. Port Will. Stan- ley. 293. Khyliphlaea complanata Ag. Biaritz, 294. R. firma Ag. Vorgebirg der guten Hofinung. 295. Corallina densa Kg. Pegli bei Genua. 246. Melobesia L-normandii Aresch. Arromanches am Ca- nal. 297. Chaetangium variolosum J. Ag. Aneud an der Küste der Insel Chiloe. 298. Sphaerococcus Palmetta Ag. Cherbourg. 299. Sph. P. var. y. nicaeensis J. Ag. Antibes im Dep. du Van. 300. Sph. P. var. d. Elisiae Lenorm. Arromanches, Dep. da Calvades. F.
Personalnotiz.
Am 2. Januar d. J. starb auf seinem Landsitze Heatheld Lodge, Middiessex, in vorgerücktem Alter Dr. John Forbes Royle, ein um die Kenntniss der Bodenerzeugnisse Ostindiens, namentlich der dortigen Pflanzenwelt hochverdienter Botaniker. Nach den 3litthei- lungen des Athenäums hatte derselbe in London die Arzueiwissen- schaft studirt und war ein Zögling des Dr. A. T. Thomson, von welchem er die Vorliebe für das Studium der Botanik üherkoımmen zu haben scheint. Nach bestandenem Examen trat er in den Dienst der ostindischen Compagnie, lebte viele Jahre im Himalaya und wurde dann als Öberaufseher des botanischen Gartens der Compagnie zu Scharempur (bei Hurdwar, Haridwara, wo der Ganges in die Ebene tritt) angestellt. Hier ‚hatte er reichlich Gelegenheit, nicht nur die indische Gebirgsflora, sondern die Pflanzenwelt von ganz Hindostan kennen zu lernen. Die Frucht sgigar Studien gab er dem Publicum in dem Prachtwerk ‚„lIlustratious of ihe Botagy and other ‚branches of Natural History of the Himalayan Mountains, .and of the Flora of Cashmere“. Dieses Werk, welebes im Jahr 1833 in Folio mit Abbildungen erschien, begründete dem Verfasser schnell einen euro- ropäischen Ruf. Ausser dem ;batanischen hat dasseihe zugleich einen pharmakolagischen Werth. Im Jahre 1837 ‚veröffentlichte ex seine gelehrte Abhandlung über ‚das Alter Jer indischen Arzugikupgt (Pn the Antiquity of Hindoo Megieine). ‚Nach ‚einem dreissigjährigen Aufenthalt in Indien ward er, hei Gründeng des Kings College in London, gpf den Lehrstuhl der Materia medica daselbst berafen, und
48
verwaltete diese Professur bis 1856. Das „Manual of Materia me- dica‘‘, das er in dieser Zeit verfasste, ist an allen oder den meisten ärztlichen Schulen des Vereinigten Königreichs als Lehrbneh einge- führt. Zugleich lieferte er viele Aufsätze, meist über naturwissen- schaftliche Gegenstände Indiens, in wissenschaftliche Zeitschriften, die „Penny Cycelopaedia‘‘, Kitto’s „Dictionary of the Bible“ u. a. Sehr thätig war er, die Kenntniss der natürlichen Hilfsquellen In- diens verbreiten zu helfen, und im Jahr 1849 veröffentlichte er ein Werk, welches vielleicht jetzt mit mehr Interesse gelesen wird als zur Zeit seines Erscheinens: ,Oa tbe Productive Ressources of In- dia“, Während des russischen Kriegs sann Dr. Royle darüber nach, wie sich England von der Einfuhr aus Russland unabhängig machen liesse, und lenkte, durch eine Vorlesung, die er 1854 hielt, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Fasergewächse in Indien, die sich zu Stricken, Geweben, Papier u. dergl. verwenden lassen. Diese Vorlesung erschien im nächsten Jahre erweitert zu einer werthvollen Schrift: ‚On tbe Fibreus Plants of India“, In der Vorrede dazu kündigte er ein grösseres Werk an .The Commercial Products of India“, welches aber bis jetzt nicht erschienen ist, — Dr. Royle war ein Mitglied des britischen Vereins znr Förderung der Wissenschaft, in deren Versammlungen er oft Abhandlungen vor- ‘las; zwei derselben verdienen besondere Erwähnung: über die Baumwolleneultur‘, und „über den Theeban in Ostindien". Dem letzteren Gegenstand widmete er auch ein praktisches Interesse, und seine Bemühungen waren von vollständigem Erfolg gekrönt, so dass ein mit dem chinesischen rivalisirender Thee jetzt im Himalaya, be- sonders nach Assam hin, in Ueberfluss erzeugt wird. Auch an der Zustandebringung der Ausstellung im Jahre 1851 nahm er regen An- theil, und der Erfolg der Aussteliang indischer Producte im Industrie- palast war zunächst sein Verdienst. Er war ferner Mitglied der k. Linneischen und der geologischen Gesellschaft. Für seine Verdienste als Commissür bei der Pariser Aussellung erhielt er den Orden der Ehrenlegion.
Berichtigungen.
Folgende sinnentstellende Druckfehler bittet man in dem Hof- meister’schen Aufsatze „über Steigen des Saftes'‘ in No. 1 dieses Jahrganges zu verbessern:
Ss. 8. 2. 23 v. oben lies statt „‚bestätigt‘‘: beseitigt.
Ss. 0. 2 15V. 2» 01% „Markstrablen der Wurzelrinde“: Markstrablen und der Wurzelrinde.
S. 10. Z. 12 v. unten lies statt „der Wurzeln“: oder Wurzeln.
S. 11. Z. 25 v. oben lies statt „es wurde daher dafür gesorgt‘: es wurde dafür gesorgt.
—
Redasteur und Verleger: Dr. Fürnrohr. Druck von #, Neubaner,
RLORA
— ss —
Begenshburg. 23. Januar. 1858.
Inhalt: orIGINAL- ABHANDLUNGEN. Arnold, über die Laubmoose des fränkischen Jura. Sendtner, Berichtigung einiger Vegetationslinien. -- SITERATUR. Göppert, der kgl. botanische Garten der Universität Breslau. Schnizlein, Beschreibung des botanischen Gartens der Universität Erlangen. Lechler, Berberides Americae australis, — AnzeIce. Benary, Anerbieten von Samen etc. — sEıLace. Naturwissenschaftlicher Verlag von T.O. Weigel.
Ueber die Laubmoose des fränkischen Jura. Von F. Arnold. (Vgl. Flora 1856. p. 241 und 1857. p. 113.)
1. Berichtigungen.
5. Weissia viridula ß. gymnostomoides Brid. gehört zu var densa Wils,
64. Grimmia cernua Nees,? ist wahrscheinlich G@. ordicularis Br. eur. ,
Ein Fragezeichen ist beizusetzen bei 106. (fackerige und grössere Form von O. 'intricatum Br. eur,?); dann bei 132 und 178.
2. Nachträge. Acaulon muticum Schreb. auf alten Maulwurfshügeln im Hirschparke unweit Moritzbrunn bei Eichstätt, in Gesellschaft von Pleuridium subulatum, Phascum cuspidatum, Poltia trun- cata und Brachyth, rulabulum.
Phaseum cuspidatum Schr. var. päiferum Schreb, auf Erde einer alten Gartenmauer unweit der Dreifaltigkeitskapelle bei Eichstätt, gemeinschaftlich mit der um Eichstätt ‚häufigen Pottia cavifolia.
Hymenostomum microstomum Häw. am Rande eines Stras- sengrabens zwischen Pfünz und Pietenfeld bei Eichstätt mit Pleuridium subulatum und Dicr, varium.
Dicranum scoparium L eine sterile, unterbrochen büschelig beblätterte Form findet sich auf sandigem Boden am Grunde
alter Föhren im Walde zwischen Wasserzell und Breitenfart bei Eichstätt. "
Mora 1855 4. en et 4
181,
50
182.
183.
184.
185, 186. 187. 188.
Fissidens tazifolius Hdw. bisher nur steril an mehreren Stellen beobachtet; besonders zahlreich auf Waldboden zwischen Kirchehrenbach und Hetzelsdorf in Oberfranken.
Trichostomum rigidulum Sm. bildet dichte, sterile Polster an Dolomitfelsen der grasigen Abhänge des Blumenbergs bei Eichstätt.
Barbula rigida Sch. auf Erde alter Strassenmauern unweit der Hofmühle, des Krankenhauses und der Dreifaltigkeitskapelle bei Eichstätt.
Encalypta sireptocarpa Hdw. e. fr. nicht selten auf steini- gem Waldboden um Eichstätt, z. B. am Rande eines verlasse- nen Steinbruchs im Hirschparke oberhalb Wasserzell.
Ulota crispa Hdw. an Laubbäumen im Walde zwischen der Wülzburg und dem Römerbrunnen bei Weissenburg.
Grimmia apocarpa Hdw. bei Eichstätt an den Dolomitfelsen des Kreuzbergs kommt eine robuste Form mit sparsamen Kap- seln und schwarzgrünen, breit lanzettlichen, haarlosen Blät- tern vor.
Webera nutans Schreb. auf Waldwegen bei Eichstätt und Weissenburg mit Trichostomum pallidum, Ceratodon purpureus, Pleuridium subulatum.
Bryum pseudotrigquetrum Schwer. ? (oder B. bimam Schrb.) in der Quelle zwischen Streitberg und dem Langethal; bisher nur steril und sparsam gefunden.
Bartramia ithyphylla Brid.
Bartramia pomiformis L. -
Pogonatum aloides Dill.
Playiothecium sylvaticum Dill.
Diese 4 Arten auf sandig-lehmigem Boden eines Hohlwegs zwischen Breitenfurt und dem Jägerhause des Schweinsparks bei Eichstätt; daselbst auch Mnium stellare, Hypnum splen- dens, iriquetrum u. dergl.
Rhynchostegium depressum Breh, c. fr. an der Unterfläche der Dolomitblöcke im Rosenthale bei Eichstätt; steril mit fracti- fieirendem Rh. tenellum nicht selten auf Dolomit im Laubwald zwischen Pfünz und Landershofen.
Eurhynchium strigosum H o fm. e. fr. ziemlich häufig auf Wald- boden des Altmühlthales von Eichstätt bis Pfünz.
Eurhynchium piliferum Sebrb, c. fr. auf thonigem Boden eines Grabens im Hirschpark unweit Moritzbrunn bei Eichstätt; steril nicht selten mit Aypnum purum, delicatulum, sguar-
51
rosum, salebrosum, auf Grasboden zwischen Eichstätt und der Hofmühle,
Hypnum cupressiforme L. v, filiforme L. häufig im Gebiete an alten Fichten und Buchen,
Hypnum crista castrensis L. mit zahlreichen Früchten im Fichtenwalde des Hirschparks unweit Moritzbrunn.
Hypnum filicinum L. var. tenue Schpr. eine zarte Form, dem Ambl. irriguum nicht unähnlich, welche in lockeren Rasen auf feuchten Stellen beschatieter Dolomitblöcke in der Schlucht ober dem Leitsdorfer Brunnen im Wiesenttbale steril sich findet.
3. j
Bei dieser Gelegenheit wird es am Platze sein, auch einmal einen
Blick auf die Moose des mittleren and unteren Jura längs der Gren- ven des Gebiets zu werfen, Bisher konnten zwar nur einzelne Punkte betrachtet werden, welche sich weder durch Umfang, noch durch besonders günstige Lage auszeichnen; da jedoch bier nicht mehr der
Kalk,
sondern Sandsteine vorherrschen, so dürfte es sich rechtferti-
gen, auch das bisherige geringe Ergebniss aufzuführen.
a)
b)
e)
d)
am Grunde des Judenbergs oberhalk Pretzfeld im Fichtenwalde neben der Chaussee: Racomilrium canescens, Barlramia pomi- formis, Polytr. piliferum, Anomodon attenuatus (auf Erde), Thuid. abietinum, Camptoth. lutescens, Hypnum cupressi- forme, rugosum, Schreberi. bei der Reifenberger Kapelle: Bryum pyriforme (häufig); Di- cranum varium. am Fusse des Hesselbergs bei Wassertrüdingen und in Len- tersheim: Dicranum varium, Barbula muralis, Encalypta ciliata, Bryum capillare, pallescens, pyriforme. an umherliegenden Sandsteinen im Laubwald unterhalb der Wülzburg bei Weissenburg: Fissidens ewilis, Seligeria recur- vala; auf der Erde: Fissidens tazifolius. auf dem Rohrberge bei Weissenburg, woselbst unmittelbar unter der Kalksteinlage des weissen Jura mehrere Quellen, sumpfige Stellen bildend, über den lehmig-sandigen Boden herabrieseln: Bryum pseudotriquetrum?, Mnium cuspidatum, Philonotis calcarea, Hypnum atellatum‘, Iycopodioides, cuspf- datum — sämmtlich steril; dann auf umherliegenden , wenig über dem bewässerten Boden hervortretenden Volithblöcken: Gymnosiomum calcareum in compacten und sterilen Polstern, Bryum capillare, pallescens, pyriforme, Ambiystegium serpens ; endlich auf grösseren Felsen: Anacalypia lanceolata, Tricho- % ‘
52
siomum- rigidulum, Barbula muralis und ruralis, Grimmia pulvinala und ovala e. fr., Racomitrium canescens, Funaria hygromelrica, Polytrichum piliferum, juniperinum, Hypnum cupressiforme.
Berücksichtigt man, dass es sich an diesen Stellen noch immer um eine Abtheilung des Jura handelt, so vermehrt sich die Moosflora des Gebiets um folgende 4 Arten:
189. Grimmia ovata W.-M.
190. Philonotlis calcarea Br. eur. 191. Hypnum Iycopodioides L. 192. Hypnum stellatum L.
Berichtigung einiger Vegetationslinien. Von O, Sendtner.
Folgende Pflanzenarten haben ihre Grenzen nicht in Südbayern: Erucastrum obtusangulum, Pollichii. Farselia incana, Draba Woah. lenbergü. Thlaspi alliaceum. Viola collina. Dianthus Seguierü. Al- sine selacea. Stellaria glauca. Linum perenne, Sarothamnus vulgaris. Genista pilosa. Coronilla vaginalis, Lonicera coerulea. Asperula lincloria, galioides. Senecio saracenicus. Cirsium rivulare, helero- phylium. Centaurea phrygia. Symphylum tuberosum. Veronica Schmidtii, longifolia. Pedicularis sylvatica, Statice elongata. The, sium monlanum. Salix depressa. Straliotes aloides. Carex para- doza. Calamagrostis Halleriana. Lycopodium inundatum. Im Gan- zen 31 Arten, dafür treten 8 Arten auf, deren Grenzen nach Südbayern fallen. Bei folgenden Arten ergeben sich Veränderungen der Be- stimmungen.
In Nachfolgendem sind die Linien der Vegetationsgebiete der einzelnen Pflanzen nach neuern Erfahrungen und Untersuchungen be- richtigt dargestellt.
Clematis integrifolia. W. Hat ihre Westlinie bei Lindau. Ihre Verbreitung von ®. ist: Griechenland bis zum mittleren Russland, Siebenbürgen, München, Oesterreich, Mähren, Krain.
Helleborus niger. NW. Diese Grenze ist problematisch wegen seines angeblichen Vorkommens in Luxemburg.
Aconitum variegalum. SW. Nicht mehr in der Schweiz und westlich. Die Linie geht vom Algäu (Birgsau) durch die würtemb. Molasse nach dem Vogelsberg.
Nuphar Spennerianum. N, Zürich, Tirol, Salzburg, Ungarn, Galizien.
53
Arabis petraea. W. Linie: Britannien, Thüringen, Franken, Wel. tenburg, Laas in Tirol.
Cardamine resedifolia. NW, Linie von den Cevennen durch den bayerischen Wald nach Schlesien.
Dentaria digitata, N. Elsass. Basel. Bayerische Kalkalpen. Spo- radisch,
Sisymbrium austriacum S. Die Linie bat eine Einbuchtung von S. Spanien, Pyrenäen, Schweiz, Bayern, Steiermark, Ungarn, Wolga.
Erysimum repandum und crepidifolium. SW.
Draba frigida Saut. N, Linie mit dem Nordrand der Alpen.
Facchinia lanceolata Rehb. Dessgl,
Linum alpinum. N. Basel, Augsburg, Regensburg, Passau, Oester- reich,
Siaphylea pinnata. N. Südliche und südöstliche Verbreitung (bis Bosnien). Die Linie von Volhynien nach Böhmen über Deggendorf, Regensburg, Memmingen, Lindau, Elsass.
Cytisus nigricans. NW. Die Linie schneidet nicht mehr Süll- bayern. Sie richtet sich von Esslingen in Schwaben durch Franken, Voigtland u. s. w.
Dorycnium suffruticosum. N. Linie von Frankreich durch die Ostschweiz, über München nach Oesterreich und Ungarn.
Coronilla Emerus. N. Linie von Lothringen durch den bayer. Voralpenzug (\Vallersee) nach Oesterreich und Ungarn.
Ervum Ervilia. NO, Linie: Dalmatien, Lombardei, Tirol, Boden- see, Baden, Belgien.
Vicia lutea. NO. Linie: England, Belgien, Rhein, Frankfurt, Weissenburg in Franken, Regensburg, Oesterreich, Croatien, Bosnien, Siebenbürgen.
Lathyrus Nissolia. NO. 0. Die Linie geht von Südrussland durch Krain, Schlesien und Sachsen nach Holland und berührt nicht Bayern.
Lathyrus heterophylius. NO. 0. Ein ähnliches Verhalten wie die vorige Linie. Westlicher Verbreitungsbezirk. Da die Pflanze in Böhmen und Sehlesien fehlt, ist indess ihre Linie wirklich bis nach Südbayern zurückgerückt und gebt somit, wie es scheint, anfangs als reine O.. Linie von Finnland nach Thüringen, Bayreutb, Regens- burg, von wo sie dann ihre NO.-Linie annimmt.
Rosa rubrifolia. NO. Die Linie geht von Luxemburg über Wür- temberg nach Oesterreich, Ungarn und Siebenbürgen und erleidet in Augsburg eine Einbiegung in den Verbreitungsbezirk, da sie in den Vorderzug der Algäueralpen zu liegen kommt.
Cotoneaster tomentosa. N. Ihr Standort in Bayern um Grün-
2.
wald bei München liegt in der Linie von der Schweiz nach Vester- reich,
Sempervivum soboliferum Koch. = hirtum Krok. Linie: Schlesien, Böhmen, Oberfranken, Regensburg, Schweiz, Provence.
Meum Mutellina. NW. Von der Schweiz längs der Alpenkette durch den bayerischen Wald in die Sudeten.
Anthriscus trichosperma. W. Wenn die Angabe in Sardinien richtig ist, dann hat die Grenze in Regensburg bis Böhmen, Mähren und Schlesien eine NO.-Lage, von da an aber biegt sie um und wird NO,-Linie. Ist sie nicht richtig, dann hat die Linie in Regensburg ihren westlichsten Punkt, von dem aus sie als SW.-Linie zurückkehrt über Oesterreich, Dalmatien, Bosnien und Macedonien,
Erigeron Villarsii. N, Nordgrenze mit den Alpen,
Doronicum austriacum. W. NW. Die Nordwestlinie, die sich von den Sudeten nach dem Baldo zieht, hat mitunter rein westliche Lage, wie die vom bayr. Walde nach dem Hirschbühel im Berch- tesgadenschen und Kitzbühel,
Seneeio carniolicus. N. Nordgrenze mit den Alpen.
Aposeris foetida. NW. N. Linie: von Spanien, den Pyrenäen, der Dauphine (nicht im Rheingebiet von Döll angegeben), längs des Fusses der bayr. Alpen bis zur Entfernung der Münchnerzone nach Oesterreich, Ungarn, Galicien, Siebenbürgen,
Willemetia apargioides. NW. Die Linie ist vom Westen her und bis zu dem Kamm des bayr. Waldes NW. Merkwürdig ist, dass sie gerade an ihrer Grenze den Höhenpunkt ihrer Häufigkeit erreicht im bayr. Walde. Von da biegt sie als NO.-Linie um nach Oesterreich.
Crepis tarazacifolia. NO. Eine der lehrreichsten, regelmässig- sten Vegetationslinien. Die Pflanze ist von Schottland einerseits bis Granada und zu den balearischen Inseln, andererseits bis in die Türkei und alle in dem Winkel dieser beiden Linien gelegenen Gegenden verbreitet. Die letztere Linie geht in gerader Richtung von Schott- land über England, Belgien durch das westliche Deutschland stets als NO.-Linie, ferner durch Mittelfranken am Hesselberg vorbei an die Donau, überschreitet diese bei Neuburg und setzt sich von da gerade nach dem Inn fort, In ihrer ganzen Verbreitung durch Bayern hält sie sich scharf an diese gerade Linie, westlich an ihr zahlreich, östlich spurlos verschwunden. Der Inn bildet dann eine Grenzscheide bis aufwärts zu seinem Austritt aus den Alpen. Durch’s Thal hin- durch weicht die Linie wieder westlich gegen Vorarlberg zurück, weil ihrer Verbreitung die Ebene günstiger war — allein gleich
55
jenseits schliesst sie sich wieder den Alpen an und verfolgt sie durch Dalmatien.
Erica carnea. NW. Linie: Au bei Bregenz — nicht weiter am Rhein, noch in Baden und Würtemberg und auch um Ulm fehlt die Pflanze — Angsburg,, Donau bei Regensburg, dann Oberpfalz (Er- bendorf), Fichtelgebirg, Voigtland. Hier biegt sie um über Böhmen (in der dritten Bearbeitung der schlesischen Flora von Wimmer fehlt sie), Mähren und wendet sich nach Siebenbürgen und Griechenland.
Gentiana lutea. NO. Im Grossen allerdings. Bei uns aber mehr 0.: Thüringen, Ruhpolding, Lienzeralpen. Dann wird sie NO.-Linie: Krain, Küstenland, Norddalmatien, Bosnien, Ungarn ete.
Gentiana purpurea. O0. Eine solche Linie verläuft gerade von Norwegen längs der Algäu- und Tiroler-Schweizergrenze bis in die Lombardei. Sie fehlt an der Schweizergrenze im ganz östlichen Alpen- zug. Ob das Vorkommen in den Karpathen im Zusammenhang mit dem scandinavischen oder mit dem lombardischen oder als selbst- ständig zu erklären, ist nicht entschieden.
Gentiana pannonica. NW.!
Gentiana acaulis NNW. und N. Ardennen, Halle sind die nörd- lichsten Punkte ihrer Verbreitung. Der letzte ist ganz isolirt, da sich die Linie durch Oberschwaben und Oberbayern nach Oesterreich, Mähren, Ungarn, Galizien ganz regelmässig fortzusetzen scheint.
Orobanche eruenta. N. NO. Regensburg, Passau, Wien, Steier- mark,
Orobanche Scabiosae W. (Dauphine.)
Orobanche Salviae. NNW. Pyrenäen nach Berchtesgaden. Folgt, ohne Höhenpflanze zu sein, wie es scheint, sporadisch den Alpen. obgleich ihre Ammenpflanze eine andere Verbreitungsgrenze hat.
Galeopsis versicolor. W. Ihre Linie liegt an der würtemb.-bayr. Grenze. (S. Döll. rhein. F. p. 308.) Alle diese Punkte liegen in einer Einbuchtung des Gebiets gegen Frankreich, da sie südwestlich in der Dauphine, nordwestlich in Britannien und Nordfrankreich vorkommt, Aber im mittleren und nördiichen Frankreich, im west- lichen Deutschland und am Khein fehlt sie. Das wäre das seltene Beispiel einer Einbuchtang von W. her.
Trientalis europaea. $. SO. Linie: Pyrenäen, Uri, Vintschgau, bayerisches Oberland sporadisch, {um Rothenbuch durch Torfstich wohl ausgerottet), Oesterreich, Galizien ete.
Lysimachia punctata. NNO. Von Mähren und Böhmen an Pas- sau vorbei über Erlangen und Belgien. Einzelne sporadische Vor-
56
kommnisse in Mittelfranken, wie mir überhaupt diese Pflanze, wo ich sie traf, nur wie verloren vorgekommen ist.
Androsace obtusifolia: NW. Sudeten an der Nordlinie der Alpen.
Soldanella montana NW. Sudeten, bayr. Wald, wo sie sehr häufig bis in die Thäler, Tegernsee, Südschweiz, Südfrankreich.
Cyclamen europaeum. N. NW. Die Linie von Böhmen nach Genf ist sehr gerade, wenn auch unterbrochen. Die Verbreitung ist süd- östlich.
Thesium pratense. SW. Linie: Vogesen, Schwarzwald bis Bre- genz — wo sie Bayern berührt. Pflanze nicht in der Schweiz noch in südwestlichen Tirel. Die Verbreitung nordöstlich.
Mercurialis ovata. W. Da sie Döll als Varietät erklärt, ist wohl die rbeinische soweit ausser dem regelm. Verbreitungsbezirke liegende Pflanze, die er vor sich hatte, keine M. ovata und es lässt sich die westliche Linie dieser östl. Pflanze unbedingt durch Regens- burg führen.
Satiz incuna. NO. Die Vegetationslinie geht von Belgien nach Schlesien, berührt also nicht Südbayern,
Potamogeton spathulatus. NW. SO, Linie: Lothringen, Rhein- pfalz, Donauwörth, Cham sind die bekannten Vorkommnisse die- ser oft als Spielart verkannten übersehenen Art, deren Verbreitungs- bezirk, von W. nach 0. sich ausbuchtend, bei Donauwörth seinen südlichsten, bei Cham seinen nördlichsten Punkt hat.
Potamogeton obtusifolius. SW. Frankreich, Hagenau, Halle, Mähren, Siebenbürgen, Lithauen, Petersburg (Griechenland ?), berührt nicht Südbayern.
Malaxis paludosa. S.
Narcissus poeticus. NO. Es wird bezweifelt, ob das sporadische Vorkommen dieser Pflanze in Südbayern überhaupt als wild zu be- trachten sei, Die Linie geht von Belgien nach Böhmen, Ungarn, Bosnien. In ibrem Verlauf durch Bayern bildet sie eine Beugung gegen 8., also gegen das Innere des Verbreitungsbezirkes, Sein Vorkommen in Bayern fällt daher allerdings innerhalb seiner natür- lichen Umgrenzung und kann wild sein.
Allium suaveolens. NO. N. Linie: von Oesterreich durch die Münchnerzone nach Schwaben und Frankreich,
Hemerocallis flava. N. Wallis, Lindau, München, Steiermark, Ungarn.
Tofieidia calyculala. NW. Berlin (von Gothland her), Halle, Frankfurt, Odenwald, Sundgau, Jura, Pyrenäen bilden Grenzpunkte der Vegetatiouslinie dieser Pflanze, deren Areal südöstlich (Podolien
37
} bis Südeussland, von da bis Spanien) zu liegen kommt. Durch die Rheinpfalz scheint ibre Linie zu gehen, nicht aber durch das diess- seitige Bayern. _
Juncus tenuis. S. Der Verbreitungsbezirk dieser Pflanze ist nordwestlich. Ihre Vorkommnisse in Süddeutschland sind sporadisch. Der bekannte Fundort um Memmingen ist nicht der einzige, In Wür- temberg bei Kloster Roth (Münchroth nach einer mir von Büchele mir hierüber ertheilten Aufklärung -— aber nicht Roh, wie Koch schreibt). Nach Schnizlein bei Dinkelsbühl.
Carez irrigua, SW. Linie: England, Belgien, bayrischer Wald (Rachel bis Lusen). östliches Tirol, wo sie ihren westlichsten Punkt erreicht und dann ihre Linie über Steiermark fortsetzt, anfangs öst- lich mit S.-Grenze, später nordöstlich gegen Petersburg. (in Ungarn fehlt sie) als SO.-Grenze.
Care ornithopodioides. N. Grenze mit den Alpen,
Carex sempervirens. N. Vom Schwarzwalde längs der Alpenkette.
Carez tenuis, N. Ebenso.
Hierochloa australis, NNW.
Calamagrostis littorea, NO. Linie: Schweden, Belgien, Harz, Sachsen, München, Oesterreich, Steiermark, Ungarn.
Arena subspicala. N. Grenze mit den Alpen.
Durch die bier angeführten Bestimmungen sind indess die frü- beren statistischen Bestimmungen nicht w esentlich verändert worden, obgleich sich die Zahl der Pflanzenarten für die Flora sehr vermehrt hat. Wir haben in Südbayern:
Dieotyledonen . . . . . . . 1300 Arten. Moneeotyledonen . . . . ...383 „ Gefässkryptogamen . . . . . 43 ,„ Gefässpflanzen im Ganzen . . 1726 „
Von diesen Pflanzen haben im genannten (iebiete oder an sei- nen Rändern eine Vegetationslinie: Dicotyledonen 269 Arten oder 20,8 Proc. sämnmtlicher Arten.
Monocotyledonen 64 „ 16,7 u „ » Gefässkryptog, 4 ,„ 93 „5 » » Gefässpflanzen 337 „, 19,6 ,„ » 2"
Diese Zahlenverhältnisse ändern nicht die aus den ähnlich lau- tenden in meiner Vegetat. Südb. S. 225 aufgestellten. Ebenso we- nig folgende.
Bezeichnen wir diejenigen Nordlinien, welche durch den Nord- rand der Alpen gebildet werden durch N*, so ergeben sich für die einzelnen Linien folgende Artenzahlen.
% In Südbayern sind:
N Linien 69 = 17,9 Proc. S Linien 18 = 4,7 Pros. N , 106= %79 %„ SW ,„ 283 — ,74 ,„ N, „ v7 = 97 „ W097 „ 1} n 12 = 35 „ NW ,„ ı = 155 „ SO ,„ 141 = 37 „
Nimmt man die NO, N, NW Linien zusammen — N Linien, die NO, 0 und SO als O Linien u. s. f. so bekommen wir folgendes Verhältniss:
N Linien 165 == 32,4 Proc. an. 1532 Proc. Wo. 14m 44 „
Ss „ Hm 98 „
0 » 68 — 1236 „,
Es ist unverändert dasselbe Verhbältniss, das sich auch früher 2.8.0. gezeigt hat nnd das sich auch beiden im bayerischen Walde liegenden Vegetationslinien zeigt. Es enthält die merkwürdige That- sache, dass in unserem Antheil sowohl am alpinischen als hereynischen Gebirgssystem beiweitem mehr süd- liche und östliche Pflanzen die Begrenzung ihres Are- als finden, als nördliche und westliche.
Die Regelmässigkeit der Linien hat uns ausserdem von der Existenz der Pflanzenareale überzeugt und der Abhängigkeit ihrer Grenzen bis zu einem gewissen Grade von geographischen Verbhält- nissen, indem blos die radiale Entiernung von einem gewissen Mittelpunkt aus diese Linien vorzuschreiben pflegt, wo nicht Hinder- nisse gewaltsamerer Art in den Weg treten. Allein es fehlt selbst nicht an Beispielen, wo weder Bergzüge, noch die klimatischen Un- terschiede zwischen Nord und Süd eine Beugung der schnurgeraden Linie veranlassen, wie uns von den angeführten Thatsachen viele vorführen.
Literatur
H. R. Göppert, der kgl. botanische Garten der "Universität Breslau; nebsi einem Plane und einer Lithographie. Gör- litz, Heyn’sche Buchhandlung, 1857. 8.
„Botanische Gärten haben unstreitig die Verpflichtung, zur
Förderung und Verbreitang botanischer Kenntnisse beizutragen, aber dann auch meiner Ansicht nach entsprechendere Einrichtung za tref-
59
fen, als man bisher in ihnen zu finden gewohnt ist‘. So sagt der Verf. in der Vorrede und das ganze Büchelchen (96 pag. nebst einem Anhange: Ueber ein im hiesigen botanischen Garten zur Erläuterung der Steinkohlen-Formation errichtetes Profil“ 15 pag.) zeugt davon, dass es dem Verf. nicht blos beim Leiten der Arbeiten des Gartens, sondern auch beim Veröffentlichen dieser Beschreibung desselben damit Ernst gewesen. Ohne Veber- treibung kann man diesen Wegweiser als ein Muster erklären, wie solche eingerichtet werden sollten. In blühender anziehender Sprache weiss der Verfasser den Laien und angehenden Studirenden auf die wichtigsten Gegenstände, die sich seinem Auge beim Eintritte und ferneren Umherwandeln durch den Garten darbieten, aufmerksam zu machen und dabei gleichsam ihn anzuregen, immer weiter zu for- schen und immer auf's Neue ‚durch mannigfaltige Mittheilungen aus dem Reiche der Pflanzenwelt anzuziehen, Dabei weist der Verf. stets hin auf den vielfältigen Gebrauch, den die Technik, Mediein oder andere gemeinnützige Einrichtungen von ihnen oder deren Theis len zu machen wissen, so dass der Gebrauch dieses Wegweisers selbst diejenigen, denen die Botanik an sich fern liegt, nicht ermü- det, vielmehr recht eigentlich seinen Zweck eines angenehmen und unterhaltenden Begleiters erfüllt. Dabei sucht der Verfasser auch die Botanik noch dadurch zu popularisiren, d. h. gemeinverständlicher zu machen, dass er überall die zu erwähnenden Pflanzen augleich mit ihren botanischen aber auch mit deutschen Namen aufführt, da gerade die lateinische Nomenclatur so manche Liebhaber vom nähe- ren Studium der Wissenschaft zurückhält.— Es kann hier nicht der Ort sein, auf eine specielle Darlegung des Inhalts näher einzugehen — es wäre hiezu beinahe nöthig das Büchlein selbst abaudrucken —, doch sei es Ref. erlaubt, mit flüchtigen Zügen den Hauptinhalt, wie er in demselben vertheilt ist, kurz zu besprechen. „Die Gründung des Gartens‘ p. 1—5 gibt eine flüchtige Geschichte desselben von 1811, wo er in Folge der Vereinigung der Universität Frankfurt (a.d. 0.) mit Breslau von Dr. Heyde im Verein mit Link errichtet und vom Obergärtner Liebig angelegt und gepflegt wurde. Es wird darauf kurz dargelegt, was die späteren Directoren Treviranus und C. 6. Nees von Esenbeck, Letzterer unter Mithilfe des Obergärt- ners Schauer, für den Garten gethan, bis der Verfasser selbst 1852 die Direction des Gartens übernommen. Auf 5—9 wird die Lage und der Umfang des Gartens beschrieben und darauf p. 9-11 die Zahl der im Garten befindlichen Pflauzen (auf 12,000 angeschla- gen) nach den Hauptfamilien angegeben. Der Verf. meldet, dans er
60
so viel als möglich besorgt ist, Repräsentanten aller Familien zu erlangen und werden dann die 28 Familien aufgezählt, von welchen dem Garten solche bis dahin noch fehlen. Von p. 11—27 werden sowohl die Wohngebäude, als hauptsächlich die Gewächshäuser mit deren Inhalt näher beschrieben, wobei überall auf die technisch od. medicinisch wichtigsten, oder botanisch auffallendsten tropischen Ge- wächse, die oft in Prachtexemplaren vorhanden sind, aufmerksam gemacht und dabei das sorgfältige Studium des Verfassers, besonders der technologisch wichtigen Pflanzen, an den Tag gelegt wird. Eine kurze Darstellung des Personals und Etats des Gartens p. 27-28 zeigt um so deutlicher, wie viel wirklich Nützliches und Belehren- des mit verhältnissmässig geringen Mitteln ausgeführt werden kann, wenn eine durchdachte und sorgsame Leitung des Ganzen sich gel- tend macht. Nun folgt p. 28-34 ‚die wissenschaftliche Benützung und Einrichtung‘ des Gartens; es zeigt sich, dass der Pflanzeninhalt nach natürlichen Familien mit Rücksicht auf den Habitus der Pflan- Zen angeordnet ist, „da wir es nicht billigen können und es auch im Interesse der Cultur nicht anzuempfehlen ist, wenn, wie in man- chen botan. Gärten, durch allzuweit getriebene Consequenz die kraut- artigen Leguminosen oder Rosaceen z. B. neben den strauch- und baumartigen in Reihe und Glied steben‘‘. Weiter hat der Verf., um eine Uebersicht der mannigfaltigsten Pflanzenformen der Erdober- fläche zu erlangen, Aufstellungen von Gruppen lebender Pflanzen im Freien versucht, um die Ideen von Humboldt über Physiognomie der Pflanzen praktisch zu verwirklichen. In jedem Sommer werden dieser Gruppen 84 eingerichtet, die bier näher angeführt werden und wobei die Topfgewächse natürlieh nicht ausreichen, auch die nach natürlichen Familien angelegten Anpflanzungen der im Freien aus- dauernden Gewächse mit benutzt werden. Ebenso sind Uebersichten der Pflanzenformen einzelner Länder dargestellt und ähnliche Zusam- menstellungen von medieinisch oder technisch wichtigen Pflanzen, eine Einrichtung, die sowohl das Studium erleichtert, als auch fü, den Nichtstudirenden manch Interessantes darbietet, indem ihm da. durch ein Bild der verschiedenen Länder bezüglich der Pflanzenformen gegeben wird, wie es ihm ausserdem anders nicht, ale durch grosse Opfer auf Reisen zu sehen vergönnt ist, Interessant ist die Bemerkung (p. 31), dass nach 4-jähriger Beobachtung fast alle Pflanzen südli- cher, gemässigter und auch viele der tropischen Zone es recht gut vertragen, vom 15. Mai bis 15. Septbr. im Freien aufgestellt zu sein, ja vielleicht vertragen diess auch die meisten tropischen Pflanzen, worüber aber bis dahin die Erfahrung noch nichts gelehrt hat, da-
61
viele derselben zu hohen Preis kosten, als dass man leichtfertig Versuche damit anstellen könnte. Die Etiquettirung der Pflanzen befasst ausser dem systematischen Namen noch die Familie, das Vaterland und die etwaige medicinische oder technische Verwendung, wobei dann noch im Freien bei jeder Familie eine besondere Ta- fel diese anzeigt. Um aber auch eine Uebersicht des ganzen Ge- wäehsreiches mit einem Blick zu bieten, hat der eifrige Director etwa 600 Pflanzen auf Rabatten mit Bezeichnung der Familien und Classen so aufgestellt, dass dadurch alle Hauptfamilien repräsen- tirt sind. Diese Aufstellung hat sich dem Verfasser schon sehr lehrreich bewiesen und kann nicht genug zur Nachahmung anem- pfohlen werden,
Nun folgt der Hauptabschnitt des Werkes (pag. 34—71): Leit- faden zum Besuche des Gartens oder Rundgang durch denselben, in fortgesetzter Hinweisnng auf den trefflich in Krei- demanier ausgeführten Plan des Gartens, wobei alle Gebäulichkei- ten zugleich in Ansicht eingezeichnet sind. Dieser Theil ist ausge- zeichnet lehrreich auch für den Leser, welcher nicht den Breslauer Garten besuchen kann und mit vielem Vergnügen folgt man dem Verfasser auf dem Plane von einem Pflänzchen zum andern, wo stets neue Gegenstände der Belehrung den Geist fesseln. Hier ist es auch, wo man so recht inne wird, wie sehr der Verf. Herr ist sei- nes Stoffes und dieses nicht nur bei der Beschreibang, sondern auch bei der zweckmässigen Vertheilung und Aufstellung desselben im Garten selbst. Ein ausführliches Eingehen in diesen Abschnitt würle jedoch hier zu weit fübren. — Es folgt nun eine Aufzählung der durch Dr. H. Scholtz im Garten gefundenen Thiere, ebenfalls mit ihren deutschen Benennungen (p. 71—84); es ist diess eine grössere Zahl, als man auf den ersten Augenblick wohl denken sollte und dieser Beitrag um so viel wichtiger und dankenswerther, da dadurch auch dem Laien die gewöhnlichen Freunde und Feinde der Gartencul- tur näher vorgeführt werden und seine Aufmerksamkeit darauf rege gemacht wird. Es sind bei dieser Aufzählung einige recht schätzens- werthe Wahrnehmungen aus der Oekonomie und Lebensweise dieser Thiere beigefügt, die zu weiteren Nachforschungen Anleitung geben. — Dem Werkchen ist noch, wie oben schon gemeldet, eine Beschrei- bung und recht gut ausgeführte graphische Darstellang des im Gar- ten errichteten Profils der Steinkohlen-Formation beigefügt, welche gleichsam einen Garten der Vorwelt repräsentirt, eine Zugabe, wie sie wohl selten in einem botanischen Garten gefunden werden mag. Das ganze Werk wird noch leichter zu benützen durch ein recht
nenn un ame
62
sorgfältiges Verzeichniss aller im Werkehen selbst und seinem Än- hange erwähnten Pflanzennamen — sowohl deutscher als lateinischer — und paläontologischer Gegenstände. Mögen recht bald mehr der- gleichen Fübrer in botan, Gärten erscheinen und dadurch in diesen Gärten selbst ein edler Wetteifer entstehen, um die Palme des Ver- dienstes dem botanischen Garten zu Breslau und seinem eifrigen und würdigen Vorstande streitig zu machen, N
Dr. A. Schnizlein, kurze Beschreibung des botanischen Gartens der Universität Erlangen. Erlangen, 1857. A. E. Junge’sche Univ.-Buchdruckerei. kl. 8.
Auf 17 Seiten ist hier mitgetheilt, was der bot. Garten zu Er- langen enthält, um dadurch den bisher spärlichen Besuch desselben, der dem Mangel einer Erklärung des Gartens zugeschrieben wird, zu erhöhen nnd lebhaftere Theilnahme zu erwecken, sei es „zur Be- lehrung allein, oder auch nur zur angenehmen Beschanung der vie- len schönen Pflanzenformen, die oft kaum gesehen werden und ver- blühen, ohne die Liebe zur Pflanzenkenntniss und zum Gartenbau wecken und fördern zu können.“ Erst in neuerer Zeit hat man den Garten nach verschiedenen Richtungen zu vervollkommnen gestrebt, wenn gleich Manches noch den Stempel des Anfangs trägt. Der Garten ist klein, etwa !/—!/, so gross als der bot. Garten zu Bres- lau; seine Meereshöhe ist hier jedoch nicht angegeben. Das Ar- boretum, in verschiedene Gruppen vertheilt, deren jede die 'syste- matisch nahe verwandten Arten enthält, ‚ist und bleibt noch lange die schwächste Seite des Gartens‘‘; es ist erst neu angelegt, enthält nur jugendliche Eremplare und ist zu beengt, um eine gehörige Entwickelung derselben dereinst zu gestatten. Es werden aber nur Lindenartige, Rosskastanienarten und Ahornarten er- wähnt, die nebst andern (nicht bezeichneten) Familien beim Eingange stehen. Von weitereu Familien verlautet nichts mit Ausnahme eines „Filicetums, wo auch Alpenpflanzen Platz finden“. Das Arboretum scheint überhaupt nicht sehr viel wissenschaftlichen, vielleicht aber um so viel mehr landschaftlichen Werth zu haben. Dann kommt „das grosse Feld, das hauptsächlich vom s. g. System eingenom- men wird“, Die systematische Ordnung von De Candolle ist hie- bei befolgt. Auch hier. ist die Repräsentation zum Hauptprineip gemacht, jedoch in der von Göppert mit Recht getadelten Conse- quenz, — ,,s0 dass z. B. mitten unter krautartigen Gewächsen auch holzartige steben, wenn eine Familie beide enthält‘. „Zunächst
63
sehen wir das Feld der Arzneipflanzen‘‘, nur wenige fehlen hier noch völlig, die Stellen mancher sind jedoch bisweilen desshalb leer, „weil die zugehörigen Pflanzen ausländische sind und nur zur günstigen Jahreszeit hingesetzt werden können etc.“ — Dann kommen die Zwiebel- und Knollengewächse, an welche sich die Beete der einjährigen schliessen und hieran wieder die perennirenden Pflan- zen, zwischen welchen eine Unterbrechung zu Wasser- und Sumpf- pflanzen vorhanden ist, „deren zweckmässige Cultur darch mangeln- des, natürlich zufliessendes Wasser und lockeren Boden sehr erschwert wird.‘ Dann kommt wieder Arboretum, rechts Pinetum für 34 meist sehr junge Nadelhölzer und links Holzgewächse der Papilionaceae, Sambuceae und Urticeae ete. An der ganzen Südseite des Gartens befindet sich ein Schattenbeet für Alpenpflanzen. — Zwischen dem System vertheilt ist das s. g. Transitiv ‚für solche Pflanzen, die nicht zum beständigen Inhalt. des Gartens gehören, nicht gerade nothwendig sind, aber schon bisher vorhanden waren, oder doch auch nicht zuverlässlich bestimmt werden konnten.“ Auch für die Zierpflanzen sind besondere Theile des Gartens bestimmt. Eine Ab- theilung noch ist für Nutzpflanzen, die nicht auch zugleich Arznei- pflanzen sind, entbält daher mehr wichtige technische und landwirth- schaftliche Pflanzen. Ein Beet ist für Versuche, Auch Fruchtbäume finden sich auf den Längswegen als Repräsentanten der Pomologie. Im Freien werden allein 3000 Arten cultivirt. Auch für die Caltur der niederen Cryptogamen findet man Anfänge; von vielen derselben aber kann man nur sagen, „dass sie mehr gehegt als gepflegt wer- den“‘. — Die ausländischen Pflanzen sind in 5 Gewächshäuser ver- theilt und erreichen etwa 1600 Arten. „Als Hauptzweck hiebei gilt neben der Repräsentation der systematischen Abtheilungen und der Demonstration beim Unterricht, die durch ihre Lebens- weise merkwürdigsten und ebenso die Nutzpflanzen zu caulti- viren“. Es werden hier einige der physiologisch merkwürdigen Pflanzen und die Hauptfamilien namhaft gemacht, die in dem Garten repräsentirt sind. — Jm Garten befindet sich noch ein Zimmer als bot. Museum; ein Herbarium der deutschen Flora, der Flora von Erlangen, von ausländischen Pflanzen, jedoch meist in cultivirten Exemplaren. An diese Herbarien schliesst sich eine Sammlang für Entwickelangszustände, Abnormitäten, Wurzelbildungen; eine Holz- sammlung von 400 Sorten; eine Sammlung mikroskopischer Präparate für die Vorlesungen; eine pathologische Sammlung und eine 2500 Nro. starke Frucht- und Samensammiung; endlich eine Sammlung von 130 conservirten Pflansentbeilen in Alkohol ete. Vegetabilische Petre-
a
64
facten fehlen fast gänzlich. Diess der Hauptinhalt des Schriftchens, dem noch eine Liste von ausländischen Nutzpflanzen des botanischen Gartens beigegeben ist. N:
W. Lechler, Berberides Americae australis. Stutig. Schwei- zerbart. 1857. kl. 8. 59 pag. ' A.
Diess kleine Büchlein wurde von dem leider für die Wissen- schaft za früh verblichenen eifrigen Reisenden Lechler hinterlassen und auf seinen Wunsch von &. Zeller zu Stuttgart herausgegeben und mit einer Aufzählung der von L. in Südamerika entdeckten
Pflanzen (pag. 49—59) vermehrt. — Dieses Verzeichniss enthält unge- fähr 20 neue Gattungen und 379 Arten, von diesen kommen auf die Maclovianischen Inseln. . . 1 Gattg. und 12 Arten, die Länder der Magellans-Strasse 3 _ , „58 „ | 111 EEE BE 7 7: BR Peru . 8 5. „» 160
7?
aus welchen Zahlen allein schon die Reichhaltigkeit der Sammlungen Lechler's kann geschlossen werden, zugleich aber auch der Eifer und die Sorgfalt zu ersehen sind, mit welchen dieser Reisende die von ihm besuchten Gegenden durchforscht hat. Derselbe Fleiss zeigt sich auch in dieser kleinen Monographie der Gattung Berberis, soweit sie in Südamerika sich findet, in welcher 56 Arten aufgezählt wer- den, worunter 11 neue Arten. Die Gattung ist in 2 Abtheilungen, die eine mit vielblüthigen, traubenförmigen und die andere mit ein- hlüthigen Blüthenstielen vertheili; den Diagnosen ist eine kurze Beschreibung beigefügt, worauf die verschiedenen Standorte unter Angabe der Nummer des Lechler’schen Herbariums angegeben sind, Rübmenswerth ist noch, dass bei dem Standorte nicht blos die Mee- reshöbe, sondern auch bei den selbstgesammelten Arten der Boden, auf welchem sie gefunden sind, angegeben werden. N.
- Anzeige
Gemüse-, Feld-, Gras-, Blumen-, Oekonomie- und Wald-
Samen, Pflanzen und Knollen.
. Der Unterzeichnete erlaubt sich hierdurch aufmerksam zu machen, dass sein neuen, sehr reichhaltiges Verzeichniss für 1858 über obige Artikel erschienen ist und auf frankirtes Verlangen durch Unterzeichneten umgehend franco eingesendet wird.
Die Preise sind für vorzügliche, zuverlässig ächte, keimfähige Saat möglichst billig gestellt. Alle, Aufträge werden, wie seit vielen Jahren,
prompt und reell zur Zufriedenheit der Herren Auftraggeber aus- gefübrt.
Erfurt im Januar 1858. Ernst Benary, Samenhandlung, -Kunst- und Handelsgärtnerei,
Redasteur und Verleger: Dr. Fürnrohr. Druck von F. Neubauer,
FLORA
in —
Regensburg. 7. Februar. 1858.
Inhalt: oRrIGINAL- ABHANDLUNG. Reinsch, über einige morpho- logische Abweichungen. (1. Ueber eine eigenthümliche morphologische Uin- bildung der männlichen Blüthe von Salix cinerea zur Zwitterbildung. 2. Ueber den Uebergang getrenater alternirender Wirtel iu eine zusammenhängende Spiralwindung bei Equisetum Telmateja.) — aurkor. v. Thümen-Gräfen- dorf, Ausgabe der Boragineae in getrockneten Exemplaren. — AnzBIce der Beiträge für die Sammlungen der k, bot. Gesellschaft.
Ueber einige morphologische Abweichungen. Von P. Fr. Reinsch, Stud. philos. in Erlangen. (Hiezu die Steintafel IT.)
2) Veber eine eigenthümliche morphologische Umbil. dung der männlichen Blüthe von Saliz cinerea zur Zwitterbildung,
(Vgl. Fig. 1. u. 2)
Auf einer botanischen Excursion in den Thälern des fränkischen Jura entdeckte ich in einer einsamen \Waldschlucht einen vereinzelt stehenden männlichen Baum von Salir einerea, welcher meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Blüthen dieses Weidenbanmes schienen einmännig zu sein, weil nur ein Staubgefüss, dessen langes Filamentum ein an der Spitze keulig verdicktes Ende besass, vor- handen war. Da aber in unserer Flora wenig einmännige Weiden sich vorfinden und die wenigen vorhandenen sich nicht mit der S. Cinerea verwechseln lassen, so konnte ich mir im Anfang nicht gleich denken, in welcher Beziehung sich dieser Ausnahmsfall zum norma- len Staubgefäss verhält, bis mich die nähere mikroskopische Unter- suchung belehrte, in welcher Art diese seltsame Umbilduug vor sich gegangen,
Es findet sich nämlich statt der zwei Staubfäden ein einziger. Dieser einzige Staubfaden, welchen man sich aus in der Anlage ur- »prünglich zweien Staubfäden entstanden denken kann, besitzt in seinem Filamentum einen etwas verschiedneren anatomischen Bau wie das Filanentum im regelmässigen Zustande. Das Zellgewehe er- scheint dichter gedrängt und ist von mehreren Gefässen durchzogen,
welche Seitenramificationen an die Zellgewebslagen abgeben, auf Flora 1858. 5. 5
66
welchen die Ovula aufsitzen. An der Spitze des nach oben zu keu- lig verdickten Filamentums finden sich 4 Antheren, statt 2, die der einfache Staubfaden der gewöhnlichen männlichen Blüthe besitzt, ein Beweis, dass dieses eine Staubgefäss wirklich durch Contraction aus zweien in der ursprünglichen Anlage gegebenen Staubgefässen zu einem Gebilde entstanden sei. Die Antheren, welche bei dem gewöhnlichen Staubfaden durch ein kurzes Conneectiv mit dem Fila- mentum verbunden sind, zeigen sich unmittelbar auf dem keulig ver- dickten Ende aufsitzen older auch in Höblungen eingeschlossen, wel- che unregelmässig in dem an der Spitze verbreiterten Zellgewebe des Filamentums vertheilt sind, Ausserdem ist das obere keulig verdickte Ende des Filamentums zum Fruchtknoten (germen) umge- wandelt, indem sich in dem saftreichen Zellgewebe eine Höhlung bildete und zur Pistillarhöhle sich umgestaltete. Die am Grunde und an den Seitenwänden dieser Höhlung befindlichen Ovula zeigen eben- falls eine anomale und höchst unregelmässige Bildung, indem die einen auf verzweigten aus in die Pistillarhöhle hineinragenden Zell- gewebsmassen gebildeten Stielen sich befinden und unentwickelter sind und die anderen entwickelteren auf der Innenwand der Pistillar- höhle aufsitzen, während bei der regelmässigen Bildung die Eichen ‘an den wandständigen Samenträger (Spermophorum pariet.) hängend angeheftet sind. Die Bildung des Poilens sowie die grösseren, ent- wickelteren Ovula zeigen in ihrem Bau nichts Anomales.
Den Durchschnitt eines solchen zur zwitirigen Bildung veran- lassten Filamentums zeigt die Abbildung Fig. 1. Taf. II. Die Spitze des Filamentums des durch Zusanmenziekung ursprünglich zweier Staubfäden zu einem verwachsen:n Staubfadens hat sich getheilt, die beiden Theile haben sich zu Griflein umgestaltet, welche regelmässig gebildet und wie der gewöhnlich: Griffel der weiblichen Blüthe mit einer zweilappigen Narbe versehen sind. Die diesen Griffeln ange- hörigen Fruchtknoten, deren eigentlich zwei vorhanden sein sollten, da ein Fruchtknoten der regelmässigen Blüthe mit einem Griflel versehen ist, sind in einen zusammengezogen, in die zur Pistillar- höhle umgestalteie \:öhlenartige Erweiterung des Parenchyms der Spitze des Filamentums. Diese höhlenartige Erweiterung ist nach oben zu offen und trägt im Grunde und an den Seitenwänden die anomal auf den Zellgewehslagen aufsitzenden und unregelmässig gebildeten Ovula. Die Antheren sind an der Basis zu beiden Seiten des Griffels, wo dieser mit der zur Pistillarhöble umgestalteten Höb- lung im Parenchym zusammenhängt, in Höhlungen des Parenchyms eingebettet. Diese Zwittermetamorphose ist daher durch Zusammen“
67
‚tiehung zweier weiblichen Blüthen und einer männlichen zu Stande gekommen. Alle diese Verhältnisse sind bei Durchschnitien verschie- dener Filamente sehr wechselnd, Entweder sind die Antheren vor- herrschender und die Höhlung des Fruchtinotens mit den beiden Griffeln weniger entwickelt, die 4 Antlıeren verschmelzen alsdana in 2, welche auf der oberen Seite des Filamentums aufsitzen und deren jede durch eine Querwand in 2 Fächer getheilt ist; oder die Pistillarhöhle hat sich so beträchtlich entwickelt, dass die beträcht- lichere Anzahl der Eichen sich mehr und mehr der regelmässigen Bildung nähert und auf einem Samenträger hängend befestigt ist, und die Antheren sind so verkümmert, dass dieselben nur noch als kleines Bläschen mit gelblich gefärbtem Inhalt im Grißfelkanal zu erkennen sind. Die Höhlung hat sich in diesem Falle oben geschlos- sen, und die Griffel sind an der Basis verwachsen und nur an der Spitze getrenut. — Daran aber, dass diese Umgestaltung in stufen- weiser Entwicklung, bald mehr dem männlichen, bald mehr dem weiblichen nühernd, sich befindet, ist zu erkennen, dass durch die fortyesetzte und alljährliche Umgestaltung der Fortpflanzungsergane ein allmähliges Hinstreben zur Umbildung von einem Geschlecht zum andern — in unserem Falle vom männlichen zum weiblichen Geschlecht — und zuletzt der völlige Differentismus die Felge ist, entweder entstelit daher aus der ursprünglich männlichen Pflanze eine weibliche,
. oder aus der weiblichen bildet sich eine männliche Pflanze.
Durch diese eigenthümliche Anordnung ist das Befruchtungsorgan selbst zu einer metamorphosischen Zwitterbildung veranlasst worden, aber keineswegs mag in dieser metamorphosischen Umbilduug der Fortpflanzungsorgane ein vergeblicher Versuch der Natur erblickt werden, dem pflauzlichen Organismus die Fähigkeit zu ertheilen, sich über die Grenzen des ihm vorgeschriebenen Bildungsganges zu er- heben, vielmehr ist diese Zwitterbildung als solthe zu betrachten, weiche aus Elementen sich entwickelte, die in der Anlage schen vorhanden waren, keine neuen Elemente sind daher hinzugetreten, welche der entweder ursprünglich männlichen oder ursprünglich weib- lichen Pflanze zu dieser Umwandlung verhalfen, und es bedorfte nur der schaffenden Gewalt, diese nach dem in der Pflanze waltenden Gesetze an einander zu fügen. Bei vielen hermaphroditischen Blüthen sehen wir metamorphosische Umgestaltungen, sowohl von der äus-
« seren Blüthendecke zur inneren, als auch von der inneren Blüthen- decke zu den Blüthenstauborganen, aber nie von den Blüthenstaub- Organen zu den Fruchtorganen, oder auch umgekehrt. Diese letztere metamorphosische Umgestaltung der Blüthentheile ist daher nur bei
7} ‘
68
Pfanzen möglich, welchen sowohl die äussere, wie die innere Blü-, tbendecke, in ähnlicher Bedeutung der Blütbendecken höherer Pflan. zen*), fehlt. — Diese Art einer scheinbaren Zwitterbildung kann daher nur in der Art des Blüthenbaues ihre richtige Erklärungsweise finden, indem bei einer metamorphosischen Umgestaltung von Blüthen resp. deren einzelnen Theilen immer mehr oder weniger diejenigen Theile von dieser ergriffen werden, welche am leichtesten zu dieser Umgestaltung binneigen. Da der Blüthenbau der Salicineen ein sehr vereinfachter ist and die Organe, welche man den doppelten und ein- fachen Blüthendecken der höher organisirten Pflanzen gleichbedeu- tend annehmen kann, nur noch als rudimentäre Bildungen, als kleine Anhängsel der Seitengabelung der Achse (des Stielehen, worauf sich die Blüthe der Salicineen befindet) erscheinen, so kann es nicht an- ders möglich sein, als dass die Fortpflanzungsorgane selbst, welche die Weidenblüthe eigentlich allein zusammensetzen, durch die Me- tamorphose der weiblichen zur männlichen Blüthe zu einer Umbil- dung veranlasst werden. Die physiologische Verwerthung dieser Erscheinung für den Organismus ist sehr gering anzuschlagen und die Erscheinung selbst kann nicht als höhere Stufe der Entwicklung in Bezug der Fortpffanzung aufgefasst werden, da eine Befruchtung und Reifung der Eichen unter diesen Umständen unmöglich ist.
„ Bei mehreren unserer Weidenarten, z. B. Salix purpurea, rubra, amygdalina, ist es nicht selten zu beobachten, dass dieselben Blü- thenkätzeben, entweder männliche oder weibliche, männlich und weib- lich zugleich sind, so dass entweder die Spitze des Kätzchens männ- lich und die Basis des Kätzchens we:blich, oder umgekehrt erscheint. In diesem Falle wird die zweihäusige Pflanze in eine einhäusige um- gewandelt, und eine Befruchtung und Reifung der Eichen ist, wenn es die Umstände gestatten, möglich. In diesem vorliegenden Fall aber wird die zwöibäusige Pflanze zur zwittrigen, aber durch Um- gestaltung von Organen, welche in Betracht ibrer eigentlichen Be- deutang durch ihre Missbildung diese seltsame Anomalie um so grel- ler ins Licht treten lassen; die physiologische Verwerthung derselben wird daher durch die anomale Vereinigung in ihrer Gesammtwirkung vernichtet.
*) Die Drüsen uud Schuppenorgane der Salicineen sind zwar den Blüthen- decken der höheren Pflanzen analog, aber die Beziehungen zu den Ge- schlechtsorganen und die Bedeutungen hinsichtlich der Blattmetamorphose sind andere,
69
2. Ueber den Vebergang getrennter alternirender Wir- tel in eine zusammenhängende Spiralwindung bei einemSommerstengelvon Equisetum Teimateja Ehrh,, nebst einer mathematischen Anschauungsweise die- ser Erscheinung. (Hiezu Fig. 3 u. 4.)
Bei Pflanzen, d:ren Achse sehr viele Wirtel trägt, welche aus einer grossen Anzahl von Blättern bestehen, kann es vorkommen, dass die Enifernung der Wirtel oder die Länge der Internodien an einer gewissen Stelie der Achse nieht mehr das in der Art der Na- tur der Pflanze liegende Gesetz der Länge der in regelmässiger Ent- fernung auf einander folgenden Internodien befolgt. Der beiden hier eintretenden Fälle sind zwei: einmal, wenn die Entfernung der In- ternodien grösser wird, die regelmässige Wirtelstellung und die Lage der sich entsprechenden Blätter zweier Wirtel wird in diesem Falle keine Veränderung erleiden; das andere Mal, wenn die Ent- fernung der Internodien sich verkleinert und zwar wird in diesem Falle, wenn die Annäherung zweier auf einander folgenden Wirtel in dem Maasse wächst, dass die Länge der Internodien oder die beiderseitige Entfernung zweier auf einander folgenden Wirtel fast = 0 oder auf eine sehr kleine Grösse redueirt wird, die anfangs bei verlängerten Internodien regelmässige Wirtelstellang der Blätter zu wesentlichen Umwandlungen veranlasst werden. Die Stellung der Blätter wird alsdann nicht mehr die wirtelige und die einzelnen ge- näherten Wirtel werden durch ein eigenthüwliches Verhalten der Achse nicht mehr durch Internodien getrennt sein. Ein allmähliger Uebergang je zweier auf einander folgenden Wirtel oder ein Inein. anderlaufen der Kreisumfänge derselben ist die Folge, und die durch diese Näherung der Internodien verursachten Erscheinungen geben sich durch die Schraubenlinie zu erkennen, welche innerhalb der Grenzen dieser abnormen Näherung sich erzeugt. Die Anheftungs- stellen der Blätter werden daher, dem Drange der in einander ver- laufenden Kreisumfänge folgend, ebenfalls in eine spiralige umge- wandelt, Bei diesem allmähligen Uebergang je zweier auf einander folgenden Wirtel wird aber die Achse sich nicht in derselben Weise in Beziehung der Blattstellung wie vorher im regelmässigen Verlauf der Wirtelstellung verhalten, Da die Blätter eines Wirtels jederzeit in Beziehung des Kreisumfanges der sämmtlichen Anheftungsstellen derselben normal stehen, so muss, wenn ein Uebergang zweier Wir- tel resp. deren Kreisumfänge stattfindet, auch die anfängliche Rich- tung der Blätter gegen die Achse geändert werden, die Blätter müs- sen ihre normale Richtung gegen die erzeugte Spirallinie unverändert
x
78
beibehalten und stellen nun in ihrer Gesammtheit eine regelmässige Sehraubenfläche dar. Die Pflanzenachse wird aber bei diesem spi _ raligen Verlauf der Anheftungssteilen der Blätter nicht dieselbe blei- ben, als wenn die Annäherung und der allmählige Uebergang der Wirtel nicht stattgefunden hätte, indem die entsprechenden Blätter je zweier auf einander folgenden verkürzten Internodien nicht mehr in derselben Lage bleiben, welche sie bei regelmässiger Entfernung der Interuodien inne haben würden, sondern sie werden von jenem Purkte an, von welchem die Reihe der genüherten Wirtel beginnt, ven rechts nach links und unten nach oben {wenn sich nämlich der Beobachter in der Achse der Pflanze denkt) in der Richtung des Ineinanderlaufens der Kreisumfänge der Wirtel eine Drehung erlei- den. Diese Drehung oder besser Windung der Achse hält gleichen Schritt mit Eutstehung der Spirallinie der Anheftungsstellen der Blät- ter; da wo diese ihr Ende erreicht, d. bh. da wo die regelmässige Entfernung der Internodien wieder beginnt, bat auch die Drehung der Achse aufgehört. Ist an einer Stelle die Spirallinie steiler, d.h. ist an dieser Stelle das entsprechende Stück der Spirallinie aus einer Anzahl von Wirteln erzeugt, deren Internodien entfernter als die einer andern Stelle, wo die Spirallinie weniger steil, so ist auch die Achse weniger gedreht als in dem letzteren Falle. Die Drehung oder Windung der Achse von einem festen Punkt aus schliesst da- ber zwei Momente ein, welche man a!s die Veranlassung einestheils der veränderten Blattstellung anderentheils als die Veränderung der gegenseitigen Lage zweier anf einander folgenden verkürzten Inter- nodien herbeiführend betrachten kann, wenn man nicht umgekehrt eine dieser beiden Abweichungen, eine die andere veranlassend, als die Ursache der späteren daraus erfolgten Windung der Achse an- nehmen will. Denken wir uns z. B. zwei auf einander folgende Wirtel, der Einfachheit wegen mit einer gleichen Anzahl von Blät- tern, obgleich eigentlich die Anzahl der Blätter in je einem Wirtel nach oben zu allmählig abnimmt, einander auf ganz geringe Entfer- nung der Internodien genähert, so wird der obere Wirtel um eine geringe Grösse nach links (von unten nach oben gehend) mit der Achse gedreht, und zwar um so viel als unter den gegebenen Ver- hältnissen die Entfernung der Internodien es gestattet. Der auf den zweiten nach oben folgende genäherte Wirtel wird sich zum zweiten ebenso verhalten, der auf den dritten folgende der vierte zum drit- ten u. 8. f, Auf diese Weise wird also durch Summirung der klei- nen Curvenstücke, welehe durch den Uebergang der Kreisumfänge je zweier auf einander folgenden Wirtel gebildet werden, eine
71
zusammenhängende Spirallinie der Anheftungsstellen sämmtlicher Blätter erzeugt, und ebenso durch Snmmirung der kleinen gedrehten Achsenstücke zwischen je zwei genäherten Wirteln, die ganze ge- drehte Achse, welche sämmtliche genäherte Wirtel in sich schliesst.
Um sich die Entstehungsweise dieser Spirallinie allgemein zu erklären, denke man sich in einer Cylinderfläche in gewisser Ent- fernung auf einander folgend Parallelkreise senkrecht die Achse des Cylinders durehschneidend, Die Peripherie dieser Kreise denke man sich in eine gleiche Anzahl von Thei-
m — Be len getheilt, und zwar in der Art, — = dass von einem Theilstrich eines | | Kreises angefangen nach rechts und
links jeder Theilstrich dieses Krei-
Auf Br 177 Ps 16 ses mit den sämmtlieben entspre-
N chenden Theilstrichen der oberen
Aykrz j nn & und unteren Kreise in derselben in
#.44 14 . der Cylinderfliche liegenden auf
Asftz SA; 03 15 63 sämmtliche Kreisebenen senkrechten
Ayktz ZI a VER 2 & Geraden liegt.
A, . 7 C Wird nun, den untersten Kreis
ud] A, *) als festgedacht, der Kreis A,
um die Achse des Cylinders gedreht und zwar bis &, über ß,, hier- auf der Kreis A, bis a; über Y,, oder £, über d, u. s. f, dann der Kreis A, bis &, über }ı oder A, über &, u. s. f., ebenso beim Kreis As u.s. f., so wird im Winkelmaass ausgedrückt der Grad dieser Dre- hung sich folgendermassen darstellen: Es seien die Kreise A, A, Az... in n gleiche Theile getheilt, so wird der Kreis A, in der Richtung des Pfeiles um die Achse des Cylinders gedreht einen Bo-
1 — 360° beschreiben, der Kreis A, einen Bogen — “. 360°,
en = gen n
der Kreis A, einen Bogen — 2 360°, der nte Kreis einen Bo- Lv gen — ha 360° und wenn die Anzahl der Theilpunkte der Kreise =
der Kreise selbst + 1, in welchem Falle — 360° — 360°, so wird 1]
ie Schraubenlinie einen Umlauf um den Cylinder gemacht haben, d h, wenn man in dem Endpunkte derselben x, in dem als ruhend angenommenen Kreise A, eine Senkrechte errichtet, so wird diese die Schraubenlinie in demselben Punkt schneiden, in welchem diese
Senkrechte den N + Iten oder nten Kreis triflt. Ist also die Dre- — *) Diese Zeichnung ist schematisch nicht geometrisch entworfen,
72
hung der anf einander folgenden Kreise A, A; Az... An in der Art erfolgt, dass die Drehung des zunächst immer nur um eine Ent- fernung %ı, ßı —= ß, yz=Ydı=... wächst, so werden fol-
gende Reihen von Punkten in einer gewissen Relation stehen a, Bı Ya da & Bı yıd & 6 yı dı &3 Ca ns one
‘
und zwar stellt jede dieser Reihen Punkte einer Curve dar. Durch Verbindung der einzelnen Punkte irgend einer dieser Reihen durch eine stetige Linie erhält man die Curve selbst, welche einer regel- mässigen Schraubenlinie angehört und sich nach der entgegengesetz- ten Richtung erstreckt, nach welcher der Cylinder resp. dessen ein- zelne Zonen"A, A,, A, Az, As As... bewegt wurden, also von links nach rechts. Jede dieser Reihen stellt durch Verbindung der auf einander folgenden Punkte darch eine stetige Linie eine und ‚dieselbe Curve hinsichtlich der Krümmungsverhältnisse und zwar unter den gegebenen Bedingungen eine regelmässig gekrümmte Spi- rale dar. In Bezug auf den Punkt des rubenden Kreises A, ist es daher gleichgiltig, von welchem aus man die auf einander folgenden Cylinderzonen gedreht, für unseren Zweck ist es aber nothwendig später zu untersuchen, von welchem der Punkte «, AN... die nach oben gesteigerte Drehung der ganzen vegetabilischen Achse resp. deren einzelnen Cylinderzonen (A, A;ı . . .), der Internodien, erfolgte. Von dem Schnittpunkte aus, in welchem die im Anfangspunkt der Spirallinie errichtete Senkrechte den nten Kreis des ersten Um- laufs der Spirale trifft, beginnt nun ein neuer Umlauf der Spirale, welcher dem ersten vom ruhenden Punkte &, des ersten Kreises A, congruent ist, Dieser Punkt des nten Kreises des ersten Umlaufs der Spirale hat unter allen Punkten der einzelnen Kreise das Maxi- mum der Umdrehungsgeschwindigkeit erlangt und wird nun mit dem ihm angehörigen nten Kreis wie der anfängliche Punkt «, der Spirale im ersten Kreis A, ruhend, der nte Kreis des ersten Umlaufs der Spirale wird zum ruhenden Anfangskreis des zweiten Umlaufs. Die- selben Beschleunigungsgrössen der einzelnen Kreise für den zweiten Umlauf nehmen ebenso zu wie die des ersten Umlaufs und erreichen ihr Maximum beim nten Kreis (vom Anfangskreis des zweiten Um- laufs an gezählt). Der Endpunkt des zweiten Umlaufs, der Anfangs- punkt des dritten Umlaufs, wird nun wieder rubend und dasselbe
73
wiederholt sich wie beim ersten und zweiten Umlauf. Die Spiral- linie selbst wird daher in ihrer Stetigkeit keine Störungen erleiden und erstreckt sich auf der Cylinderfläche in unzähligen, immer con- gruenten Umläufen ins Unendliche.
Anders aber gestalten sich die Verhältnisse der Curve, wenn die dieselben erzeugenden, anfangs constanten Factoren eine Verände- rung erleiden; die Stetigkeit der Curve wird daher unterbrochen, Die Einwirkungen aber, welche auf die Stetigkeit der Curve störend einwirken, sind von derselben Art, wie jene, welche die Stetigkeit derselben hervorriefen. Wenn sich daher die Anzahl der den Kreis A, in eine Amzahl gleicher Theile theilenden Punkte sowie die an- fangs constanten Entfernungen je zweier auf einander folgenden Kreise nach einem bestimmten Gesetz verändert, so erleidet auch die durch diese beiden Factoren erzeugte Curve in ihrer Stetigkeit eine Störung; die auf einander folgenden Umiäufe einer Curve wer- den sich ven nun an nicht mehr congruent sein und die Curve wird durch Zusammenwirken dieser beiden Factoren zu einer stetigen Ver- änderang der Krümmungsverhältnisse veranlasst werden, so dass die Curve oder deren Umläufe nach der Richtung hin, nach welcher sie sich erstreckt, allmählig verschiedenartige Krümmungen erhält, welche nach der Verschiedenheit der hier eintretenden Fälle verschiedene nach diesen sich richtende Eigenschaften annehmen. Durch diese Ver- änderang der im steten Wechsel sich befindenden zwei Faetoren, der Anzahl der Kreistheile und der gegenseitigen Entfernung dieser Kreise selbst, werden verschiedene Systeme von Spirallinien erzeugt, welche durch diese zwei Factoren unter einander entstehen und sich in 6 Hauptfälle zusammenfassen.
1. Es nimmt die Anzahl der Theilstriche der Kreise in einem bestimmten stetigen Verhältniss von unten nach oben ab, ebenso die Entfernungen je zweier auf einander folgenden Kreise.
2. Die Anzahl der Theilstriche wie im vorigen Falle, aber die Entfernung je zweier auf einander folgenden Kreise nach oben zu Wächst stetig.
3. Die Anzahl der Theilstriche wächst von unten nach oben in einem bestimmten Verhältniss, die Entfernung je zweier auf einan- der folgender Kreise nach oben wird stetig kleiner.
4. Die Anzahl der Theilstriche wie im vorigen Falle, die Ent- fernuug je zweier auf einander folgenden Kreise nach oben wird stetig grösser.
5. Die Anzahl der Theilstriche der Kreise von einem bestimmten Punkt aus wächst nach oben in einem bestimmten Verhältnisse uud
74
nimmt in demselben Verhältniss in denselben Kreisen nach unten ab, die Entfernung der Kreise bleibt constant.
6. Die Anzahl der Theilstriche bleibt in alien Kreisen constant, aber die Entfernung je zweier auf einander folgenden Kreise ist nicht in bestimmtem Verhältsisse ab oder zunehmend, sondern unre- gelmässig wechselnd, se dass die einzelnen Öylinderzonen selbst nicht mehr parallel sind,
ist also die Peripherie des untersten Kreises A, in anfänglich n gleiche Tbeile getheilt gewesen und ist p die Constante, um wel- che sich die Anzahl der Theile je zweier auf einander folgenden Kreise ändert, ferner $ die (entweder positive oder negative) Difle- senz der Eutfernung je zweier Kreise, so sind die Fälle allgemein ausgedrückt
Aı A; As Ay Pr An
=. n n—p n—2p n—Sp P BA; Ad Asda As... 0... An—IAn e ed) e—2d e—3f e—(n—1)d
Aı Ar Az Aı ee. An
2, | n n—p n—2p n—3p Ü A,d, A,ks Ash; Ads 2.2.20. An—1An e ets e42$ e+d e+(n—1)d
Aı Ar As |. VE An j 3 n ntp n+t2p n+3p n+{n—1)p " Aıkı Ardz Azdı Ask, Pe An—1An e ee) e-2$ e-3$ e—(n—1)$
Aı As Az As Fa An 4 | n n+p nt2p n43p n+(n—1)p " AıA, A,kz Ask; AA; [er Er er An—iAn e e+5 e+2$ e+r3f e+n—1)d
5. imaginär. 6. imaginär.
Von diesen 6 möglichen Fällen sind die letzten 2 imaginär, d.'i. es liegt in ihrer Relation ein Widerspruch, welcher sich mit der Bildungsweise der Spirallinie vereinigen lässt, es sind daher nur die 4 ersten Fälle zu betrachten, welche ein reelles Resultat ergeben. Je zwei dieser 4 Fälle entsprechen sich, d. h, es werden durch sie Systeme von Spirallinien erzeugt, welche in ihren Eigenschaften voll- kommen ähnlich sind. 1. erzeugt ein System von Spirallinien, wel- ebe in ihren Eigenschaften mit den von 3. erzeugten darin überein. stimmen, dass die Umläufe derselben nach oben zu allmählig steiler werden, zuletzt zur Kreislinie werden und mit dem unten Kreis des letzten Umlaufs zusammenfallen, die Umläufe der Spirale nach dem Anfangskreis (A,) zu, werden allmählig flacher und der erste Umlauf -
73
wird mit der senkrechten Linie zasammenfallen, weiche im Anfangs- punkte (x,) des untersten Kreises errichtet ist. Die von 2. oder 4. erzeugten Spirallinien sind in ihren Eigenschaften, dem Gang ihrer Umläufe, denen von 1. oder 3. erzeugten gerade entgegengesetzt. Diese Curven werden in ihrem ersten Umlauf mit dem Anfangskreis (Aı) fast zusammenfallen, die folgenden werden sehr steil, bierauf sieh allmählig verflachend; die zuletzt folgenden sind am flachsten und der letzte oberste Umlauf verläuft in seinem Ende in die indem Anfangspunkte (x,) des Anfangskreises errichtete Senkrechte.
Wenden wir diese aligemeine mathematische Untersuchung über die möglichen Fälle der Entstehung von Spirallinien an einer Cylin- derfläche (der vegetabilischen Achse entsprechend) auf diese abnorme Veränderung der Blattstellung sowohl als auch auf die daraus er- folgte Drehung der ganzen Achse an, so finden wir, dass diese Er- scheinung nur aus den eben entwickelten Gesetzen sich ableiten lässt, und dass die erzeugenden Factoren sich a posteriori an dieser Linie in ihrer vollkommenen Ausbildang ebenso erkennen lassen; als ob dieselben im gesetzmässigen Verlauf nicht zur Bildung dieses anomalen Verbältnisses gezwungen worden. Sind daher die durch die abstracte mathematische Betrachtungsweise erkannten erzeugen- den Factoren dieser Spirallinie übereinstimmend mit dem a posteriori erkannten Wesen dieser analog sich bildenden Erscheinung selbst, so muss auch diese den gesetzwässigen Gang dieses abstracten Bil- dungsgesetzes inne halten uud die verursachenden Momente dieser Erscheinung sind bestimmt, wenn man diese Factoren (in morphelo- gischer Bedeutung) selbst kennt. Bei Betrachtung dieser Erschei- nung ist es daher nothwendig, diese selbst rein morphelogisch ins Auge zu fassen, ur.d da nun, um die Ursache einer Erscheinung zu finden, man zuerst die Erscheinung an und für sich, dann diese im Vergleich zu anderen gleichwerthigen Erscheinungen betrachtet und zuletzt das Prineip verfolgt, nach welchem der Bildungsgang der einen oder andern erfolgte, so ist es auch in diesem Falle nothwen- diz, aus den Erscheinungen, die, durch gleichwerthige Factoren her- vorgerufen, einen und denselben Verlauf bedingten, auf die Identität der Bildungsweise schliessen zu müssen d. h. analytisch nicht mor- phologisch räsonirend zu verfahren. ’
Das Object, bei welchem ich diese allgemeine Untersuchung vereinbaren will mit der natürlichen Bildungsweise, ist das Exemplar eines Sommerstengels von Eyuisetum Telmateja *), welches ich an Mm
*) Die wenigen beobachteten Fälle dieser Spiralbildung an Eguisetum-Arten
76
einem quelligen Jurakalkabhang gefunden, welcher ganz mit diesem schönen Schachtelhalm, dem ansehnlichsten unserer Flora, bedeckt war. Dieses Exemplar besitzt mitten in der Reihe der in regelmäs- siger Entfernung auf einander folgenden Internodien, zwischen dem zwölften und dem unmittelbar darauf folgenden Internodium , eine durch verkürzte Internodien verursachte Spiralwindung, indem die Grenzen der bestimmten Anzahl der einzelnen der nach dem 12. In- ternodium folgenden übrigen Internodien, welche diese Spirallinie bilden, darch grosse Näherung nicht mehr kenntlich sind und eben dadurch die zusammenhängende Schraubenlinie darstellen. Das auf die Spirallinie folgende Internodium ist daher nicht das 14., sondern das sovielte von unten auf fortgezählt, als die Spirallinie verkürzte Internodien enthält. Die von unten nach oben auf einander folgen- den Blattwirtel folgen in regelmässig abnehmender Entfernung bis an den Anfaug der Spiralwindang; die zunächst auf die Spirallinie folgenden Wirtel ‚befolgen ganz dasselbe Gesetz der nach oben zu regelmässig abnehmenden Entfernung der Internodien, als ob die Anzahl der Wirtel, welche diesen verkürzten Internodien angehören, wirklich vorhanden, gleichgültig über die Stellung, in welcher die Blätter dieser sich befinden. Die Anzahl der Blätter in dem Wirtel unmittelbar oberhalb der Spiralwindung ist — 28, die desjenigen zunächst nach unten folgenden =— 30, die Anzahl der in der ganzen Spiralwindang befindlichen — 203. Dividirt man diese Anzahl durch das Mittel der Anzahl der Blätter des oberen und unteren Wirtels, so erhält man die Anzabl der Wirtel, welche diesen 203 Blättern ent- sprechen, es sind daher in dem Raum, welchen die Spiralwindung einnimmt, 7 Wirtel befindlich.. Wenn man annimmt, dass die Anzahl der Blätter in den nach oben auf einander folgenden Wirteln in arith- methischer Reihe abnimmt, und wenn man diese Reihe bis an den Anfang der Spirallinie sowie jenseits derselben kennt, so lässt sich die Anzabl der Blätter der Spirallinie, {ohne sie zu kennen, leicht berechnen. Es sei daher die Reihe von irgend einem Internodium unterhalb angefangen 34. 32. 30. 28. 236. 24. 22. 20. 2... .-
gegeben und es sollen zwischen 30 und 28 (den ober und unterhalb ._—- ®
sind in der Abhandlang von Milde in Nova Acta der Leop. Carol. Ae.
d. Naturf. von 1839 mitgeteilt, unter andern auch ein im Berliner königl.
Herbar aufbewahrtes Exemplar von Eyuisetum Telmateja, äholich dem
meinigen. Ausserdem ist diese Spiralbildung beobachtet worden bei meh-
reren vielwirteligen Pflanzen , so bei unserem Hippuris vulgaris, an den Jüngeren Aestchen von Caswarina stricta, bei Phylica-Arten u. a,
77
der Spirallinie befindlichen Internodien) 7 Glieder eingeschaltet wer- den, welche dasselbe Gesetz wie die gegebene Reihe befolgen sol- len, so findet man durch Interpolation die folgenden Glieder 30. 29°, 291. 29/4 29. 28%. 28). 28%/a. 28.
Addirt man diese 7 interpolirten Glieder so erhält man die Summe = 203 == gleich der Anzahl der wirklich in der Spiralwindung vorhandenen Blätter. Das Ungereimte in Bezug auf einheitliche un- theilbare Grössen (Blätter, Wirtel) gibt zu erkennen, dass eben die- ses anomale Verhältniss der Blattsellung auf die Achse ebenso wie das der Zahl in seiner natürlichen Bedeutung gestört ist, und dass dieses abnorme Verhältniss in 2 Momenten, in seinen Factoren be- trachtet, ein anomales ist, in seinem einheitlichen Ganzen aber den normalen Typus wieder erlangt. Es ist also der Beweis geliefert, dass diese Spiralwindung wirklich aus den Umkreisen von 7 Inter- nodien gebildet ist, deren allmählige Näherung die oben allgemein betrachteten Erscheinungen herbeigeführt hat. Untersucht man diese Factoren — die Anzabl der Blätter und die Anzahl der genäherten Wirtel *) — in ihrer gegenseitigen Beziehung nach der oben gege- benen allgemeinen Betrachtungsweise, so findet man, dass durch diese eine Spirallinie erzeugt wird, welche fast 3 — 2"/, Umläufe macht, was durch genaue Messung — so weit sich Messungen bei Pflanzen anstellen lassen — mit der vorliegenden Pflanze ebenfalls genau übereinstimmt. Jeder Umlauf der Spirallinie schliesst nach den oben allgemein betrachteten Fällen (für den 1. Fall) annähernd == 22°%;,, Wirtel ein. Ebenso aber auch muss die nach oben all- mählig abnehmende Entfernung je zweier auf einander folgender Internodien ein siel,eres Kriterium für die Nichtigkeit dieser Entste- bungsweise darbieten. Nimmt man nämlich an, die Entfernung sei regelmässig abweichend, so müssen sich, bei einer plötzlichen Verkür- zung derselben und den daraus erfolgten oben betrachteten Erschei- Aungen, die diese verursachenden Momente noch später erkennen lassen, wenn nicht der Grad der Drehung der Achse, welche diese anomale Näherung der Internodien zur Folge hat, auch noch eine !heilweise Verkürzung der Achse herbeiführt. Da nun die Länge des aunächst nach unten und des zunächst nach oben folgenden Interno- diums, sowie die Länge der ganzen Spiralwindung bekannt ist, se lässt sich durch Interpolation, wie im vorigen Fall, die ursprüngliche mn
*) Ebenso aber auch müsste als 3. Factor angenommen werden das Ver-
hältniss der Entfernungen der angegebenen Internodien, sowie der zu suchenden, genährten nicht sichtbaren Internodien der Spirallinie.
”e
Länge der verkürzten Internodien finden, aus der Anzahl der Um- läufe der Spirallinie oder, was identisch ist, aus dem Grad der Dre- hung der Achse lässt sich der Ueberschuss der Verkürzung berech- nen. Da man die Grösse, um welche sich die Entfernung je zweier ‚auf einander folgenden Internodien verändert, als constant betrachten kann, so wird dieser constaute Factor, welcher nach oben zu nega- tiv genommen wird *), in den verkürzten Internodien ebenfalls con- ‚stant bleiben, aber die ursprüngliche Grösse wird auf das Minimum redueirt, d. b. der constante Factor, um welchen sich die Entfernung je zweier genäherten Internodien ändert, wird nicht mehr derselbe wie vorher bei regelmässiger Entfernung der Internodien sein. Die Länge der ganzen Spiralwindung, welche die Summe dieser genä- herten Wirtel in sich schliesst, hat als Internodium wie die übrigen un den constanten Factor, um welchen sämmtliche Internodien von oben nach unten zunebmen **), sich geäudert, die Summe der con- stanten Factoren, daher der verkürzten Internodien kann — dem constanten Factor, um welchen sich die Entfernung der übrigen In- teruodien überhaupt ändert, gesetzt werden. Würde man nun in den absoluten Längenverhältnissen ebenso wie in den Zahlenver- hältnissen sichere Anhaltspunkte haben, se müsste dasselbe Bildungs- gesetz auch durch diesen Factor in seinen Werthangaben eine Be- stütigung erlangen. Die Art aber des organischen Wachsthums bringt es mit sich, dass die Gesetzmässigheit desselben mehr in den Zahlenverhältnissen als den mathematischen Raumverhältnissen sich ge'tend macht, die Untersuchung von dieser Seite aus — die geo- metrische — wird daher durch die in festen mathematischen Grös- sen sicher stehende — die arithınetische — im Werthe ihrer sicheren Bestimmung vermindert.
j Wenn ich in diesem Versuch der Betrachtung eines einfachen Gegenstandes einen Weg eingeschlagen habe, welcher sich von un- serem wissenschaftlichen Verfahren der morphologischen Betrachtungs- weise mehr und mehr entfernt, so glaube ich durch diese mathe- matische Behandlungsweise den riebligen Weg zur Erkennung anzubahnen nicht verfehlt zu haben. Wenn man geglaubt hat, die mathematische Betrachtungsweise im Gebiete der Morphologie sei der Natur der Sache nicht angemessen, und wenn man sie anwendet, müsse dieselbe auf die natürlichen Verhältniese, welche jedermann
*) Für den ersten Fall der sben 6 betrachteten möglichen Fälle, welcher
das Bildungsgesetz für den Yall unseres vorliegenden Exemplares in sich schliesst.
»*) Dieser consiante Faetor ist daher nach oben negativ. 8. Fall 1,
br
in die Augen springen, gleichsam aufgedrängt werden, um so zu sagen den einfachen Vorgang der Natur in analytische Formeln ein- zuzwängen, so ist dem entgegen zu halten, dass das Wesen der mathematischen Anschauung der Natur nicht darin besteht, eine For- mei — einen Ausdruck für alle möglichen Fälle — für einige alt gemeine Eigenschaften, die man auch ohne Formeln erkennen Kann, herzuleiten, sondern darin, wie in unserem Falle, festzustellen die gesetzmässige Entwickelung des Organischen innerhalb gewisser Grenzen, aus der Uebereinstimmung der allgemeinen Gesetze mit der organischen Entwickelung das Wachsthum desselben sicher zu stellen. Alle Erscheinungen der sichtbaren Natur befolgen den Weg der Gesetzmässigkeit, sind an gewisse Gesetze gebunden, welche sie nicht überschreiten können, die scheinbar regungslose, unorga- nische wie die allseitig thätige lebendige Natur. — Alles was daher den Weg eines gesetzmässigen Verlaufs inne hält, muss mit den Gesetzen der Matlıematik aufs innigste verknüpft sein. Die Mathe- matik verfolgt daher nicht blos den leitenden Faden der Idee, som dern sie zeichnet auch, indem sie aus ihrer idealen Betrachtung heraustritt, den Weg zur Erkenntniss der scheinbar die Schranken der Gesetzmässigkeit überschreitenden organischen Entwickelung. .
Erklärung der Abbildungen auf Taf. IF.
Fig. 3. Die Spiralwindung an unserem Exemplar in nicht ganz natürlicher Grösse.
Fig, & Versinnlicht die Entstehungsweise der Spirallinie nach Fall 1., zu welchem unser Exemplar gehört, A, A, As... sind die Kreise, deren Theile nach Fall I nach oben stetig sich in einem bestimmten Verhältniss verringern, hier aber (der Kinfachheit wegen und auch in unserem gegebenen Falle fast constant) als constant in allen Kreisen nach oben angenommen ist. Das Verhältniss der Ent- fernungen A, A,, A, A; . .. wurde nach der Reihe... 19. 17, 5. 16. 14, 5. 13. 11, 5. 10.8, 5.7.5,5.4... (wie in unsern vorl. Falle) genommen. Der untere Kreis ist der Grundriss des Eylinder- abschnittes A, Az. Die Richtung der Pfeile deutet die Richtang, nach welcher die Cylinderzonen gedreht werden. Das gezeichnete Curvenstück bildet einen Umlauf, d. h. die Endpankte 12 und 0 lie- gen in einer in 12 errichteten Senkrechten. Man sieht an diesem Curvenstück wie dasselbe nach oben zu allmählig flacher wird aus dem Grade der grössten Steilheit, die folgenden Umläufe werden noch flacher und der letzte fällt mit einem Kreise An zusammen.
a
Aufruf.
Da ich beabsichtige, die Boragineae (Asperifoliacene) Europa’s besonders Deutschland’s in getrockneten Exemplaren und zwar iu Fascikeln von je 25 Formen herauszugeben, so ersuche ich die Herrn Botaniker, mich gefälligst mit Beiträgen dazu zu unterstützen. Ich gebe für jede Art, Varietät oder Form, welche ich noch nicht besitze, den Fasecikel, in welchem ich dieselbe herausgebe, gratis, nur muss eben diese Art, Varietät oder Form mir in 150—200 gut- getrockneten, richtig bestimmten, vollständigen (Wurzel ) Exemplaren eingesendet werden, von seliner vorkommenden nehme ieh auch gern kleinere Mengen an, Bei der brieflichen Anmeldung von Pflanzen ersuche ich die Herrn Botaniker wir möglichst den blüthentragen- den Theil einer solchen Pflanze beizulegen, damit durchaus kein Usrecht in der Bestimmung obwalten könne. Meine Adresse ist bis
15. April d. J.: Dresden, post restante, von da an: Gräfendorf bei Jüterbog (Preussen).
Dresden im Januar 1858. F. v. Thümen-Gräfendorf.
Anzeige der im Jahre 1857 für die Sammlungen der königl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge. (Schluss)
204) Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. 1858. _. Bog. 13-24. 1857. Bog. 1—7.
205) Report of the Commissioner_of Patents for the year 1855, Agriculture. Washington, 1856.
206) Report of the Superintendent of the Coast Survey, showing the progress of the Survey during the year 1855. Washington, 1856.
207) Hitchock, Illustrations of Surface Geology. Washington, 1857.
208) Weiss, Studien aus der Natur. Troppau, 1858.
209) Derseilbe, über ein neues Vorkommen der Spaltöffaungen, Wien, 1857. 210) Derseibe, Beiträge zur Kenntnis der S altöffuungen, Wien, 1857. 211) Hübner, praktische Pfianzenkunde. Pots am, 1897. 212) De Candolle, Prodromus Systematis naturalis regni vegetabilis, Pars
XIV. Sectio posterior, Parisiis, 1857. 319 Wimmer’s Flora von Schlesien. Dritte Bearbeitung. Bresiau 1857. 215 on 207, Geschichte der Botanik. IV, Band. Königsberg, 1857.
n un ichura,ü teph jalı 4.
216) Bulletin de la soci Toper. des ı ur han 1855 No. I
ete Imper, des nat , N—IiV. 1857. No, I. Moscou, 1856,57. niuten de Moscou. 1855. No.
217) Oesterreich, botanisches Wochenblatt. 1857. No, 42-46.
Redactsur und Verleger: Dr. Fürurohr. Druck von F, Neubauer,
FLORA.
— in ——
WE 6.
Regensburg. 14. Februar. 1858.
, Inhalts orıcınaL - asHanpLung. Arnold, die Lichenen des frän- kischen Jura, — Anmzeicen, De Bary, Wachsmodelle für entwicklungsge -
schichtliche Demonstrationen. Beiträge für die Sammlungen der k. botanischen Gesellschaft.
Die Lichenen des fränkischen Jura. Von F. Arnold, kgl. Assessor in Eichstätt.
Unter diesem Titel wird nach und nach ein Verzeichniss aller von mir im Gebiete des fränkischen Jura *) beobachteten Flechten erscheinen. Zur Zeit ist zwar nur die Lichenenflera von Muggen- dorf und Eichstätt näher bekannt: allein nicht nur ist es gerechtfer- tigt, von der Flora des einen Theiles einer geognostischen Formation einen sicheren Schluss auf diejenige der übrigen, zur nämlichen Formation gehörigen Gegenden des Gebiets zu ziehen, sondern es soll sich die Untersuchung auch auf diese letzteren im Laufe der Zeit erstrecken.
1. Berücksichtigt man die bervorragende Bedeutung, welche die Beschaffenheit des Bodens auf das Vorkommen der Flechten äussert, s0 dürfte es nicht überflüssig sein, deren speciellen Aufzählung eine kurze Darstellung der Schichten des Jura vorauszuschicken, welche dann den späteren Bezeichnungen der Standorte zu Grunde liegen soll.
a) Ueber den unteren und mittleren Jura lässt sich zar Zeit nicht‘ viel sagen; theils, weil es an genügenden Beobachtungen fehlt, theils auch, weil das meist wohl bebaute Land von vornherein den Liche- nologen wenig anzieht. Daher kann mit Umgehung der im Wie- sentthale von Forchheim bis Ebermannstadt und bei Weischenfell
auftretenden, hieher gehörigen Sandschichten sogleich die Umgebung EEE
*) 5. Fiora 1855, p. 211. Plora 1858. 6 6
82
von Weissenburg hervorgehoben werden, wo*) der obere Jura auf einer Unterlage des Lias und Oolith empor zu steigen beginnt, und die zahlreichen Felsblöcke des Rohrbergs bis zur Ludwigshöhe einen umfassenderen Blick auf die Fiora dieser Abtheilung gestatten. Ein weicher Sandstein von bräunlich.gelber Farbe beherbergt hier die nämlichen Flechten, welche um Erlangen **), Dietenhofen und Ans- bach im Keuper- Gebiete die gewöhnliche Erscheinung bilden. — Lecanora atra Ach. mit var. grumosa Pers.; Urceolaria scruposa Ach.; Acarospora smaragdulaäAch.; Leridea sabuletorum v. coniops Sch. und fumosa Ach.; Pertusaria rupestris DE. wuchern in ab- gerundeten, breiten Flecken und nur ausnahmsweise zeigt eine und die andere.Art die Nähe des Kalkes an, wie Acarospora macrospora Hepp., Endocarpon miniatum L., Catopyrenium 'cinercum Pers. Der Sandstein zeigt sich meist in Gestalt zerstreut umberliegender Blöcke bis zu 4° im Durchmesser, seltener als ziemlich freistehender Fels bis zu 12‘ Höhe; zwischen Weissenburg und der Ludwigshöhe tritt er auf dem karg begrasten Abhange in niedrigen Wänden von 2—3' mit Buellia scabrosa Ach. zu Tage und alle diese Stellen sind kahl und nicht mit Wald bedeckt. Diese Sandsteine nun sollen mit Beziehung auf obige geognostische Karte als Oolith bezeichnet werden.
b) Unmittelbar über diesem Velith liegt als erstes Glied des oberen, weissen Jura sowohl am Judenberg bei Pretzfeld als um Weissenburg von der Wülzburg über die Ludwigshöhe bis nach Det- tenbeim ein wagerecht geschichteter Kalk, zu welchem ohne Zweifel auch die vielen kleinen, in dieser Gegend und auf dem Rohrberga umherliegenden Kalksteine gehören. Dieselbe Erscheinung eines in dieken Platten geschichteten Kalks bietet sich [im Langethal bei Streitberg und gleich ober der Muggendorfer Muschelquelle dar; vereinzelt aber bedecken kleinere Trümmer den Waldboden zwischen Muggendorf und Baumfaurt.
. e) Zweckmässig wird der Lichenologe hier sofort auf ‘die übri- gen grösseren, oft sehr mächtigen plumpen Kalkfelsen und Wände blicken, welche zunächst in Oberfranken auf dem Brand bei Hetzels- dorf und dem Hummerberg bei Streitberg noch den Gipfel des Ber- ges bilden, allmählig aber längs des Wiesentihales immer weiter herabsteigen und zuletzt nur ausnahmsweise, wie bei der Beh-
*) 8. die geognostisch-topographische Karte des Wörnitz- und Altmühlthals von Schnizlein und Frickhinger 1855. *) 8. Martius Flora crypt, Erlaugensis, 1817. p. 199 &,
s3 ringer und Schottersmühle aus der Umgebung des Dolomits hervor- ragen. Von Streitberg bis zum Langethal und der Steinleiten ober der Wöhrmühle schliessen die Berge, soweit sie vom Thale aus sichtbar sind, oben noch mit Kalkfelsen ab; allein nicht nur ist der Dolomit bald da bald dort eingestreut, sondern die zahlreichen oben auf der Bergfläche weit und breit sich erhebenden, oft bewaldeten Felshügel bestehen durchweg aus Dolomit. Von Muggendorf an sind die Kalkfelsen längs der Thalsohle auf der linken Seite des Flusses *) grösser, als auf der rechten, mehr-+eschatteten und nördlichen Seite, wo sie beim Leitsderfer Brunnen abschliessen: überall dem Licheno- logen durch eine reiche Flora willkommen.
Im Süden des Gebietes sind die bedeutenden Kalkfelsen im Alt- mühlthale zwischen Breitenfurt und Dollnstein zu nennen, die da- selbst grappenweise, mit Dolomit untermischt sich längs des Berg- abbanges hinziehen und, in jener Gegend sich noch weiter erstreckend, auch oberhalb Zimmern bei Pappenheim wieder hervortreten.
d) Das am meisten verbreitete. Gestein im Jura ist offenbar der Dolomit. Ihm gegenüber steht im Wiesent- und Altmühlthale der Kalk als Ausnahme da und es ist bei diesem Umstande nicht nötbig, specielle Localitäten aufzuführen. tenug, dass das Wiesentthal von der Saxenmühle an, das ganze Rabenecker und Tüchersfelder Tbal mit Dolomit angefüllt sivd, aus welchem bekanntlich auch die zahl- reichen Knochenhöhlen jener Gesend bestehen. An Farbe und Härte ist der Dolomit nicht überall sich gleich, öfters wegen vermehrten Gehaltes an Bittererde von sandigem Aussehen: aher immer besitzt er eine im Ganzen sehr gleichförmige Flora von Kalkflechten, ohne dass selbst an den scheinbar sandigsten Stellen, wie an den hohen Felswänden bei Kipfenberg und der Riesenburg bei Muggendorf nur eine einzige jener ächten Kieselflechten, wie sie der Volith und Keuper auf sich tragen, zum Vorschein käme. Für die Eiechstitter Gegend ist übrigens zu bemerken, dass hier vielfach, vorzüglich am Abhange des Wintershofer Bergs, im Laubwalde bei Landersbofen and in den Schluchten vor Obereichstätt ein dem Kalke ziemlich nahe stehender Dolomit auftritt, dessen Felsen schon von Weiten durch eigenthümlich abgerundete Construction, sowie am Ueberzuge weiss und hellkrustiger Flechten kenntlich sind. Gleichwie der Kalk den Dolomit an Reichthum schöner Flechten zu übertreffen scheint, so steht auch in dieser Beziehung (nach den bisherigen Beobachtun- gen) die bezeichnete Felsbildung dem übrigen Dolomit voran.
*) Zweklesgraben, gegenüber Baumfurt und gegenüber Geilenreuth. 6 “
84
e) Dem Dolomit liegt in der Altmühlgegend an verschiedenen Stel. ien der Solenhofer Kalkschiefer auf, welcher hauptsächlich zwischen Mörnsheim und Solenhofen die Lithographiesteine liefert und zu ander- weitigen technischen Zwecken verwendet wird. Selhstverständlich wird man innerhalb der Steinbrüche nicht nach Flechten suchen; dagegen dürften sich an den seit Jahren, oft seit Menschengedenken aus den Steinbrüchen den Berg hinabgeworfenen Steintrümmern interessante Untersuchungen über die Art und Zeit des Wachsthums der Flechten anstellen lassen. Um Eichstätt ist dieser Schiefer bedeutend schmäch- tiger und dünner (s. 8. Dachschiefer); die Steinbrüche erstrecken sich vom Plateau des Wintershofer Bergs bis nahe zu Obereichstätt; der Lichenologe wird jedoch den oft massenhaft umbherliegenden, kleinen Platten und Kalksteinen im Laubwalde .der Anlagen und oberhalb Wasserzell oder an den kahlen Höhen zwischen Mariastein "and Obereichstätt entschieden den Vorzug geben, Denn an diese umherliegenden Kalksteine knüpft sich eine mannigfache und wie es scheint, auch eigenthümliche Flechtenflora. “
f) Während der bisher ad b.—e. geschilderte weisse Jura in seinen Abtheilungen gleichmässig das Bild einer Flora von Kalk- pflanzen gewährt, so fehlt es doch nicht an einer Basis für Kiesel- flechten im Gebiete, nämlich solchen Arten, die ganz und gar vom Kalk ausgeschlossen, sofort mit dem Auftreten von kieselhaltigem Gesteine gegeben sind. Zwischen Solenhofen und Mörnsheim kom- men Quarzblöcke, bei Eichstätt erdige Quarze, Hornsteine und ähn- liche Gebilde an vielen Stellen, z. B. Hessenthal, Schweinspark, längs des Weges oberhalb Mariastein vereinzelt oder in Steinhaufen beisammen liegend vor. Diese aber in Verbindung mit den Sand- steinen des braunen Jura (s. oben al a), den gebrannten Dachzie- geln und dem bald da, bald;dort lehmig sandigen Boden *) liefern das Material für eine selbstständige, von derjenigen des Kalkes (b.—e.) wesentlich verschiedene Lichenenflora. Der Nachweis hiefür wird sich bei Aufzählung der einzelnen Standorte der Arten von selbst ergeben.
2. Ueber die Schichten des weissen Jura (1. b.-e) lassen sich folgende, allgemeine Bemerkungen aufstellen:
a) Weit wichtiger als eine Eintbeilang in Kalk- und Dolomit- Flechten ist die Eintbeilaung nach Standorten. Die bisherige Erfah- rung hat gezeigt, dass nicht blos der grüssere Theil der Steinflech- ten dem Kalke und Dolomit gemeinschaftlich zukommt, sondern
*) 8. Flora. 1857. p. 113.
85
dass viele Species anfünglich nur auf dem einen Gesteine angeirof- fen, nachträglich in anderer Gegend anch auf dem anderen zum Vor- scheine kamen. Wäre der schwäbische Jura in Würtemberg, wo Dolemit weniger häufig auftritt, besser bekannt, so würde die Ueber- einstimmung der Kalk- und Dolomitflora noch weit mehr ins Licht fallen.
b) Hinsichtlich des Standortes aber scheint mir der bedeutendste Unterschied darin zu liegen, ob der Stein und Fels, auf welchem die Fiechte wächst, in schattiger oder sonniger Lage sich befindet, Nur wenige Flechten verbalten sich biegegen gleichgültig, wie Ver* rucaria caleiseda (Schrad.) Hepp. exs. 428. oder Sarcogyne prui- nosa Mass. ,
Sodann ist die Grösse des steinigen Substrates za berücksichti- gen; an den mächtigen Felsen und Wänden gedeihen Flechten, welche kleineren Trümmern und umherliegenden Steinen gänzlich fehlen und umgekehrt. Selbst die Gestalt der Unterlage, ob es sich um eine breite Wand oder Felszacken handelt, ist keineswegs gleichgültig; und am Grunde der Felsen, an niedrigen über dem begrasten Boden hervorstebenden und dadurch mehr Feuchtigkeit enthaltenden Blöcken und Riffen prägt sich ein anderer Charakter der Flora aus, als an ılen sonnverbrannten Gipfeln. Zur Zeit mögen diese Andeutungen genügen; aus der Bezeichnung der speciellen Fundorte werden die entsprechenden Flechtengruppen (wenigstens in allgemeinen Umris- sen) sich zusammen stellen lassen.
3. Auf ähnliche Weise liessen sich derartige Gruppen noch in anderen Richtungen fisiren: im Waldboden gegenüber dem steinigen Boden kahler Bergeshöhen; in der glatten oder tief rissigen Rinde junger oder alter Bäume, des Laub- oder Nadelholzes u. s. w. liegen mannigfache Anhaltspunkte für solehen Zweck, Gegenwärtig aber, wo die Acten noch lange nicht geschlossen sind, kann es lediglich bei dieser allgemeinen Notiz sein Bewenden haben.
4. Es lässt sich nicht genau ermitteln, wer sich zuerst mit den Lichenen des fränkischen Jura beschäftigte, Schon in Goldfuss (Beschreibung der Umgebung von Muggendorf, 1811) sind mehrere Arten, besonders Biatora lestacea Hff. erwähnt. Später hat v. Mar- tius seine Excursionen von Erlangen aus zur Ehrenbürg bis nach Muggendorf ausgedehnt und die Resultate in derFlora cerypt. Erlan- gensis 1817 niedergelegt. Auf dieses für die Flora des Gebiets be- deutungsvolle Werk werde ich bei den einzelnen Arten stets Bezug nehmen. — Ungefähr im Jahre 1821 durchforschte Laurer dasLa- berthal von Regensburg aus und entdeckte Meppia adgiutinata Kpih.;
86
es ist Hoffnung vorhanden, dass die Ergebnisse dieser Reise seiner Zeit noch zur Veröffentlichung gelangen werden.
Seit dem Jahre 1854 endlich habe ich es versucht, die Flech-
ten von Muggendorf und Eichstätt nach Kräften zu sammeln, wovon das hier folgende Verzeichniss Zeuge sein soll. Bekanntlich ist je- doch die neuerdings entstandene Verwirrung in der Lichenologie -noch nicht völlig verschwunden: und um möglichst sicher zu consta- ‚tiren, was denn eigentlich unter den verschiedenen Namen verstan- .den sei, habe ich: " . a) an befreundete Lichenologen die Mehrzahl aller gesammelten Flechten unter bestimmten Nummern gesendet; insbesondere in den Herbarien der Ilerren Hepp, Körber, v. Krempelhuber und Massalongo sind sämmtliche so bezeichnete Flechten vertreten und eine grosse Zahl befindet sich auch im k, Staatsherbarium zu München, sowie der Sammlung des Museum des Jardin des Plantes zu Paris. Ich eitire diese Nummern bei den einzelnen Standorten mit einem Ausrufungszeichen (}).
b) Ausserdem habe ich in den veröffentlichten Collecetioneu der Herren Hepp, Körber, Massalongo, Rabenhorst und v, Zwackh eine Reihe — gegenwärtig nahezn ein Drittel — der Jura-Species niedergelegt, so dass der Besitzer dieser Sammlungen zugleich das einigermassen entsprechende Bild der Flora des Gebiets erhält. BeiAngabe der Fundorte werde ich die Sammlung, in wel- cher auf solche Weise die betreflende Flechte enthalten ist, speciell anführen.
Bei dieser Gelegenheit aber sage ich genannten Herren Hepp; Körber, v. Krempelhuber und Massalongo für die vielfach mir ertheilten, freundlichen Belehrungen meinen besten Dank!
Sectio I. PHYCOLICHENES. *) A. Eymnocarpi. Ordo I. Collemacemw. Trib. I. Collemee. EL. Collema Noffm. 1. €. cheileum Ach. syn. 310. Schär. Enum. p. 257° Körb. ayst. L. 402.? Steril an Dolomitfelsen unweit des Eingangs zur Sophienhöble bei Rabenstein in Oberfranken. (196) {teste Nylander in lit. !) @. fuscatum Hepp. in lit. Jan. 1858.
*”) S. Massalongo Sched. crit. 1855. p. 14.
87
Steril auf Erde des selten befahrenen Fahrwegs zwischen dem Hirschparkhaus und der Fasanerie bei Eichstätt. Gemeinschaftlich “mit C. pulposum Ach. (746!)
2. C. subtile (Schrad.) Schär. Enum. 250. Coll. cheileum ß. byssinum Körb. Lich. germ. sel. 60. syst. 402. p. p. Exs. Hepp. Lich. eur, exs. 413. Körb. Lich. germ. sel. 60.
Auf Erde alter Strassenmauern bei Eichstätt gemeinschaftlich mit der folgenden Art und zwar: a) unweit der Dreifaltigkeitskapelle (356!) (Körb. lich. germ. sel. 60.) b) bei Wasserzell.
3. C. pulposum Ach. lich. 632. Syn. 311. Schär. Enum. 258. Körb. syst. L. 404 p. p. Mass. mem. 81. Mart. Fl. erypt. Erl. 230 p: p.
Ess. Zw. lich. 160. 161. Mass. lich. It. exs, 342. Hepp, lich, eur. 417, Rabhst. lich, eur. 72.
Auf Erde hie und da: a) auf sandhaltigem Boden des Wald- weges hei Landershofen unweit Eichstätt mit Jungermannia biden- tata, Barbula fallax (655'!); dann anf Erde alter Strassenmauern bei Eichstätt nicht selten. b) bei Muggendorf am Wege zur Rosen- müllershöhle, ? ec) auf kleinen umherliegenden Steinen der Ehrenbürg bei Forchheim (717!); ?d) auf der Ehrenbürg (711!) und anderwärts findet sich auf steinigem Boden kahler Bergrücken eine zwischen pulposum und dem ächten multiflorum in der Mitte stehende Form.
ß. erustaceum Schär. Enum. p. 259. Rabhst. D. L. p. 53.
Auf steinigem Boden kahler Bergeshöhen: a) um Streitberg und Muggendorf hie und da; b) bei Eichstätt zwischen Mariastein und Obereichstätt und am Wege vor dem Hirschparke (408!); c) ober- halb Zimmern bei Pappenbeim.
4. C. multiflorum (Schär.) Hepp. lich. eur. 87. C. tenar Körb. syst. L. 404 p. p.
Exs. Hepp. lich. eur. 87.
a) Auf Waldboden zwischen Moosen im Laubwalde der Ludwigs- höhe bei Weissenburg; b) ebenso unterhalb Gössweinstein und im Langethale bei Streitberg. Exemplare von diesen Standorten wur- den von Hepp (in lit.) bestätigt. Sowohl feucht als trocken gut zu kennen; die bläulichgraue Farbe des trockenen Thallus erscheint besonders charakteristisch. c) Auf Erde beschatteter Dolomitblöcke in der Schlucht ober dem Leitsdorfer Brunnen im Wiesentthale (480'!}; d) auf bemooster Erde der Dolomitfelsen unweit der Riesenburg bei Muggendorf (1481). Ob die Exemplare dieser Standorte c. und d. zur Stammform gehören oder als Varietät abzuscheiden sind, ist zur Zeit noch zweifelhaft,
5. C. molybdinum Körb. eyst. L. 410.
Exs, Körb. lich, germ. sel. 177.? Zw. lich, 156. B.?
a) An Kalkfelsen des Geilenreuther Brunnens im Wiesentthale
(153!); b) dessgleichen beim Oberfellndorfer Brunnen unweit Streit- berg (736). “Die in genannten beiden Collectionen enthaltenen, von Sauter gesammelten Salzburger Exemplare stimmen nicht vollständig zur fränkischen Flechte und haben mit Coll. plicatile Ach. viele Aehn- lichkeit.
6. €. granosum (Wulf.) Sehär, Euum. 253. Körb. syst. L. 407. Mass. mem. 85. Rabhat. L. D. 53.
Eis. Schär. lich, helv. 4328, Zw. lich. 170. Körb. lich. germ. sel. 178. Massa. lich, It. exs. 215.
In Laubwaldungen: a) steril nicht selten auf Erde, Steinen und besonders zwischen Moosen; b) c. apoth. in der Schlucht des Lange- thals bei Streitberg und unterhalb Geilenreuth (28'}; dann im Zweck- lesgraben bei Muggendorf; c) ferner ce. apoth. an Dolomitfelsen im Walde zwischen Pottenstein und, Tüchersfeld in Oberfranken (Körb. lich. germ. sel. 178.); d) eine Form mit trocken bläulich grauem Thallus an einer beschatteten Dolomitwand im Tiefenthale bei Eich- stätt, steril (422!).
7. C. palmatum Ach, prod, 54. syn. 319. Schär. Enum. crit. 254. — Exs. Körb. lich. germ. sel. 146.
Steril auf Erde der Strassenmauern zwischen Eichstätt und dem Tiefenthale (390!). (Körb. lich. germ. sel. 146.)
8. C. plicatile Ach. syn. 314, Schär. Enum. p. 258. Körb. syst. 1. p. 409.
Exs. Hepp. lich. eur. 86. Zw. lich. exs. 156. bis.
Steril an Dolomitfelsen: a) bei Weischenfeld in Oberfranken (150!); b) im Tiefenthale bei Eichstätt an einer vom herabrieseln- den Quellwasser feucht erhaltenen Stelle. (387!) Da die Flechte nor steril gefunden wurde, so lässt sich nicht mit aller Bestimmtheit deren Uebereinstimmung mit obigen Citaten aussprechen. :
9. C. multifidum Scop. Schär. Enum. p. 254. Körhb. syst. L. p. 409. Rabhst. L. D. p. 51. Mart. Fl. erypt. Erl. p. 231.
x, complicalum Schär. Enum. p. 255. Körb, syst. L. p. 409. Mass. mem. p. 82.
Auf Kalkfelsen bei Muggendorf.
£. jacobeaefolium Schrk. Scehär. Enum. p. 255. Körb. syst. I..p. 409. Mass. mem. 82,
Fxs. Schär. lich. belv, 422. Rabhst. lich, eur. 219.
80
Scheint die am meisten verbreitete Form im Jura zu sein: vor- züglich auf Dolomit bei Eichstätt.
y. polycarpon Schär. Enum. p. 255. Körb. syst. L. p. 409. Rabhst. L. D. p. 51. Mass. mem. 82.
Exs. Schär. lich, Helv. 421.
a) Auf sonnigen Kalkfelsen am Gipfel des Hesselbergs bei Was- sertrüdingen und bei Suffersheim zwischen Weisseuburg und Eich- stätt; b) um Muggendorf; ? c) an Dolomitfelsen des Wintershoferbergs bei Eichstätt (529'!); Pd) auf Dolomit des Tiefenthals bei Eichstätt (417!)
Die Formen ce. und d. lassen sish vielleicht als selbststündige Varietät auffassen,
10. ©. cristatum Hoff. D, Flora p. 101. Schär. Enum. erit. 255. Körb, syst. I. p. 408. Mass. mem, 84. Mart. Fl, erypt. El. p- 231, Rabhst. L. D. p. 51.
Exs. Schär. lich. heiv. 417, Hepp. lich. eur. 213. Masse. ich, it. exs. 340, Rabhst. lich, eur. 252.
Ziemlich zahlreich im Gebiete, z. B. auf Kalkfelsen gegenüber Geilenreuth im Wiesentthale; auf Dolomit bei Eichstätt, auf Erde oberhalb Zimmern bei Pappenheim; eine Form mit compactem Thal- Ins auf Dolomit der Espershöhle bei Geilenreuth. In Wäldern nicht bemerkt.
11. C. microphyllum Ach. lich, 630. syn. 319. Mass. mem. 83. Schär. Enum. p. 252. Körb. syst. I, p. 406. Rablıst. L.D. p. 50.
Exs, Hepp. lich. eur. 214. Schär, lich. heiv. 411. Mass. lich. it. exs; 182. Zw. lich. 168. 220.
Au der Rinde alter Weiden der Neumüble bei Rabenslein in Oberfranken. (291)
12, C. callopismum Mass. Misc, lich. p. 23.
a) Auf Dolomitfelsen unweit Engelhardsberg bei Muggendorf; (59!) b) desgleichen auf dem Badanger und der Kegelbahn bei Gösg- weinstein und dem heiligen Bübel unweit Engelbardsberg; ce) auf Kalkfelsen der Kupfe oberhalb Muggendorf mit Pannaria Schaereri Masse, (165';; d) nicht selten auf Dolomitfelsen des Tiefenthals bei Eichstätt (533!) (Mass. lich. It. exs.. .. *); e) auf umberliegen- den Kalk- und Dolomitsteinen im Laubwald oberhalb Wasserzell bei Eichstätt. (6381) nen
"In Hepp’s und Massalongo’s Collectionen, dort Band 9 f., bier Fast.
11 #. werden mehrere Jurafiechten erscheinen, deren Nummern, da die Sammlungen noch nicht edirt sind, jetzt nicht eitirt werdes können.
90
ß. murale m. .
Auf Erde alter Gartenmauern bei Eichstätt: a) steril hinter dem Krankenhause (454!), (Mass. lich, it. exs. ... .); b3 ec. apoth. bei der Dreifaltigkeitskapelle (357'); und vor dem 'Tiefenthale.
H. Mallotium Fw.
1. M. tomentosum (Hoffm.) Körb. syst. 1. p. 416. M. myochroum. Mass. mem. 96. Coll. myochr. B. toment. Schär. Enum. p. 256. Rabhst. L.D. 52.
Ess. Schär. lich. heiv. 500. Rabhst. lich. eur. 221.
Steril am Grunde einer alten Buche im Hessentbale bei Eich- stätt. (592!) "
II, Lethagrium (Ach.) Mass.
1, L. nigrescens (Ach. lich. 646. syn. 321.) Mass. mem. 92. C. nigr. Vespertilio Schär. Enum, p. 252. Rabbhst, L. D. p. 50. Synechablastus Vesp. Trev. Körb. syst. L, p. 414. Mart. Fl. erypt. Erl. p. 232. p. p.
Exs. Schär. lich. belv. 410. Hepp. !#h. eur. 216. Mass. lich. it. 92. Zw. lich. 219. Rabhst. lich. eur. 158. Körb. lich. gerin. sel. 149.
€, apoth. an der Rinde alter Weiden der Neumühle bei Raben- stein, selten.
2. L. rupestre (L.) Mass. mem. 92. (ollema rup. Sebär. Enum. p. 252. Coll. flaccidum Ach. syn, 322. Synechobl. flacc. Körb. syst. |. p. 413, Rabhst. L. D. p. 50. Mart. Fl. crypt. Erl, p. 232.
Exs. Schär. lich. heiv. 412. Zw. lich. 166. 4, B. C. Mass. lich. It. exe. 341. Rabhst. lich. eur. 129.
«4. (corlicolum,) Steril am Grunde einer alten Buche im Tiefen- thale bei Eichstätt (6251); (saricolum), ce. apoth. auf Solenhofer Kalkschiefer im Walde oberbalb Mörnsheim (501'); steril nieht sel- ten z. B. auf umberliegenden Kalksteinen im Laubwalde der Anla- gen bei Eichstätt; auf Dolomit bei Muggendorf und Eichstätt.
ß. eonchilobum Körb. Coll, conchilobum Körb. syst. 1. p. 407. Coll. rupestre &. furvum Schär. Enum. p. 252. p. p.
a) Auf Kalk. und Dolomitfelsen ober der Muggendorfer Muschel- quelle; b) auf Dolomitfelsen unweit Engelhardsberg bei Muggendorf (72!). (Körb. lich. germ. sel. 147.) Die — nur steril beobachtete -—— Flechte dürfte hier am passendsten untergebracht sein.
3. L. Mülleri Hepp. in lit. Jan. 1858. sub Synechoblastus' Leth. lurgidum auct. p. p. Körb. syst. L. p. 415. p. p.
Exs. Zw. lich. 249. Rabhst. lich. eur. 256!
Häufig im Gebiete, zumal an kleineren Dolomitwänden: a) auf
9
Dolomitfelsen zwischen Muggendorf und Engelhardsberg (Zw. lich. 240); b) an Kalkfelsen beim Geilenreuther Brunnen {teste Hepp. in lit.); ec) auf Dolomit des Wintershoferbergs heim Tiefenthal un- weit Eichstätt (Rabhst. lich, eur. 256.) (teste Hepp. in lit. !),; d) an Kalkfelsen oberhalb Zimmern bei Pappenheim. (teste Hepp. in lit.!)
Wahrscheinlich kommt €. Zurgidum Hepp. lich. eur. exs. 215. im Jura gar nicht vor. Die nähere Beschreibung der nenen Flechte wird in Hepp's Collection erfolgen.
Trib. I. Leptogieae. Leptogium (Ach.) Fr.
1. L. sinualum (Huds.) Mass. mem. 88, Körb. syst. L. p. 418. Coll, sin. Schär, Esum. p. 250. Rabhst. L.D. p. 49. Coll, scotinum Ach. syn. 323.
Exs. Schär. lich, heiv. 405. Zw. lich. 171.
In Laubwäldern meist steril auf bemoosten Kalk- und Dolomit- blöcken im Langethal bei Streitberg und in der Schlucht unterhalb Geilenreuth. (27')
ß. smaragdulum Körb. syst. I. p. 419.
€. apotb. auf Kalkblöcken zwischen Moosen im Langethal bei Streitberg. (489 !)
2. L. lacerum (Xch. univ 657. syn. 327.) Körb. syst.].p. 417. Coll. atrocoeruleum Sch, Enum. p. 248. Rabhst. L.D. p. 49. Lept. atrocoer. Mass. mem. p. 87. Ü. lac. Mart Fl. erypt. Erl. p: 233.
«a, alrocaeruleum Sch.
Exs. Scehär. lich. helv. 404, Zw. lich. 172. Rabhat, lich. eur. 127.
Steril zwischen Moosen auf Felsen and der Erde in Laubwal- dungen häufig, c. apoth. im Walde oberhalb der Saxenmühle im Wiesentthale. (26!)
F. furfuraceum Schär. Enum. p. 249. Unterhalb der Ruine Streitberg an Kalkfelsen.
ß. pulvinatum Ach. syn. 327. Schär. Enam. p. 249. Körb. syst. 1. p. 418, Rabbst. L.D. 49. Coll. muscicola Mart. Fl. erypt. Erl. p. 233. p. p.
Exs. Schär. lich. helv. 406.
An sonnigen Stellen, auf Erde alter Strassenmauern, auf Felsen und steinigem Boden weit verbreitet, stets steril; auch in der Oolitb- region bei Weissenburg und Dettenheim.
3. L. tenuissimum (Deks.) Körb. syst. I, p. 419, C. lac. var.
’
9
ten. Ach. syn. 328. Schär. Euum. p. 249. Rabtıst. I. D. 49. (Mass. mem, 85.)
Exs. Schär. lich. helv. 4058. Hepp. lich. eur. 211. Zw. lich. 174.
Selten auf Waldboden im Tiefenthale bei Eichstätt.
4. L. minutissimum (Fi) Mass. mem. 86. Coll. min. Schär. Enum. 251. Rabhst. L. D. 49. Lep. subtile Körb. syst. L. 420.
Exs, Schär. lieh. heiv. 498. Zw. lich. 175. a. b. Hepp. lich. eur. 212. Rabhst. lich. eur. 125.
a) Auf Waldboden der Ludwigshöhe bei Weissenburg; b) um Eichstätt auf sandig-lehmigem Boden der Laubwälder nicht selten, 2. B, zwischen Weissenkirchen und Landershofen (Rabhst. lich. eur. 125.); dann im Hirschparke am Wege zur Fasanerie; ce) auf abgestorbenen Moosen auf dem kahlen Gipfel des Brand bei Hetzels- dorf in Oberfranken,
5,? Z. Schraderi Bernb. Ach. syn. 328. Schär. Eoum. p. 254.
Steril auf umherliegenden Kalksteinen an lichten Stellen des Laubwaldes oberhalb Wasserzell bei Eichstätt (632). (Hepp. lich. eur... .)
Trib, II, Osphalarieue. I. Thyrea Mass. in Flora 1856, n. 14. 1. Th. decipiens Mass. l.c. Omphal. dee. Mass. Framm. p. 13.
symm. p. 61. a) Ziemlich häufig an Kalkfelsen und Wänden zwischen Streit- berg und dem Langethal (158!) (Mass. lich. It. exs...... Hepp.
lich. eur. exs. ... .); b) eine sterile Form mit compaetem Thallus, zweifelhaft ob Lieher gehörend, an Kalkwänden jm Wiesentthale gegenüber Geilenreuth (492!); c) steril scheint die Flechte in ver- einzelten Exemplaren an mehreren Localitäten vorzukommen, z. B. gegenüber Geilenreuth (737!), in der Steinleiten ober der Wöhrmühle, zur Zeit ist jedoch ein sicheres Urtheil über solche sterile Thallus- formen nicht möglich.
2. Th. pulvinata (Schär, Enum. p. 260.) Mass. Flora }. c. Omphal. pule, Nyl, lich. alg. p. 6, Cell. stygium y. pulvinalum Schär. lich. helv. 435,
Exs. Rabhst. lich. eur, 71. Sehbär. lich. helv. 435.
a) Au Kalkfelsen im Wiesentihale nicht selten, so zwischen Streitberg und Langethal und gegenüber Geilenreuth (68,); b) bei Eichstätt auf Dolomit unweit Obereichstätt (2381) und am Abhange des Wintershoferbergs; c) eine kleinere, mehr compacte Form an Dolomitfelsen oberhalb der Dreifaltigkeitskapelle bei Kiehstätt. (519!) Veberall steril angetroffen.
93
ll. Synalissa ramulosa Fr. syst. orb. veg. 297. Mass. in Flora eit, Körb. syst. I. p.423. Syn. Acharü Trev. Hepp. lich. eur. 89. Coll. synal. Ach. Lich. 640. syn. 317. Coll. stygium es. incisum Schär, Enam. p. 260. Rabhst. L. D. 54.
Exs. Hepp. lich, eur. 89. Rabhst. lich, eur. 73.?
a) Steril hänfig im Gebiete, z. B. bei Weischenfeld auf Dolomit (98!); auf Kalk zwischen Streitberg und Oberfellndorf; auf Delomit der Ebrenbürg bei Forchheim und nicht selten um Eichstätt. Auch auf Kalk oberhalb Zimmern bei Papperheim. — b) C. apoth. an Kalk- felsen bei Dollnstein im Altmühblthale. (6611) —
Im feuchten Zustande ist die Flechte braunroth, trocken schwarz. — Im Waldesschatten nicht angetroffen.
III. Peccania Mass. in lit. 4. Dechr. 1856. Corynophorus Mass. in Fiora. 1856. n. 14.
P, coralloides Mass. 1. ec.
a) An verwitterten Kalkwänden ober dem Galgen bei Streitberg. (169!) (Mass. lich. It exs.... Hepp. lich. eur. exs.....) b) in vereinzelten Exemplaren auch an den Kalkfelsen der Streitberger Muschelquelle.
IV. Arnoldia Masse. in Flora I, e.
1. A. cyathodes Mass. |. c.
a) An Kalkfelsen in ehemaligem Marmorbruche der Ruine Nei- deck bei Streitberg. (Mass. lich. It. exs.....) b) Nicht selten an Kalkwänden im Wiesentthale von Streitberg bis gegenüber Gei- lenreuth (Zw. lich. 319. — Hepp. lich. eur. exs. .. .); e) auch an Dolomitfelsen in der Schlucht Steinleiten über der Wöhrmühle bei Muggendorf.
2) A. bolryosa Mass. mise. lichen. 1857. p. 20.
a) C. apoth. im Wiesentthale gegenüber Geilenreuth an Kalk- wänden, heerdenweise wachsend (477!); b) ebenso an den Kalkfelsen zwischen Streitberg und dem Langethale; ec) steril scheint die Flechte um Riebstätt nicht selten zu sein: auf Dolomit in der steinigen Schlucht ober Mariastein (4491) und am Abhange des Wintershoferbergs un- weit des Tiefenthals. (517. 518!)
V. Physma Mass. neag. lich. 1854. p. 6. Mise. lich. 1857. pP. 21. Lempholemma Körb. syst. lich. p. 400.
k. Ph. compactum Körb, 1. ce. p. 401. Coll. chalazanum Ach. syn. 309. p. p.
Exs. Körb. lieh. germ. sel, 120. Zw. lieh. 164.
Moose incrustirend aaf Kalk und Dolomitfelsen, nieht selten im Gebiete, meist auf Grimmia apocarpa Hed., Ortkoinichum onpılatum
94 ®.
Htf. und anomalum H.; a) bei Gössweinstein auf dem Badanger; b) im Langethal bei Streitberg. (485!) (Hepp. lich. eur. exs... .y ec) am grasigen Abhange des Wintershoferbergs und vor Obereichstätt auf Dolomitfelsen (Mass. lich. It. exs. .. .): d) auf Dolomitblöcken _ im Altmühlthale unweit Mörnsheim (499!\.
2, Ph. franconicum Mass. Mise. lich. 1857. p. 21.
a) Auf Erde einer alten Mauer unweit der Ruine Streitberg, (486!) (Hepp. lich. eur, ers... .): b) auf Erde alter Strassen- mauern vor dem Tiefenthale bei Eichstätt. (418!) (Mass. lich. it,
Hiemit wird Zw. lich. (Beigabe zu fasc. 4) — ®& auch Körb. syst. 1. p. 401. Zeile 16 u. 25 ff. — identisch sein. — Meines Er- achtens wird für Ph. compactum der alte Name chalazanum Acha- rius noch allgemein wieder angenommen werden, wie es bereits von Nylander geschehen ist.
3. Ph. Arnoldienum Hepp. lit. 12. Dechr. 1857.
„Sporen einzellig, farblos, 18—23 m. m. lang, 2—2', mal so lang als dick; 8 Sporen in einem Schlauch. Die Sporen haben die Form wie bei Ph. compactum.“ Hepp. in Sit.!
a) Selten an umherliegenden Dolomitsteinen in der Waldschlucht des Rosenthals bei Eichstätt (569 und wohl auch 568!); b) die Flechte auf einem Quarzsteine im Laubwalde oberhalb Wasserzell (569 C.!) dürfte gleichfalls hieher gehören.
Ordo I, Racoblennace:. Trib. 3. Racoblennee.
I. Racoblenna Tremniaca Mass. mem. 134.
{?) Steril am Grunde der Dolomitfelsen des Wintershoferberg- Abbanges bei Eichstätt, (527!) Massalongo vermuthet, dass die- ser sterile Thallus hieher gehöre. .
ll. Collolechia caesia (Duf.) Mass. Geneae. 7. Körb. syst. L. 397. Lec. tript. v. caesia Schär. Enum, 99. Biat. caesia Hepp. lich. eur. 22,
Exs. Hepp. lich, eur. exe. 22, Mass. lich, It. exs. 53. Zw. lieb, 237. Körb. lich. germ. sel. 90,
Nicht seiten im Jura; a) an beschatieten Kalkfelsen der Schlucht des Zwecklesgraben bei Muggendorf (Zw. lich. 237.); b) dessglei- chen häufig beim Leitsdorfer Brunnen im Wiesentthale (1271) (Körb. lich. germ, sel. 90.) und an der Nordseite der Kalktelsen oberhalb der Streitberger Schlucht (90!); «) während die in Hepp |. c. er- wähnte Gloeocapsa der gewöhnliche Begleiter dieser Fiechte ist, so
9
kommt letztere mit gut und rein entwickeltem Thallus an der gros- sen Kalkwand beim Langethal unweit Streitberg vor (488!); d) am Grunde der Dolomitfelsen in der steinigen Schlucht oberhalb Maria- stein bei Eichstätt, mit Scylonema? verwebt (452'); endlich auch auf Dolomit eines Bergabhangs zwisıhen Eichstätt und Landershofen,
III. Placynthium nigrum (Ach. syn. 308) Mass. lich. It. 354. mem. 118. ric. 109. Lecoth. corallinoides Trev. Körb. syst. 398, Lee. tript. v. eorall. Schär. Enum. 99. Biat. ceroll. Hepp. lich. eur. 9. Lecidea microphylla Mart. Fl. erypt. Erl, 242. et Coll, nigr. 1. ce. p. 230.
Ess. Schär. lich. helv. 226. p. p. Hepp. lich. eur. 9. Mass. lich. it. exs. 354. Rabhst. lich. eur. 110.
Im ganzen Jura eine der gewöhnlichsten Flechten; gleich häufig auf umherliegenden Kalksteinen an sonnigen Stellen, wie an Kalk- Dolomitfelsen und aus dem Boden hervorstehenden Blöcken der Wald- wege; stets reichlich fructificirend. Ferner auf Quarz- und Horn- steinen, gebrannten Dachziegeln und Jen Oolithblöcken des Rohr- bergs bei Weissenburg.
Der sterile Thallus überzieht am Abhange des Wintershofer Bergs streckenweise die Dolomitfeisen, hie und da in Begleitung
von kümmerlich entwickeltem Collema callopismum Mss. (620!) (Fortsetzung folgt.)
Anzeige Wachsmodelle für entwicklungsgeschichtliche Demonstrationen.
Zu Demonstrationen complicirterer, dem unbewaffneten Auge unzugänglicher Formentwicklangen sind Modelle, welche den Gegen- stand vergrössert naturgetreu darstellen, ein vortreffliches, durch Ab- bildungen nie vollständig zu ersetzendes Hilfsmittel. Derartige Mo- delle, von Gyps oder Wachs, werden zur Erläuterung der thierischen Entwicklungsgeschichte längst mit Erfolg benützt. Für pflanzliche Gegenstände besitzen wir solche kaum, während es Objecte genug gibt, zu deren Erläuterung sie sich vorzüglich eignen. Ganz beson- ders gilt diess von Blüthen und Blüthentheilen,
Herr Dr. Ziegler, Assistent am hiesigen physiologischen In. stitut, und den Thierphysiologen durch seine trefflichen Wachsmodelle rühmlichst bekannt, hat sich, auf meine Aufforderung, bereit erklärt, solche naturgetreue Modelle, zunächst für die Entwicklangsgeschichte der Blüthe, anzufertigen,
Als erstes Object wurde ein einfacherer Gegenstand, die Ent: wicklung des anatropen Kies (nach Passiflora alata) gewählt. Die . ausgeführten Modelle stellen 7 auf einander folgende Entwicklungs: stafen, von der ersten Änlage bis zum ausgebildeten Ovulum dar, sämmtlich in gleicher Vergrösserung, die zwei entwickeltsten Zustände in Form halbirter Bier, welche auf der einen Seite den Längsschnitt zeigen. . ,
Dieser ersten Reihe soll eine Suite von Blüthenentwicklangen folgen, falls die Sache Beifall findet.
Ich mache biermit die Botaniker auf dieselbe aufmerksam, und bitte dm gefällige Mittbeilung etwaiger Wünsche und Ansichten.
Die erwähnte Saite vom Entwicklungsmodellen des anatropen Kies Hiefert Herr Dr, Ziegler um den Preis von 7 Gulden rhein. (4 Thir.-pr. Cour.) Bestellungen können an Hru. Dr. A. Ziegler direct oder an den ÜUuterzeichneten gerichtet werden.
Freiburg i. B.. den 1. Februar 1858,
. Professor A. de Bary.
Anzeige der im Jahre 1858 für die Sammlungen der königl. botanischen Gesellschaft: eingegangenen Beiträge.
1) The Natural history Rewiew. 1857. No. IV, October, London. 1857.
2; Nev. Act. Academ. Caesar. Leop.-Carol. naturae euriosor, Vol. XXLIL, Sopplement. Vratislav. et Bonnae, 1856. , .
3) Agardh, Rabenrhorst et v, Martens, Algae marinae siccatae, VL. Lieferun Herausgegeben von BR. F, Hohenacker. Esslingen, 1857.
4) Plantar. Indise orientalis Sect. VII. Spec. in provincia Canara et in ter- ritorio Coorg lectae. (Geschenk des Hrn. Hohenacker.)
5) Neues Jahrbuch für Pharmacie und verwandte Fächer. Bnd. VIII. Heft V. Speyer, 1857. Band IX. Heft I, Speyer, 1858.
6) 5. Hanstein, über den Zusammenhang der Blatistelluug mit dem Bau des: dieotylen Holzringes. -
7) Index seminum in Horto botanico Hamburgensi a. 1857 collectorum.
3) Abkandiongen der mathemat -physikal. Classe der k. bayer, Akademie der Wissrnsoheften. VILL, Band. 1. Abtheil. München, 1857,
9) v. Hermann, ‘über den Anbau und Ertrag des Bodens im Königreiche
Bayern. I. Abtheil. München, 1857.
19) v,.Martius, Denkrede auf Ch, S, Weiss, München, 1857.
11) Index semigum in Horto botanico Darmstadiüi 1857 collectorum. °
12) Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in deu Kgl.
. _ Prenssischen Staaten, Neue Rpihe. V. Jahrg. I, Heft. Berlin, 1857.
13} Revidirtes Statut des Vereins z, Beförd. d. Garteub. in den kgl, preuss. Staaten, Berlin, 1857, ==
14) Getrsckuete Pilauzen aus der Gegend vom Tegernsee, von Herrn Dr. Einsele daselbst,
ji) P. Beron, la vie des plantes, sa nature, sa cause, Ach actions et nea effets; Paris. 1857.
18) Oesterreich. botanisches Wochenblatt 1857. No. 47—53. Wien.
17) Oesterreich. botanische Zeitschrift. 1858. No. I. Wien,
Reäastsur und Verleger: Dr. Fürurchr. Druck von F, Neubauer,
r
Li
FLORA
— u —
JE \. i
Regensburg. ?*1. Februar. 1858.
. Inhnlt: orIGInaL- ABHANDLUNG. Arnold, die Lichenen des, frän- kischen Jura. (Fortsefzung.) — PERSONALNOTIZEN. Ehrenbezeigungen. Beför- derungen. Todesfälle. — anzeıce. Mette, Samen-Offerte.
“an
Die Lichenen des fränkischen Jura. Von F. Arnold, kgl. Assessor in Eichstätt. E (Fortsetzung.)
Sectio I. GNESIOLICHENES, A. Eymnocarpi. _ Ordo Il. Ciadoniace:. Trib. 5. Cladoniee. 1. Cladonia Hoffm. Cenemyce Ach. Capitularia Fl. Mart. Fl. crypt. Erl. 260—274. Die Cladonien bilden die zur Zeit noch am ungenügendsten bekannte Flechtengruppe des Jura. Der Grund liegt hauptsächlich in dem verhältnissmässig sparsamen Vorkommen der einzelnen Ar- ten, welche gerne eine kieselartige Bodenunterlage verlangen. An derartigen Stellen, wo in lichten Wäldern zugleich Vaccinium and ‘ Erica gedeihen, treten auch meistens mebrere Arten mit normal entwickeltem Thallas auf, während auf dem steinigen Boden kahler Berge kaum andere, als zu Cl, furcala, rangiferina und pyzidale gehörige, in der Regel sterile Formen sich zeigen. Bei solchen Umständen ist es aber besser, vorläufig unter Vermeidung grösseren Details blos die wichtigeren Varietäten aufzuführen, wobei ich vor- züglich Schärer. Enum. erit. p. 183 ff. zu Grunde gelegt,habe. . a. Apotlheciis coccineis: un . 1. Cl. macilenta Ehrb, a. bacillaris Ach. Schär. Enum. 186. Mart. Fl. crypt. Erl. 269. Körb. syst. L. 31. (ß. filiformis.) Rabhst. L. D. 97. .
Exs. Hepp. lich. eur. exs. 113, Rabhst. lich. eur. exa. 306, 309. x
Flora 1858 7. 2 7
2
”
Als erstes Object wurde ein einfacherer Gegenstand, die Ent- wicklung des anatropen Kies (nach Passiflora alata) gewählt. Die ausgeführten Modelle stellen 7 auf einander folgende Entwicklungs- stufen, von der ersten Anlage bis zum ausgebildeten Ovulum dar, sämmtlich in gleicher Vergrösserung, die zwei entwickeltsten Zustände in Form halbirter Eier, welche auf der einen Seite den Längsschnitt zeigen.
Dieser ersten Reihe soll eine Suite von Blüthenentwicklungen folgen, falls die Sache Beifall findet.
Ich mache hiermit die Botaniker auf dieselbe aufmerksam, und bitte um gefällige Mittheilung etwaiger Wünsche und Ansichten.
Die erwähnte Suite von Entwicklungsmodellen des anatropen Eies liefert Herr Dr. Ziegler um den Preis von 7 Gulden rhein. (4 Thir. pr. Cour.) Bestellungen können an Hrn. Dr. A. Ziegler direct oder an den Unterzeichneten gerichtet werden.
Freiburg i. B. den 1. Februar 1858.
Professor A. de Bary.
Anzeige der im Jahre 1858 für die Sammlungen der königl. botanischen Gesellschaft eingegangenen Beiträge.
1) The Natural history Rewiew. 1857. No. IV. October. London. 1857.
2) Nov. Act. Academ. Caesar. Leop.-Carol. naturae curiosor. Vol. XXIH. Supplement. Vratislav. et Bonnae, 1856.
3) Agardh, Rabenhorst et v. Martens, Algae marinae siccatae. Vi. Lieferung. Herausgegeben von R. F. Hohenacker. Esslingen, 1857.
4) Plantar. Indiae orientalis Sect. VII. Spec. in provincia Canara et in ter- ritorio Coorg lectae. (Geschenk des Hrn. Hohenacker.)
5) Neues Jahrbuch für Pharmacie und verwandte Fächer. Bnd. VIII, Heft V. Speyer, 1857. Band IX. Heft I, Speyer, 1858.
6) J. Hanstein, über den Zusammenhang der Blattstellung mit dem Bau des dicotylen Holzringes. -
7) Index seminum in Horto botanico Hamburgensi a. 1857 collectorum.
8) Abhandlungen der mathemat -physikal. Classe der k. bayer. Akademie der Wissenschaften. VIII, Bnd. 1. Abtheil, München, 1857,
9) v. Hermann, ‘über den Anbau und Ertrag des Bodens im Königreiche Bayern. I. Abtheil. München, 1857.
10) v. Martius, Denkrede auf Ch. S. Weiss. München, 1857.
11) Index seminum in Horto botanico Darmstadii 1857 collectorum.
12) Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. Preussischen Staaten. Neue Reihe. V. Jahrg. I, Heft. Berlin, 1857.
13) BRevidirtes Statut des Vereins z, Beförd. d. Gartenb, in den kgl. preuss. Staaten, Berlin, 1857.
14) Getrecknete Pflanzen aus der Gegend vom Tegernsee, von Herrn Dr. Einsele daselbst,
15) P. B&ron, la vie des plantes, sa nature, sa cause, ses actions et ses effets. Paris. 1857.
15) Oesterreich, botanisches Wochenblatt 1857. No, 47—53, Wien.
17) Oesterreich, botanische Zeitschrift, 1858, No, I. Wien,
Redasteur und Verleger: Dr. Fürnrohr. Druck von F. Neubauer,
Ds
NLORA.
—tr
Ne 1.
Regensburg. 21. Februar. 1858.
. , Imhalt: orıcınar - AasuanpLung. Arnold, die Lichenen des frän- kischen Jura, (Fortsetzung.) — PERSONALNOTIZEN. Ehrenbezeigungen. Befür- derungen. Todesfälle. — anzeıce. Mettc, Samen-Offerte.
Die Lichenen des fränkischen Jura. Von F. Arnold, kgl. Assessor in Eichstätt.
(Fortsetzung.)
Sectio II. GNESIOLICHENES, A. Eymnocarpi. Ordo II. Cladoniace:.
Trib. 5. Cladoniee.
1. Cladonia Hoffm. Cenomyce Ach. Capitularia Fl. Mart. Fl. crypt. Erl. 260—274.
Die Cladonien bilden die zur Zeit noch am ungenügendsten bekannte Flechtengruppe des Jura. Der Grund liegt hauptsächlich in dem verhältnissmässig sparsamen Vorkommen der einzelnen Ar- ten, welche gerne eine kieselartige Bodenunterlage verlangen. An derartigen Stellen, wo in lichten Wäldern zugleich Vacceinium und Erica gedeihen, treten auch meistens mehrere Arten mit normal entwickeltem Thallus auf, während auf dem steinigen Boden kahler Berge kaum andere, als zu Ci. furcata, rangiferina und pyxidala gehörige, in der Regel sterile Formen sich zeigen. Bei solchen Umständen ist es aber besser, vorläufig unter Vermeidung grösseren Details blos die wichtigeren Varietäten aufzuführen, wobei ich vor- züglich Schärer. Enum. crit. p. 183 ff. zu Grunde gelegt habe.
a. Apotlheciis coccineis:
1. Cl. macilenta Ehrh. 2. bacillaris Ach. Schär. Enum. 186. Mart. Fl. erypt. Erl. 268. Körb. syst. L. 31. (£. filiformis.) Rabhst. L. D. 97.
Exs. Hepp. lich. eur. exs, 113. Rabhsat. lieh. eur. exs. 306, 309.
Flora 1858 7. 7
100
Nicht selten auf angefaulten Eichenpfosten des Eichstätter Park- zauns, (Mass. lich. It. exs. 217. plura exempla.)
12. Cl. furcata Schreb. Schär. Enum. 201. Mart. Fl. crypt. Erl. 272. Körb. syst. L. 34. Rabhst. L. D. 103.
«. racemosa Hoffm, f. thyrsoidea Mass. Sched. crit. 98.
Exs, Schär. lich. heiv. 80. Mass. lich. It. exs. 158, A.
Auf sandigem Boden im Schweinsparke bei Eichstätt. (615!)
f£. spinulosa Mass. ]. e.
Eıs. Mass. lich. It. exs, 158, B.
Nicht selten in Laubwaldungen auf Erde, z.B. unweit Landers- hofen bei Eichstätt,
ß. subulata L. Schär. Enum. 202. Körb. syst. L. 35.
Exs. Rabhst. lich, eur. exs. 275.
Die vorherrschende Form im Jura; zahlreich auf steinigem Bo- den, z. B, auf dem Brand bei Hetzelsdorf, Geisknock bei Streitberg, bei Obereichstätt, auf Oolithboden bei Weissenburg u. s. w.
y. stricta Wallr. Schär. Enum, 202,
„Stipitibus elongatis, gracilibus, erectis, aphyllis, strietis.‘
Auf Waldboden ober dem Römerbrunnen bei Weissenburg bei Ci. degenerans.
» 13. Ci. pungens Gw. Körb. syst. L. 35. Rabhst, L. D. 104. Ci. rangiformis Fl. Mart. Fi. erypt. Erl. 271. Cl. fure. rangif. Schär. Enum. 202.
Exs. Schär. lich, helv, 459. Rabhst. lich. eur, exs. 277.
Steril selten im Laubwalde der Ludwigshöhe bei Weissenburg.
14. Cl. rangiferina L. Schär. Enum. 202. Mart. Fl. cerypt. Erl. 272. Körb. syst. L. 36. Rabhst. L, D. 109,
%, vulgaris Schär. I. e,
Exs. Schär. lich. helv. 76. Rabhst. lich. eur. exs. 266.
Steril weit verbreitet auf Waldboden und zwischen Moosen auf steiniger Erde, z. B, Gipfel des Brand bei Hetzelsdorf und bei Ober- eichstätt; dann häufig auf Eichenpfosten des Eichstätter Parkzauns.
ß. sylvatica Hoffm, Schär, Enum, 203. Körb. syst. L. 36. Mart.l.e.,
Exs. Schär. lich. helv. 78. Rabhst. lich. eur. exs. 270.
Auf Waldboden ober der Schlucht Steinleiten bei Muggendorf.
Trib. 6. Baeomyceae.
Il. Sphyridium fungiforme (Schrad.) Fiot. Körb. syst. L. 273. Baeomyces byssoisles Schär. Enum, 183. Mass. rie. 139. Baeomyces ruprstris Walls. comp. 561. Biat. byss, Fr. Rabhst. L. D. 96. Bacom. rufus Wahl. Mart. Fl, erypt. Erl, 275.
101
Exs. Schär. lich. helv. 32. Rabhst. lich. eur. exs. 26. Schultz Flora Gall. et Germ, 593,
Selten um Eichstätt: auf sandigem Boden eines Hohlwegs zwi- schen dem Schweinsparke und Breitenfurt, sowie auf lehmiger Erde eines alten Grabens unweit der Fasanerie.
U. Baeomyces roseus Pers. Ach. syn. 280. Schär. Enum. 182. Mass. ric. 138, Körb. syst. L. 274. Mart. Fl. crypt. Erl. 274.
Exs. Schär. lich. helv. 31. Hepp. lich. eur. 119, Rabhst. lieb. eur. exs. 27. Mass. lich. It. exs. 82. Schultz. Flora Gall. et Germ. 1195.
Auf Waldwegen hie und da: Ludwigshöhe bei Weissenburg und um Eichstätt.
Ordo IV. Usneace:. Trib.Y. Usneae.
I. Usnea 1. florida L. Körb. syst. L. 3. Usnea barbata Fr. a. florida L. Ach. syn. 304. Schär. Enum. 3. Körb. syst. L. 3. Mart. Fl. erypt. Erl. 237. Rabhst. L. D. 120. Mass. mem. 73,
Exs. Schär. lich. heiv. 398. Mass. lich. It, exs. 51.
Häufig c. apoth. an den Eichenpfosten des Eichstätter Parkzauns.
ß. hirta L. Schär. Enum, 3. Körb, syst. L. 3.
Mit der vorigen. (511!)
3. U. burbata Körb. syst. L. 3.
Gemeinschaftlich mit Alect. sarmentosa von Fichtenästen herab- hängend zwischen Weissenburg und Haardt, steril.
I. Cornicularia aculeata Ehrh. «.